So kann’s gehen Im Krankheiten-Hamsterrad

Mit Gleichaltrigen mag ich mich nicht unterhalten, die reden nur über Krankheiten.“ Als meine Oma das einst kundtat, grinste ich ungläubig. Sollte das Thema so beherrschend sein – und so nerven? In meinen jüngeren Jahren ging´s kaum um Erkrankungen.

 Kommentarkopf Ulrike Paulmann

Kommentarkopf Ulrike Paulmann

Foto: SZ/Robby Lorenz

Mittlerweile ist das anders. Zumindest wenn man kleine Kinder hat und mit ähnlich alten Menschen in ähnlicher Lebenssituation kommuniziert. Vor allem in den Wintermonaten. Dann landet jedes  Gespräch schnell bei Viren, Bakterien und Sonstigem. Und verharrt dort. Da ist die Bekannte, die sich mit uns treffen will. Geht aber wieder mal nicht: Ihr Sohn fiebert, die Tochter hustet. Da begegnet man der Kindergartenkumpelmutter, will auf „Unn?“ einfach nur „Gudd!“ hören. Gibt’s nicht. Stattdessen ein Lamento, das sich um entzündete Ohren, Scharlach und andere Furchtbarkeiten dreht. Sich dem zu entziehen klappt nicht. Weil ich selbst im Kinderkrankheiten-Hamsterrad laufe.

Es besteht aber Hoffnung. Neulich habe ich es geschafft, mit meiner Freundin den ganzen Abend über alles Mögliche zu philosophiert – um Krankheiten ging es nicht. Denn: Ich habe mich zurückgehalten. Und sie hat Kinder, die älter sind, also nicht mehr so anfällig.  Es war herrlich! Meine Oma lebt leider nicht mehr. Gern hätte ich ihr von diesen wunderbaren Stunden erzählt – und vor allem davon, wie gut ich sie jetzt verstehen kann...

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