Mitgliederzuwachs durch Zuwanderungswelle Großes entsteht immer im Kleinen

Völklingen · Der 1. FFC Völklingen ist in dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ ein Stützpunktverein des Landessportverbandes für das Saarland.

 Athletik-Training beim 1. FFC Völklingen: Der Verein hat seine Mitgliederzahl durch die Zuwanderungswelle von 100 auf knapp 200 erhöht.

Athletik-Training beim 1. FFC Völklingen: Der Verein hat seine Mitgliederzahl durch die Zuwanderungswelle von 100 auf knapp 200 erhöht.

Foto: Andreas Schlichter

() Von 18 auf 200 in nur acht Jahren – das sind die beeindruckenden Zahlen der Mitglieder-Entwicklung beim 2009 gegründeten 1. Frauen-Fußball-Club (FFC) Völklingen. „Ich bin stolz, diesen Verein führen zu dürfen“, sagt Michael Gerhard, der seit der ersten Stunde Vorsitzender ist. Einen klaren Anstieg der Mitgliederzahl brachte die Zuwanderungswelle 2015. Der Club stellte damals um auf die Mehrsparten-Schiene, wurde zudem Stützpunktverein des Landessportverbands für das Saarland (LSVS) im Bundesprogramm „Integration durch Sport“. Innerhalb kurzer Zeit stieg die Zahl von 100 auf „knapp 200 Mitglieder, etwa 80 Prozent sind mit Migrationshintergrund“, erklärt Gerhard.

Die rasante Entwicklung hätte der 58-Jährige nicht erwartet, nachdem es 2009 primär darum gegangen war, einer Gruppe befreundeter Mädchen das gemeinsame Fußballspielen zu ermöglichen. „Die Entwicklung ist mehr als positiv, gerade in Bezug auf Integration. Ich bin stolz, dass wir es geschafft haben, so viele Nationen zusammenzubringen. Wir sind ein schöner Multi-Kulti-Verein – ganz so, wie es sein sollte“, sagt Gerhard. Zumindest zehn verschiedene Nationalitäten bekommt er sofort zusammen.

Gerade die Integration derer, für die Deutschland Neuland ist, verlaufe natürlich nicht immer reibungslos. „Das war und ist eine spannende Herausforderung. Eine andere Kultur, anfängliche Sprachbarrieren – aber im Endeffekt lohnt es sich einfach, das anzugehen“, findet der FFC-Vorsitzende.

Alleine wäre das nicht zu schaffen. Neben dem Engagement im Verein sieht Gerhard in der Unterstützung durch Behörden, Verbände und Sponsoren sowie im Zusammenspiel mit anderen Vereinen nötige Stützpfeiler. Er betont „die enge und gute Zusammenarbeit mit der Stadt Völklingen und dem Integrationsbeirat“. Oder mit dem LSVS um seinen Integrationsbeauftragten Simon Kirch. Der findet lobende Worte, was aus dem „kleinen Integrationsprojekt“ ab 2009 geworden ist: „Aus dieser Idee wurde weit mehr, als es sich die Beteiligten wohl selbst erträumt hätten“, sagt Kirch.

Ideen, berichtet Gerhard, habe er noch jede Menge. Den Fußball-AGs an der Bergschule Röchlinghöhe, der Schlossparkschule Geislautern und der Regenbogenschule Wehrden sollen weitere Projekte folgen. 2016 nahm der FFC Völklingen eine Frauen-Fitnessgruppe ins Angebot auf. Daran anknüpfend fand 2016 ein „Athletik-Tag für alle Nationen“ statt, der gut ankam und erneut durchgeführt wird. Neuere Angebote sind ein Reitprojekt mit der RG Pegasus Fürstenhausen und ein Leseprojekt mit dem Mehrgenerationenhaus Völklingen der Diakonie. „Wir möchten dafür Sportler gewinnen, denen Kinder bis zwölf Jahre unter pädagogischer Leitung erst vorlesen, um dann gemeinsam Sport zu treiben“, sagt Gerhard.

Längst ist Fußball beim FFC Völklingen nicht mehr nur Frauensache. Für ein neues Herrenteam stehen Gerhard als Trainer etwa 30 Spieler zur Verfügung. Einer ist der Syrer Hejar Maoo. „Er ist einer der ersten Flüchtlinge, die zu uns kamen. Inzwischen spricht er sehr gut Deutsch und ist als Integrationsbeauftragter im Vorstand aktiv“, sagt der Clubchef. Abseits des Erlernens der Sprache gibt der Verein Neuankömmlingen Hilfestellung bei Behördengängen und Ausbildungssuche. Die Trainertätigkeit sei eigentlich seine große Leidenschaft, sagt Gerhard. Doch auch als Vorsitzender fühlt er sich mittlerweile wohl: „Eine andere Rolle könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.“

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