Küsse vor der Heissluftpumpe, Luftsprünge in rostiger Umgebung, kugelrunde Blumenbouquets mit Jugendstilflair und strahlende Gesichter. "Trau dich in Völklingen " ist der Slogan einer Ausstellung im neuen Völklinger Rathaus. Für einen Foto-Wettbewerb schickten Brautpaare ihr schönstes Bild ans Standesamt . Die Gewinner wurden per Los ermittelt.

Das Auswahlkriterium für die Ausstellung war rein technischer Art. "Wir brachten es nicht übers Herz, etwas auszusortieren; alles was sich auf 40 mal 60 vergrößern ließ, wurde vom Völklinger Fotoclub gerahmt und aufgehängt", erklärt Standesamtschef Reinhard Schäffner. "Die Ausstellung", so Bürgermeister Wolfgang Bintz, "dokumentiert das Glück, und sie ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei der mal das Standesamt ins rechte Licht gerückt wird." Das nostalgische kleine Trauzimmer mit den Jugendstilfenstern hier im alten Rathaus ist für Reinhard Schäffner "eines der schönsten in ganz Deutschland".

Ein deutsch-französisches Brautpaar sei extra aus Paris angereist, weil der Raum so hübsch ist. Für das Weltkulturerbe gebe es eine Anfrage aus New York . Dabei war das temporäre Trauzimmer - man rollte zwischen der neunten und zehnten Gebläsemaschine einen roten Teppich aus und stellte Stühle drauf - nur ein Ausweichquartier. Immer wenn der Abriss vom Kaufhof anberaumt wurde, Schmutz und Lärm drohten, gings zum Trauen ins WK. Das Ausweichquartier machte bundesweit Furore, Hochzeitler kamen aus Hamburg, München, Stuttgart, Berlin nach Völklingen . Die Ferrari-Ausstellung gab einen eleganten Fotohintergrund ab. "Es sind viele Sachen, an die man sich erinnert", meint der Standesamtsleiter beim Betrachten der Bilder.

Sehr kurios sei ein Trautag während der Asterix-Ausstellung abgelaufen. Paul-Richard und Christine Frank, die mit klein Paul-Lennard im Kinderwagen zur Vernissage schieben, brausten mit der Vespa an den Traualtar. Eine ganz spontane Aktion sei das gewesen. Er habe sie gefragt: "Wie lang ist denn dein Kleid?" Knielang - das passte. Der Sicherheitsbeamte drückte ein Auge zu und die Verwandschaft staunte.

Auch die Schwarz-Weiss-Aufnahmen von Jennifer und Patrick Zimmermann in der alten Handwerkergasse wirken wie eine Szene aus einem italienischen Spielfilm. Das Paar aus Großrosseln wollte unbedingt in der alten Hütte heiraten, und hat deshalb sogar den Termin vorverlegt. "Weil es was Besonderes ist. Das hat auch einen schönen Bezug zur Heimat. So etwas hat schließlich nicht jeder um die Ecke", erklärt Julia Zimmermann. Standesbeamtin Julia Lauer habe sie getraut und: "Sie hat es toll gemacht."

Die Hochzeitsfotos-Ausstellung im Alten Rathaus geht noch bis 17. Dezember.

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Hintergrund Pro Jahr geben sich im Schnitt 200 Paare in Völklingen das Ja-Wort. Das Alte Rathaus mit seinem Jugendstilambiente und das Weltkulturerbe, das zeitweise als Ausweichquartier fungierte, sind, nach Auskunft des Standesamtleiters Reinhard Schäffner, gleichermaßen beliebt. Deshalb würde man in Zukunft am liebsten beides anbieten. "Es ist Geschmacksache. Wir hätten gerne beides" (Zitat Reinhard Schäffner). Da das provisorische Trauzimmer im Weltkulturerbe von der Gasgebäsehalle ins Hochofenbüro verlegt wurde, sind weitere Trauungen dort derzeit nicht möglich. Das Hochofenbüro ist nämlich nicht barrierefrei zugänglich und weder für gehbehinderte Brautleute noch für Gäste mit Rollstuhl oder Rollator interessant. Erst ein Aufzug würde die Sache spruchreif machen. hof