Chancengleichheit als Ziel Hochbetrieb rund um den Bauwagen

Völklingen · Ein alter Bauwagen vor der Versöhnungskirche in der Poststraße wird zum Mittelpunkt von Aktivitäten. Dahinter steht der Jugendmigrationsdienst der Diakonie Saar.

 Ludwig Heil betreut die Angebote rund um den Bauwagen.

Ludwig Heil betreut die Angebote rund um den Bauwagen.

Foto: BeckerBredel

Der Bauwagen auf dem Gelände der Versöhnungskirche gehört längst zum Bild in der Poststraße. Und er ist ein wichtiges Element im sozialen Netz des Quartiers Nördliche Innenstadt. Klar, dass sich auch große Ereignisse an dem stummen und doch so lebhaften Wagen ablesen lassen. Am Dienstagvormittag war er Kulisse für den Pressetermin, bei dem das Diakonische Werk das Projekt Jugendmigrationsdienst (JMD) vorgestellt hat. Doch bereits am Dienstagabend war der Wagen weiß überpinselt – und so war eine neue Aktion vorbeitet. „Ein Graffiti-Workshop“, wie JMD-Mitarbeiter Ludwig Heil ankündigt.

Am Bauwagen ist aber noch sehr viel mehr los: Dienstags und freitags herrscht dort reges Treiben, denn dann ist das Tausch- und Verschenkregal geöffnet. Jeder kann kommen, Spiele, Bücher oder Kleidung mitbringen oder mitnehmen. Ein Grundstock ist bereits vorhanden. Im nicht weit entfernten Café Valz, wird jugendgemäße Literatur zur politischen Bildung ausgeliehen. Die Aktivitäten gehören zum Modellprojekt „Jugendmigrationsdienst im Quartier“.

Die nördliche Innenstadt von Völklingen ist einer von 16 Modell-Standorten in Deutschland. In dem Quartier haben mehr als 30 Prozent der Menschen einen Migrationshintergrund. Das Projekt will die Lebenssituation der Bewohner zwischen zwölf und 27 Jahren verbessern und das Zusammenleben fördern. „Wir sind sehr froh, dass es gelungen ist, das Modellprojekt für vier Jahre nach Völklingen zu holen“, sagte Oberbürgermeisterin Christiane Blatt. „So steigen die Startchancen der jungen Menschen ins Leben.“

„Mit diesem Angebot, das auch das Wohnumfeld der jungen Menschen in den Blick nimmt, wollen wir den Zusammenhalt in benachteiligten Wohnquartieren stärken, vor allem zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund“, betonte Doris Lamsfuß vom saarländischen Ministerium für Inneres, Bauen und Sport, Referat Stadtentwicklung und Städtebauförderung. Ein wichtiger Aspekt sei die Aktivierung und Beteiligung der Bewohner bei der Gestaltung des Quartiers. Seit 2017 stellt der Bund jährlich insgesamt zehn Milionen Euro für die modellhafte Förderung von Maßnahmen zur Verfügung, die in sozial benachteiligten Quartieren einen Beitrag für mehr Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt leisten. Diese Maßnahmen ergänzen die Maßnahmen des Förderungsprogramms „Soziale Stadt“. „Für Jugendliche mit einem Migrationshintergrund ist es nicht einfach, einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden“, sagte Diakoniepfarrer Udo Blank Deshalb seien die Jugendmigrationsdienste schon seit vielen Jahren fester Bestandteil der Arbeit der Diakonie Saar. „Ziel ist es, Chancengleichheit mit einheimischen Jugendlichen herzustellen, etwa durch Beratung, Bildungs- und Freizeitangebote“, so Blank.

Ludwig Heil, Mitarbeiter im Projekt, arbeitet eng mit den anderen Akteuren im Stadtteil zusammen. Dazu gehören das Stadtteilmanagement der Stadt Völklingen, das Jugendzentrum, Schulen, Migrantenorganisationen und die Sportvereine sowie das Mehrgenerationenhaus und das Völklinger Projekt BIWAQ – „Besser leben und arbeiten im Quartier“ der Diakonie Saar.

Neben den Aktivitäten rund um den Bauwagen gibt es einen Jonglier-Treff und eine Volleyball AG. In den Ferien steht mit Jugendlichen aus dem Quartier ein zweitägiges Waldprojekt im Warndt an – und Ausflüge. Demnächst starten ein offener Spieletreff, ein Repaircafé für Kinder, eine Ausbildungsbörse und ein Tanzprojekt mit einem Choreografen, der selbst einen Migrationshintergrund hat.

Am 8. September findet ein Stadtteilfest rund um die Versöhnungskirche statt. Ein weiterer Baustein ist der Aufbau eines Jugendquartierrats. Jugendliche sollen ermuntert werden, sich bei der Gestaltung des Wohnumfeldes einzubringen, etwa der Grünfläche rund um die Versöhnungskirche. Ein erstes Treffen hatte es bereits im Stadtteiltreff gegeben. Unter anderem wünschen sich die Jugendlichen einen „Strand an der Saar“ beim Kanuclub und ein Beachvolleyballfeld im Quartier.

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