„Ihr seid jeck und ich bis Aschermittwoch weg”

Ludweiler · Widerstand war zwecklos: Ortsvorsteherin Christiane Blatt musste den Narren in Ludweiler weichen.

 Noch nicht einmal der traurige Blick konnte sein Herz erweichen: Prinz Marc I. legt Ortsvorsteherin Christiane Blatt nach dem Narren-Sturm aufs Ludweiler Bürgeramt die Handschellen an. Foto: Becker & Bredel

Noch nicht einmal der traurige Blick konnte sein Herz erweichen: Prinz Marc I. legt Ortsvorsteherin Christiane Blatt nach dem Narren-Sturm aufs Ludweiler Bürgeramt die Handschellen an. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

So einträchtig der Ortsrat sonst hinter Ortsvorsteherin Christiane Blatt steht, so löchrig stellen sich die Kommunalpolitker zum Auftakt der tollen Tage den Karnevalisten beim jetzt dritten Sturm auf das Alte Bürgermeisteramt entgegen. Denn kaum ist aus der Ferne das Beele's-Lied zu hören, singen sie als historische Soldaten, Gendarmen und Samurais verkleidet das Vereinslied textsicher mit. Prinz Marc I., er bildet gemeinsam mit Prinzessin Isabel das Prinzenpaar der Beele's in dieser Session, war vor Wochen noch freundlicher Gast bei der Ortsratssitzung - jetzt will er mit seinem Gefolge selbst an die Macht. "Thalia, Heimatverein, unn jetzt aach noch ihr", seufzt Ortsvorsteherin Blatt und entgegnet: "Das Haus ist unser größter Schatz, hier drin ist für euch kein Platz."

Sehen die da draußen selbstverständlich anders und schielen auf die Ortskasse. "Schaut, was da nur noch drin ist", sagt Blatt und präsentiert zwei tote Mäuse. Ohje. Das sorgt für noch mehr Verdruss gegen die Verwaltung.

Der schlimmste Vorwurf: "Die Umzugsstrecke ist noch nicht gekehrt." Wissend, dass fleißige Stadtwerker ebendies noch am Freitagvormittag erledigt haben, lässt sich Blatt drauf ein, und gibt auf: "Ihr seid jeck und ich bis Aschermittwoch weg." Halt! Nicht so schnell. Zuerst wird noch das Pagen-Kostüm gegen Sträflingskleidung ausgetauscht. Minuten später führen die Rathausstürmer die aus dem Bürgermeisteramt Vertriebenen in Ketten durch den Ort. Standgericht auf der Terasse des "Markt 63" am Friedrich-Ebert-Platz. Der Prozess endet mit einem Vergleich - spendiert die Ortsorsteherin nur reichlich Bier, sieht man von weiteren Strafen ab.

"Bis zum Aschermittwoch ist dies mein Büro", hatte Prinz Marc längst an der Tür plakatiert, und so heißt es über die tollen Tage nur noch "Ludweiler-Helau". Am Schluss intonieren alle die Hymne des Warndt-Ortes: "Es ist doch was Schönes, ein Beele zu sein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort