Völklingen. Ein schlaftrunkener Igel und die Völklinger Bismarckstraße - nein, das passt nun wirklich nicht zusammen. Sicher hatte das der Igel auch schon bemerkt, als ich mit meinen grellen Scheinwerfern erstmal an ihm vorbeibrauste, bevor sich der tierliebe Teil meines Gewissens meldete. Während der Igel noch den waghalsigen Plan verfolgte, trotz Unkenntnis jeder Verkehrsregel die Straßenseite zu wechseln, bereitete ich bereits seine Entführung vor. Dabei kam mir die Unordnung im Auto ausnahmsweise sehr gelegen. Dort konnte ich - zu meiner eigenen Überraschung - eine alte Jeanshose auftreiben, die sich (kleiner Tipp für zukünftige Igelretter) hervorragend zum schmerzlosen Igeltransport eignet. Zwei Autos und einen Motorradfahrer musste er noch überleben, dann landete der Igel eingekugelt und schick in Jeans auf dem Beifahrersitz. Seit dem schicksalhaften Abend ist Omas Garten seine neue Heimat. Bis gestern fühlte ich mich als Lebensretterin jeder weiteren Verantwortung enthoben. Inge Maurer, Igelexpertin des Naturschutzbundes (Nabu), belehrte mich eines Besseren. Katzenfutter solle ich dem Verkehrschaoten servieren, Nassfutter bitte, und zwar so, dass Nachbars Katze nichts davon abbekommt. Dazu trinke er Wasser, auf keinen Fall Milch. Dass in Omas Garten bereits ein Igel wohnt, macht die Sache leider nicht einfacher. Igel mögen keine Neuankömmlinge im Revier, ein Igelkrieg kann die Folge sein, musste ich lernen. Sollte das passieren, zieht einer der beiden um - und wer muss das organisieren? Ich natürlich! Auf Igeljagd soll ich ohnehin gehen, sobald es kälter wird. Die beiden müssten gewogen und eventuell vor Wintereinbruch nochmal intensiv aufgepäppelt werden, rät Maurer. Hoffentlich macht Katzenfutter fett! Aus der Lebensretterin wurde eine Igelmutter wider Willen. Aber: besser ein verwöhnter Igel als ein platter Igel.