Stadtrat besucht Saarstahl In der Welt von Dampf und roter Glut

Völklingen · Wie arbeitet eigentlich ein modernes Stahlwerk? Völklingens Stadtrat hat vom Besuch bei Saarstahl gute Nachrichten mit nach Haus genommen.

 Andreas Heinen, Leiter der Sekundärmetallurgie, erklärt dem Stadtrat die komplexen Produktionsprozesse im Stahlwerk. 

Andreas Heinen, Leiter der Sekundärmetallurgie, erklärt dem Stadtrat die komplexen Produktionsprozesse im Stahlwerk. 

Foto: Saarstahl AG

Beim Saarstahl-Besuch des Völklinger Stadtrates behalten einige Stadtverordnete ihre Arbeitskleidung gleich an, sie sind bei dem Unternehmen beschäftigt. „Ich hoffe, Sie haben alle festes Schuhwerk dabei“, sagt Technik-Vorstand Martin Baues am Dienstagnachmittag im Verwaltungsgebäude.

Doch bevor sich die Besucher zu Fuß auf den Weg machen, steht eine Busfahrt auf dem Programm. Das Saarstahl-Gelände ist groß und weit verzweigt. Durch Torhaus 2 verlässt man den Betrieb. Vorbei geht es am Bahnhof, über den Weltkulturerbe-Kreisel führt der Weg zu Torhaus 1. Schienenverkehr hat hier Vorfahrt, warnt ein Schild auf dem Gelände. So genannte Torpedos liefern flüssiges Roheisen aus Dillingen.

Nachdem die Gleise überquert sind, wird es etwas unheimlich. Binnen Sekunden verhüllt eine Dunstwolke den Bus. So mancher fühlt sich an den Gruselschocker „The Fog“ erinnert. Doch niemand wird vom „Nebel des Grauens“ verschluckt. Statt John Carpenter führt hier nämlich die Saarstahl AG Regie. Und die passt auf, dass keinem Gast ein Haar gekrümmt wird. Bei den Wolken handelt es sich um harmlosen Wasserdampf, der beim Abkühlen der Schlacke entsteht. Vom Bus aus blicken die Besucher auf die neue Schlackenhalle. Alles, was trocken und staubig ist, bleibt dort drin. Im März 2016 gab es Bürger-Beschwerden über Schlacke-Niederschlag, der Autos verschmutzte. Mit der Einhausung wurde das Problem gelöst.

Vor der Besichtigung des Stahlwerks ziehen die Besucher Schutzkleidung an. Mantel, Helm und Brille sorgen für Sicherheit. Später bitte keine persönlichen Dinge in den Manteltaschen vergessen, erklären die Saarstahl-Leute. „Geld können Sie drin lassen“, scherzt jemand. Die Stimmung ist entspannt, die Stadtverordneten freuen sich auf den Rundgang.

Nach dem Hinweis, dass in den Produktionshallen absolutes Fotografierverbot herrscht, folgt der Soundcheck. Über den Knopf im Ohr ist Andreas Heinen, Leiter der Sekundärmetallurgie, gut zu hören. Die technische Unterstützung ist nötig, im Stahlwerk ist es nicht nur warm, sondern auch laut.

Gleich zu Beginn versammeln sich die Stadtverordneten zum Gruppenbild an einem noch glühenden Konverter. Bevor der Industrieofen wieder mit Roheisen befüllt wird, entfernt ein Bagger mit seinem Teleskoparm die Schlacke am Konverterrand.

In der riesigen Halle sind fast keine Menschen zu sehen. Nur ab und zu zeigt sich ein Mitarbeiter der Instandhaltung. „Wir haben einen sehr hohen Automatisierungsgrad“, erläutert Andreas Heinen. Jeder Produktionsschritt ist nachvollziehbar, alles wird genau überwacht und dokumentiert. Das verlangen allein schon die Kunden.

Im Leitstand laufen die Fäden zusammen, viele Monitore liefern Informationen. Die neue Sekundärmetallurgie, seit Anfang 2013 in Betrieb, hat sich Saarstahl 150 Millionen Euro kosten lassen. Nach der Besichtigung geht es per Bus zurück zum Verwaltungsgebäude.

„Bitte greifen Sie zu!“, ruft Kommunikationschefin Ute Engel mit Blick auf die appetitlichen Schnittchen. Während sich die Gäste stärken, gibt es von den Vorstandsmitgliedern Fred Metzken und Martin Baues weitere Infos. Die positive Botschaft: Saarstahl ist besser unterwegs als im Vorjahr, 2017 wird ein gutes Ergebnis erwirtschaftet. „Wir haben uns gut erholt“, sagt  Baues. In die neue Stranggießanlage, die Ende 2019 in Betrieb geht, investiert das Unternehmen 100 Millionen Euro. Bei der Saarschmiede laufen strukturelle Anpassungsmaßnahmen. Und was bringt die Zukunft? Sorgen bereitet der Emissionshandel. Die Elektromobilität hingegen sieht man als Chance: Auch in Elektroautos werden Federn und Schrauben verbaut.

 Blick auf die neue Schlackenhalle (links – 57 mal 34 mal 17 Meter, 1,5 Millionen Euro teuer). Um Staubwolken zu vermeiden, wird Stahlwerksschlacke seit August 2016 in einem eingehausten Bereich abgekippt. Ein gelber Schlackentransporter fährt gerade dorthin. Vorn zwei Torpedowagen, die flüssiges Roheisen von Dillingen nach Völklingen bringen.

Blick auf die neue Schlackenhalle (links – 57 mal 34 mal 17 Meter, 1,5 Millionen Euro teuer). Um Staubwolken zu vermeiden, wird Stahlwerksschlacke seit August 2016 in einem eingehausten Bereich abgekippt. Ein gelber Schlackentransporter fährt gerade dorthin. Vorn zwei Torpedowagen, die flüssiges Roheisen von Dillingen nach Völklingen bringen.

Foto: Saarstahl AG
 OB Klaus Lorig (CDU) beim Werksbesuch. Vorn ein Monitor, der eine Stranggießanlage (unscharf) zeigt.

OB Klaus Lorig (CDU) beim Werksbesuch. Vorn ein Monitor, der eine Stranggießanlage (unscharf) zeigt.

Foto: Saarstahl AG

Am Ende des Besuchs bedankt sich Oberbürgermeister Klaus Lorig (CDU) für die Gastfreundschaft. „Es war sehr aufschlussreich, wir haben wieder viel gelernt“, sagt der Rathauschef.

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