"Grünes Quartier mit Zukunft"

Fürstenhausen. Die Fürstenhausener wollten es wissen: Das evangelische Gemeindehaus war gut besucht bei der Bürgerwerkstatt, bei der kürzlich Entwürfe für die neue Ortsmitte vorgestellt wurden. Vier Entwürfe gab es zu besichtigen

 Grüner Ort am Fluss: So sehen nicht nur Planer den Völklinger Stadtteil Fürstenhausen, sondern auch viele Bewohner. Zum Beispiel der Völklinger Hobby-Fotograf Karl-Werner Willems, der Ende Oktober dieses Foto schoss: Saaraue, Fürstenhausener Haller und Hühnerscheerberg, vom gegenüberliegenden Saarufer aus gesehen. Der Fürstenhausener Friedrich Röchling überredete seinen Freund Willems, das Bild zur Veröffentlichung freizugeben. Foto: Willems

Grüner Ort am Fluss: So sehen nicht nur Planer den Völklinger Stadtteil Fürstenhausen, sondern auch viele Bewohner. Zum Beispiel der Völklinger Hobby-Fotograf Karl-Werner Willems, der Ende Oktober dieses Foto schoss: Saaraue, Fürstenhausener Haller und Hühnerscheerberg, vom gegenüberliegenden Saarufer aus gesehen. Der Fürstenhausener Friedrich Röchling überredete seinen Freund Willems, das Bild zur Veröffentlichung freizugeben. Foto: Willems

Fürstenhausen. Die Fürstenhausener wollten es wissen: Das evangelische Gemeindehaus war gut besucht bei der Bürgerwerkstatt, bei der kürzlich Entwürfe für die neue Ortsmitte vorgestellt wurden. Vier Entwürfe gab es zu besichtigen. Denn die Stadt hatte in einer Mehrfachbeauftragung (eine Art nicht-formeller Wettbewerb, zu dem ausgewählte Teilnehmer eingeladen werden) vier Planerbüros mit der Aufgabe betraut, das im vorigen Jahr - ebenfalls mit Bürgerbeteiligung - erarbeitete Stadtteil-Entwicklungskonzept zu konkretisieren. Alle bekamen die gleichen Vorgaben. Eine neue Ortsmitte an der Saarbrücker Straße entwerfen, dort, wo das - zum Abriss vorgesehene - Gebäude des einstigen "Palais Royal" steht. Gemeinschafts-Einrichtungen, Geschäfte, Dienstleister in die Planung einbeziehen, voran einen Lebensmittelmarkt. Den Platz an der Marienkirche umgestalten. Und dazwischen die durch Abrisse entstandenen Brachflächen sinnvoll neu mit Bauten füllen - so, dass Fürstenhausen wieder ein attraktiver, lebendiger Ort zum Wohnen wird. Potenziale und ChancenNach Ansicht der Jury ist das dem Püttlinger Architekten Willi Latz am überzeugendsten gelungen. Und so präsentierte der Jury-Vorsitzende Hans Dennhardt, emeritierter Architektur-Professor an der Universität Kaiserlautern, denn auch die übrigen drei Entwürfe nur in groben Zügen und gab dann Latz das Wort. Der Püttlinger Planer stellte Überraschendes vor: Fürstenhausen, so sagte er, besitze Potenziale und Chancen, die es in anderen saarländischen Orten nicht gebe. Zum Beispiel die Lage im Grünen und den Bahndamm, ein "Biotop aus zweiter Hand" - dadurch biete es sich an, den Stadtteil ausdrücklich zum "grünen Quartier" zu machen. Eine Chance sei auch die Topografie, die Begrenzung durch Hügel und Bahn. Dadurch besitze Fürstenhausen, anders als klassische Straßendörfer, bereits "städtebauliche Strukturen"; diese müsse man nur "maßstäblicher" gliedern, also handlicher, überschaubarer. So lässt Latz die neue Ortsmitte - mit Einkaufsmarkt, Festplatz, Läden, Kneipe, Biergarten - zur Bahn hin einmünden in den grünen "Fürstenpark" mit einem als See gestalteten Regenwasser-Rückhaltebecken. Auf dem Bahndamm schafft er Platz für Fuß- und Radwege - und für Draisinen, die von Großrosseln nach Fürstenhausen weiterrollen könnten. Das grüne Leitmotiv setzt sich südlich der Saarbrücker Straße fort, etwa mit einer Siedlung aus Energie sparenden Passiv-Häusern. Eine Neuheit im Saarland: ein "Alleinstellungsmerkmal", mit dem Fürstenhausen nach Latz' Ansicht punkten könnte im Kommunen-Wettbewerb um Wohnbevölkerung. Ebenso wie mit dem grün umgeformten Marienplatz, den Fuß- und Radwegen überall und nicht zuletzt mit dem Landschaftspark.

 Willi Latz Foto: Barton

Willi Latz Foto: Barton

HintergrundFürstenhausen ist seit 2005 Projekt-Gebiet des Förderprogramms "Stadtumbau West". Dadurch sind für die Neugestaltung des Völklinger Stadtteils Bundes- und Landeszuschüsse möglich. Nötig ist der Wiederaufbau, weil die Kohleförderung unterhalb des Stadtteils - von 1993 bis 2005 - zu Bergschäden an fast allen Fürstenhausener Gebäuden geführt hat. Knapp 40 Häuser mussten komplett abgerissen werden, etwa 40 Abbrüche stehen noch bevor. Beim Wiederaufbau steht zunächst die Schaffung einer neuen Ortsmitte im Mittelpunkt. Die konkrete Planung dafür soll nächstes Jahr beginnen. ddAuf einen BlickVier Planungsbüros haben Entwürfe zur Neugestaltung der Fürstenhausener Ortsmitte erarbeitet: Argus Concept (Saarbrücken), das Team Hepp & Zenner (Saarbrücken)/ Manfred Schaus (Sulzbach), Wandel-Hoefer-Lorch (Saarbrücken) und Arus Willi Latz (Püttlingen). Zur Bewertungskommission unter dem Vorsitz des emeritierten Kaiserslauterer Architektur-Professors Hans Dennhardt gehörten Oberbürgermeister Klaus Lorig, Ortsvorsteher Herbert Scheib, Peter Alt (Architekt, Saarbrücken), Hans-Joachim Schu (Umweltministerium), Ludwin Scherer (Stadtplanungsamt) und Anke Klein-Brauer (Stadtteilbeauftragte Fürstenhausen). dd

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