Kolumne Himmlisches Geräusch

Unruhiger Schlaf, es ist zu heiß. Nachts um kurz nach Zwei hilft alles Drehen und Wälzen nicht mehr, ich steige aus dem Bett und reiße das Fenster auf. Still ist es draußen. Irgendwo im Garten zirpt eine Grille, sonst höre ich nichts.

Kolumne: Himmlisches Geräusch
Foto: SZ/Robby Lorenz

Das heißt, fast nichts. Da ist noch was, ein feines Geräusch. Tropfen? Raus auf den Balkon. Tatsächlich, Wasser rieselt vom Himmel. So verhalten, dass man’s kaum „Regen“ nennen kann – doch sie sind da, die Tropfen, unbestreitbar, man hört sie, man spürt sie.

Sie werden mehr, rieseln dichter. Sanft, als wollten sie den Boden, die Pflänzchen, die Menschlein freundlich streicheln. Nach ein paar Minuten werden sie weniger. Dann wieder mehr. Angenehm frischer Geruch weht herein, feuchte Erde, nasses Laub, das Schwüle-Gefühl schwindet. Und der zarte Laut, mit dem die Tropfen fallen, erscheint mir als schönster Klang der Welt.

Ein halbes Stündchen stehe ich da, belausche die Ruhe. Dann, es tropft immer noch, kehre ich zurück ins Bett. Und schlafe wie ein Baby, tief und fest, mag es auch immer noch zu heiß sein.

Am Morgen zeigt der Regenmesser gerade mal einen halben Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter – richtig Wasser gab’s vielleicht anderswo. Immerhin, ich habe himmlische Geräusche vernommen. Das reicht für den Tag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort