Ansteckend In den Isolierstationen wird es allmählich eng

Regionalverband · Grippekranke – nicht nur unter den Patienten. Auch Ärzte und Pflegepersonal sind betroffen. Das ergab eine Blitzumfrage.

 Notstand auch beim Pflegepersonal: Die Erkältungswelle hat viele Gänge in Kliniken leergefegt. Aber die Versorgung sei gesichert, beteuern die Verantwortlichen.   

Notstand auch beim Pflegepersonal: Die Erkältungswelle hat viele Gänge in Kliniken leergefegt. Aber die Versorgung sei gesichert, beteuern die Verantwortlichen.  

Foto: dpa/Philipp Schulze

Erkältungswelle im Saarland: Sie schlaucht die Mitarbeiter in den Krankenhäusern im Regionalverband mächtig. Nicht nur, weil so viele Kranke mehr als üblich deswegen behandelt und stationär betreut werden müssen. Es erwischte sogar viele Kollegen, sowohl Verwaltungsangestellte als auch Mediziner sowie Krankenschwestern und -pfleger. Und damit ist die Belegschaft doppelt gefordert: mehr Patienten zu pflegen bei gleichzeitig weniger Kollegen im Einsatz.

„Wir sind ein Teil der kränkelnden Bevölkerung“, berichtet süffisant Irmtraut Müller-Hippchen. Darum sei es „tageweise zu Engpässen“ gekommen, ergänzt die Pressesprecherin am Saarbrücker Klinikum Winterberg. Trotzdem habe ihr Haus keine Patienten abweisen müssen. Die Abläufe versorgungsrelevanter Bereiche habe die Belegschaft „durch großes Engagement“ aufrechterhalten. „Es wurden keine Operationen und Untersuchungen verschoben“, versichert sie.

Allerdings litten alle Kliniken an der Saar unter dem Ansturm Grippekranker, die aufgrund ihres Alters und wegen geschwächten Immunsystems stationär behandelt werden müssen. Um andere Patienten nicht anzustecken, kommen sie auf Isolierstationen unter. Müller-Hippchen: „Deren Kapazitäten sind an vielen Orten knapp bis erschöpft.“ Abgewiesen werde dennoch niemand.

Wie in den übrigen befragten Häusern habe die Leitung des Sulzbacher Knappschaftskrankenhauses mit Standort in Püttlingen Pfleger und Ärzte gegen Grippeviren geimpft. Was sie indes nicht vor hartnäckigen Erkältungen feite. „Mitte Januar ging’s mit einem erhöhten Krankenstand los“, der bis heute anhalte, berichtet die kommissarische Verwaltungsdirektorin Andrea Massone. „Dennoch haben wir die Patientenversorgung gewährleistet.“ In Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat und der Belegschaft seien krankheitsbedingte Lücken in den Dienstplänen gestopft worden. In Notfällen seien so Kollegen aus der Freizeit an den Arbeitsplatz gerufen worden. „Dadurch ist nichts ausgefallen, höchstens verschoben worden“, sichert Massone zu.

Ähnlich sieht es wegen Grippe am Caritasklinikum St. Theresia am Rastpfuhl aus. „Vereinzelt müssen geplante Eingriffe verschoben werden“, berichtet Susanne Faas. Allerdings liege dies in erster Linie nicht an darniederliegenden Medizinern, sondern weil Patienten selbst die Grippe erwischt hat. Einige ernste Fälle mussten auf die Intensivstation. Trotz der angespannten Lage sei die Patientenaufnahme nicht gestoppt. Obwohl beim Personal „der Krankenstand höher als für diese Jahreszeit üblich“ sei. Das verschärfe die Lage zusätzlich. Mittlerweile zeichne sich ab, dass sich die Situation entspanne, sagt Faas.

Anders an den SHG-Kliniken in Völklingen: „Eine Entspannung ist noch nicht spürbar, der Höhepunkt scheint noch nicht erreicht“, sagt  Oliver Mohr nach Aktendurchsicht. Denn im Vergleich zum Februar 2017 „haben wir im Februar dieses Jahres 34 Prozent mehr Krankheitstage erfasst“, teilt der Sprecher schriftlich mit. Dabei liegen wie in den anderen Kliniken keine Statistiken über die Gründe für Krankenscheine vor, was aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht hinterfragt werden darf. Trotz hoher Fehlzeiten müssten Patienten nicht auf wichtige Behandlungen warten. „Mitarbeiter springen flexibel für ihre Kollegen ein“, meldet Mohr.

Engpässe würden auf ähnliche Art und Weise beim Evangelischen Stadtkrankenhaus in Saarbrücken ausgeglichen, sagt Petra Alles aus der Zentrale der Diakonie-Kliniken Saarland in Neunkirchen/Saar zu. Während Kollegen anderer Häuser noch unter überdurchschnittlich vielen Grippefällen bei den Patienten stöhnen, registriere sie „aktuell Einzelfälle“. Alles führt dies auf „konsequente hygienische Schulungsmaßnahmen“ zurück, die eine Grippewelle unter Patienten verhindert haben sollen.

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