Gymnastik lindert Stress im Job

Völklingen · Im Sportunterricht lernen Völklinger Berufsschülerinnen Übungen, mit denen sie im Job-Alltag Verspannungen und Muskelschmerzen vorbeugen können. Das war der Unfallkasse Saarland einen Preis wert.

Sport in der Berufsschule ist nicht unumstritten. Zwischenzeitlich gab es ihn nicht mehr, nun haben Berufsschüler wieder eine Wochenstunde "Sport". Im Berufsbildungszentrum Völklingen geht man aber in diesen 45 Minuten nicht Fußball spielen, sondern bringt den Jugendlichen Übungen bei, die gesundheitliche Nachteile ihrer jeweiligen Arbeit gezielt ausgleichen. Von der Unfallkasse Saarland (UKS) gab es dafür nun einen Preis.

Vanessa Keidel (18) hat zwei Hanteln zwischen den Fingern und stärkt ihre Armmuskeln. Sie ist Friseurin und arbeitet in Saarbrücken. "Das lange Stehen macht müde", beschreibt sie einen Nachteil ihres Jobs. Die Übungen, die sie in der Schule lerne, seien hilfreich, damit besser klarzukommen. Und das verpuffe auch nicht einfach nach Unterrichtsschluss: "Ich mache diese Übungen sogar zu Hause", sagt die 18-Jährige. Ihre Klassenkameradin Johanna Reier (17) sieht es ähnlich. Die junge Frau aus Kleinblittersdorf arbeitet in einem Saarbrücker Friseurladen und darf zwar während der Arbeit keine Gymnastik machen. Dennoch baue sie die Übungen in ihren Arbeitstag ein: "Ich nutze dafür die Pausen", sagt sie. Bei Kreuz- und Muskelschmerzen helfe das sehr gut.

Christof Salm von der UKS ist begeistert von diesen Aussagen. Sein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro soll solches Engagement fördern. Die Schule wird davon Gymnastikbälle, Matten und ein Musikgerät kaufen, um den Gymnastiksaal noch besser auszustatten. Die Sportlehrerinnen Andrea Pielen und Marion Engel bieten Übungen an, die man sogar in den normalen Straßen- oder Arbeitskleidern machen kann. So zum Beispiel Dehnübungen für die Füße und Schultern. "Diese Übungen kann man in die Arbeit einbauen, nicht einmal der Kunde merkt dann etwas davon", sagt Pielen. Insgesamt diene das dem Wohlergehen und der Gesunderhaltung. Dass diese Inhalte von Sportunterricht an den Berufsschulen angeboten werden, dürfte auch die Arbeitgeber überzeugen, denn letzlich können Krankheitstage somit vermieden werden. "Wir erarbeiten, was die Jugendlichen im Job belastet und suchen nach Möglichkeiten, genau dies zu entlasten", ist Engels Devise. Die junge Sportlehrerin kennt die Probleme der Friseure besonders gut, weil sie in diesen Klassen auch Fachkunde unterrichtet.

An Akzeptanz bei den Jugendlichen mangelt es nicht. Die Bereitschaft, sich zu beteiligen, ist da. Für eine Präsentation wurde das Projekt auch auf Plakaten dargestellt, die Jugendlichen drehten zudem ein eigenes Video. Mit dieser Projektvorstellung wurde schließlich auch der Preis gewonnen, den Salm am Freitag in der Schule überreichte. Die Gymnastikstunden sind damit wahrlich "ausgezeichnet".

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