Was muss ein Kindergarten alles können? Wie baut man ihn? Der Püttlinger Architekt Willi Latz ist überzeugt, dass Kinder vor allem Räume brauchen, die ihrer Fantasie und ihrem Bewegungsdrang viele Möglichkeiten offen lassen, aber trotzdem nicht beliebig sind, sondern klar geformt. Ein Kindergarten sollte nach seiner Vorstellung ein Ruhepol sein dürfen - als Ausgleich zur Reizüberflutung draußen.

Für die Mittelstadt Völklingen hat die Arus GmbH Willi Latz in der Röntgenstraße eine solche Kita bauen dürfen, ein "großes Haus für kleine Leute", die man beim Planen immer als "ganze Horde von Bauherren" vor dem geistigen Auge herumrennen ließ.

Herzstück ist das von Tageslicht erhellte Atrium, das zusammen mit der umlaufenden Galerie des ersten Stockwerks als Spiel- und Sportfläche, als Bühne und Aufenthaltsort dient, sozusagen ein Marktplatz aller Möglichkeiten. Über diese Halle werden alle anderen Räume des Gebäudes erschlossen. "Die Kinder können sich ab dem ersten Tag sehr gut zurechtfinden", freut sich der Architekt, der möglichst alle Details, und sei es der Handlauf des Geländers, so selbstverständlich und selbst erklärend wie nur möglich gestalten wollte. Das Haus ist, was man ihm von außen gar nicht ansieht, von innen nicht auf Anhieb, aus massivem Holz gebaut. Um den Anschein von Holzhütten-Charakter zu vermeiden, durfte der Maler innen kräftig in Grün und Gelb arbeiten. Was aber nicht wie Märchen ausschaut, sondern edel auf Kinderniveau. Das Haus ist dreifach verglast, ökologisch und effektiv gedämmt (Passivhausstandard), das Klima wird als sehr behaglich beschrieben. Was Laien nicht vermuten würden, bestätigt Stephan Michely, technischer Leiter beim Grundstücks- und Gebäude-Managementbetrieb der Stadt Völklingen : Beim Brandschutz sei dies das sicherste Gebäude der ganzen Stadt.

Wie ist der Auftraggeber mit dem Haus zufrieden, in dem seit September 2013, also seit gut einem Jahr, der Betrieb läuft? "Sehr zufrieden", versichert Michely und zeigt sich auch stolz, dass die Kita Röntgenstraße zu den sieben Preisträgern des Bauherrenpreises der Architektenkammer des Saarlandes gehört. Man wolle sich mit dem Preis allerdings nicht brüsten, sondern verstehe ihn als Anregung auch für private Bauherren, sich auf eine solche Architektur einzulassen: behaglich, langlebig, sparsam und schön. "Wir sind alle glücklich mit unserer Kita", sagt auch Susanne Klein, die Leiterin der Einrichtung - und spricht da ausdrücklich auch im Namen der über 100 Kinder und 16 Mitarbeiter.