Gute Argumente für gleiches Recht

Völklingen · Sechs Monate lang haben sie gelernt, diskutiert, schließlich gemeinsam einen kleinen Film erarbeitet. Ihr Thema „Gleiches Recht für alle – gegen Ausgrenzung und Diskriminierung“ tragen sieben Jugendliche jetzt als Mentoren weiter, zum Beispiel im Völklinger Schülerzentrum Grünes Haus.

 Im Völklinger Schülerzentrum Grünes Haus haben junge Leute vorgestellt, was sie in einer Fortbildung gelernt haben. Es ging um Diskriminierung – und vor allem um Engagement dagegen. Foto: Becker & Bredel

Im Völklinger Schülerzentrum Grünes Haus haben junge Leute vorgestellt, was sie in einer Fortbildung gelernt haben. Es ging um Diskriminierung – und vor allem um Engagement dagegen. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

"Bei uns leben zu viele Ausländer !" - Die Stammtischparole, die Burcu Türedi am Mittwochnachmittag aufgreift, hat jeder schon gehört. Aber wie Paroli bieten? Ruhig und sachlich, erklärt Burcu, solle man diskutieren. Und nicht überheblich auftreten. Unsere Wirtschaft, so ein Gegenargument, ist auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. Auch gezielte Nachfragen nehmen dem Sprücheklopfer den Wind aus den Segeln. Soll der angesehene griechische Chirurg ebenfalls in sein Heimatland zurück? Und was ist eigentlich mit den Deutschen, die auf Mallorca ein Haus besitzen? Sie sind dort ja auch Ausländer .

Das Argumentationstraining gegen Stammtischparolen gehörte zu Burcu Türedis halbjähriger Fortbildung. Im Rahmen seines Projekts "Gleiches Recht für alle - gegen Ausgrenzung und Diskriminierung " hat das Adolf-Bender-Zentrum sieben Jugendliche zu Mentoren ausgebildet. Künftig werden sich die 13- bis 22-Jährigen in ihren Einrichtungen und im Alltag für Vielfalt und Toleranz einsetzen.

Zwei Jungs engagieren sich im Grünen Haus, dem Völklinger Schülerzentrum des Bistums Trier. Die jungen Damen gehören zum Landesjugendverband der Türkisch-Islamischen Union (DITIB). Unter seinem Dach sind die Jugendgruppen der DITIB-Gemeinden im Saarland zusammengeschlossen. Zu den Arbeitsschwerpunkten des Adolf-Bender-Zentrums in St. Wendel gehören demokratische Bildung und interkulturelle Verständigung im Jugendbereich.

Zum Abschluss des Kurses steht im Grünen Haus die Projektpräsentation auf dem Programm. Katharina Klasen vom Adolf-Bender-Zentrum spricht von einer "perfekten Kooperation" und würdigt das große Engagement der Teilnehmer. "Ihr könnt sehr stolz darauf sein, die Ausbildung absolviert zu haben", ruft sie den Jugendlichen zu. Ihre Schützlinge geben das Lob zurück: Alle hätten sich gut verstanden, und auch der Spaß sei nicht zu kurz gekommen.

Gerne haben sich die jungen Leute in ihrer Freizeit fit gemacht. Ihre Berichte zeigen, dass in den Workshops viel gelernt wurde. Kilian Löw erklärt, dass die Menschenrechte für jeden von Geburt an gelten - egal, ob arm oder reich. Büsra Cokal widmet sich der jüngsten Oscar-Verleihung. Für sie ist es ein Zeichen von Diskriminierung , dass nur Weiße nominiert wurden. Leyla Tas erzählt von einem Expertengespräch über Flucht und Asyl. Und Yannik Hampel erinnert an Fredi Wiedersporn. Der junge Mann aus Wehrden wurde während der nationalsozialistischen Diktatur ermordet. Auch mit den Chancen und Risiken der sozialen Netzwerke hat sich die Gruppe beschäftigt. "Tue ich online Dinge, die ich offline nicht tun würde?", fragt Süheda Cokal.

Elif Türedi berichtet vom Medienworkshop. "Was ist Diskriminierung ?", heißt der Erklärfilm, den die Teilnehmer gemeinsam mit Zentrums-Mitarbeiterinnen produziert haben. Nach dessen Vorführung erhalten die Jugendlichen ihre Zertifikate. Dann startet der gemütliche Teil des Abends: Das Büffet wird eröffnet.

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