Bau-Gutachten und ihre Aussagekraft Lorigs Lehrstück für Kommunalpolitiker

Die Debatte um Völklingens Neues Rathaus hat nun zu einer Lösung geführt, die alle Beteiligten vernünftig finden. Aus ihren Wendungen und Windungen kann man viel lernen.

Gutachten muss man kritisch prüfen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Spötter raten gerne, man möge nur dann einer Statistik glauben, wenn man sie selber gefälscht habe. Schaut man auf die Debatte ums Neue Rathaus in Völklingen, die in den zurückliegenden Jahren sehr erbittert geführt wurde, ist die Versuchung groß, den Spruch zu variieren: Einem Gutachten vertraue man nur, wenn man es selbst gelenkt hat. Oder wenn man genau weiß, wie es im Hintergrund gelenkt wurde.

Nein, das ist keine Misstrauenserklärung gegenüber den Gutachtern der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Die haben in den Jahren 2014 bis 2016 ihre Expertisen über Neues Rathaus, Saarstahl-Casino, Ex-Röchling-Bank und Verwaltungs-Umzug sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Aber Gutachten sind nun mal Auftragsarbeiten. Sie beantworten die Fragen, die man vorgibt. Fragen, die man nicht stellt, beantworten sie nicht. Wie man fragt, beeinflusst das Ergebnis – und das Exempel des Neuen Rathauses zeigt, dass neue Fragen alte Resultate glatt auf den Kopf stellen können. Im speziellen Fall wurde die Erneuerungsbedürftigkeit der Fassade zunächst vorausgesetzt. Was die kalkulierten Kosten für die Rathaus-Sanierung in irrwitzige Höhen trieb – und den Erwerb von Alternativ-Gebäuden wirtschaftlich erscheinen ließ. Erst nachdem der Kauf vollzogen war, bekamen die Gutachter den Auftrag, die Fassade im Detail zu checken. Und sagten: April, April, das Ding hält noch lange, die Sache wird viel billiger, als wir’s zuvor geschätzt hatten.

Was hat Klaus Lorig (CDU), Völklingens früheren Oberbürgermeister, nur umgetrieben bei seinem Bestreben, Grundstücke in städtische Hand zu bringen? Von „Vorratskauf“ hat er mal gesprochen. Aber wie sinnvoll ist so etwas, wenn man gar keinen Plan hat, wie man das Erworbene später nutzen kann? Die Bausubstanz der beiden Groß-Leerstände in der Rathausstraße ist, der jüngsten Stadtratsvorlage zufolge, nicht die beste. Ob Lorig der Stadt mit dem Kauf Gutes getan hat, steht dahin.

Ein Lehrstück in Sachen Gutachten aber hat er geschrieben: Wer echte Entscheidungsgrundlagen haben will, stelle Gutachtern möglichst präzise Fragen.

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