Hinein in die Seitenstraße

Völklingen · SZ-Redakteur Alexander Manderscheid ist aufgetaucht, um wieder einzutauchen.

Meinung:

Hinein in die Seitenstraße

Gestern lief eine Werbung für etwas, das ich sofort wieder vergessen habe. Hängen geblieben ist sie trotzdem. Sie ruft auf, sich nur ja nicht einer Touristengruppe anzuschließen, sondern ein Teil des Geschehens zu sein, mal Zeit in den Seitenstraßen zu verbringen und so weiter. Zu sehen ist ein dunkelblonder Kerl, der zwischen satten japanischen Geschäftsleuten in der Sauna Platz genommen hat und später ganz dicht vorne bei einem Sumo-Kampf sitzt. Der Spot trifft bei mir einen Nerv.

Es geht ums Reisen, klar, und ich bin ehrlich: Ich käme nie auf den Gedanken, das mit unserer Region zu verbinden. In etwas eintauchen, na ja, ich stecke ja schon drin. Immerhin arbeite ich hier. Dadurch fühlt sich das Eintauchen längst nicht mehr so besonders an. Also raus, auftauchen, bevor das hier jetzt zu kitschig wird, und rein in eine Seitenstraße. Und was sehe ich? Einen Mann, der zu schüchtern ist, eine Hübsche anzusehen, die ihm entgegen kommt, und sich dann nach ihr umdreht, dass er beinahe stolpert. Und eine Frau, die sich beim Verlassen der Apotheke die Tür gegen den Fuß schlägt und unter dem Schild mit dem großen roten A mit verzerrtem Gesicht hofft, dass der Schmerz schnell wieder vergeht. Ist doch eine recht passable Beute für fünf Minuten.

Und, oh nein, schon habe ich einen Text daraus gestrickt. Der Arbeitstrott schwingt aber auch immer mit!

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