Völklingens ältestes Unternehmen „Wir machen alles selbst – von Hand“

Völklingen · Die Metzgerei Niebes, seit 120 Jahren in Völklingen, ist vom Wirtschaftskreis ausgezeichnet worden. Chef Roland Niebes hält eisern an Handwerks-Prinzipien fest.

 Das Geschäft in der Poststraße. „Pferdemetzgerei“ steht noch immer auf dem Schaufenster, aber heute gibt es dort vielerlei Fleischsorten.

Das Geschäft in der Poststraße. „Pferdemetzgerei“ steht noch immer auf dem Schaufenster, aber heute gibt es dort vielerlei Fleischsorten.

Foto: BeckerBredel

Die Metzgerei Niebes in der Poststraße ist Völklingens ältestes noch bestehendes Unternehmen – in diesem Monat feiert die Firma ihr 120-jähriges Bestehen. Metzgermeister Roland Niebes (58) hat den Betrieb übernommen, den sein Urgroßvater Johann Niebes 1898 am Völklinger Markt gegründet hatte.

Das mit dem Völklinger Leuchtturm ausgezeichnete Unternehmen ist heute in der Poststraße zu finden. In einem Haus, das die Familie 1907 kaufte und das bis heute Firmensitz ist. „Ich hätte schon oft umziehen können. Große Ketten wollten mich anwerben, Bürgermeister wollten mich zum Umzug bewegen. Doch ich lebe in Völklingen und bleibe der Stadt treu, in der unsere Firma gegründet wurde“, sagt „Niebes, den man „Nibbes“ nennt. Woher der Name „Nibbes“ kommt, könne er sich nicht erklären, sagt der Chef; aber den habe es schon immer gegeben. „Beim Nibbes“ kann man nicht nur Fleischprodukte kaufen, erhalten hat sich auch die gleichnamige Gaststätte. Mit Ehefrau Maike und Mutter Adele sind alle Familienmitglieder im Laden zu finden.

Die frühere Pferdemetzgerei handelte über 100 Jahre nur mit Pferdefleisch. Seit sich die Volkshochschule Völklingen mit „Wurst- und Wein“-Tastings an den Betrieb wandte, öffnete sich Roland Niebes auch den anderen Fleischsorten. Das war vor 10 Jahren. Nun gibt es auch Rind- und Schweinefleisch oder Wild, das von Jägern zur Verarbeitung angeliefert wird.

Niebes ist einer der wenigen Betriebe, der auch noch selbst schlachtet. In Saarburg oder in St. Wendel gibt es dafür zugelassene Stätten. „Alles was wir machen, machen wir selbst“, sagt Roland Niebes. Chemie komme nicht zum Einsatz. Und er kaufe keine Produkte zu. So ist die Auslage in seinem Geschäft übersichtlicher als bei den Wettbewerbern. „Weil wir nur das anbieten, was in Handarbeit aus unserer eigenen Metzgerei kommt. Aber die Kunden wissen das“, sagt er.

Die hohe Kunst des Metzgerwesens sei die Salami-Herstellung, meint der Metzgermeister Niebes. Nur mit einer guten Klimatechnik könne man ohne Chemie in zwei Wochen eine Salami herstellen, die von innen heraus trocknet und ohne Zusatzstoffe schnittfest wird. Bei Niebes werde diese Kunst noch praktiziert – und auch gelehrt. Lukas Patzke ist einer der Gesellen, der sich auf das Handwerk versteht. Aktuell ist er auf der Walz, aber Roland Niebes glaubt, dass Patzke seinen Laden nach der Reise übernehmen wird. „Der ist aus unserem Holz geschnitzt“, lobt der Meister seinen Gesellen.

Dabei seien die Zukunftsaussichten im Metzgerhandwerk brilliant:  „Ein Metzger braucht keine Arbeit zu suchen, der kann überall anfangen. Zu meiner Zeit waren wir drei Berufsschulklassen zu 30 Mann. Heute sind noch fünf Metzgerei-Azubis im ganzen Saarland beschäftigt.“ Entsprechend gesucht sei der Nachwuchs, von Arbeitslosigkeit sei keiner bedroht. Niebes und Patzke verstehen sich aber so gut, dass die Zukunft des Traditionsbetriebs gesichert erscheint.

 Familienbetrieb: Neben Firmenchef Roland Niebes (rechts) arbeiten auch seine Frau Maike (links) und seine Mutter Adele im Geschäft mit. Und Geselle Lukas Patzke könnte mal Niebes’ Nachfolger werden.

Familienbetrieb: Neben Firmenchef Roland Niebes (rechts) arbeiten auch seine Frau Maike (links) und seine Mutter Adele im Geschäft mit. Und Geselle Lukas Patzke könnte mal Niebes’ Nachfolger werden.

Foto: BeckerBredel

Mit dem Völklinger Leuchtturm vergibt der Wirtschaftskreis seit dem Jahr 2015 eine Auszeichnung an Unternehmer und Unternehmen, die sich besonders um die Stadt verdient gemacht haben. Wir erläutern in der Serie, warum sie den Preis erhielten, und fragen nach, wie sich ihre Unternehmen und Projekte entwickelt haben.

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