Glasexponate erzählen Geschichten

Ludweiler · Das Glas- und Heimatmuseum Warndt ist ein lohnendes Ziel für den Ferienausflug. In Ludweiler, wo 1616 die erste saarländische Glashütte stand, hat der Heimatkundliche Verein Warndt viele Schätze zusammengetragen. Er präsentiert sie spannend und lehrreich.

 Michael Jähne ist verantwortlich für die Schätze in den Vitrinen des Glas- und Heimatmuseums Warndt in Ludweiler. Fotos: Rich Serra

Michael Jähne ist verantwortlich für die Schätze in den Vitrinen des Glas- und Heimatmuseums Warndt in Ludweiler. Fotos: Rich Serra

Bereits das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1905 mit seinem markanten Dachreiter ist ein Blickfang im Ort: Das Glas- und Heimatmuseum Warndt ist in dem ehemaligen Bürgermeisteramt von Ludweiler untergebracht. Im ersten und zweiten Obergeschoss zeigt hier der Heimatkundliche Verein Warndt die "Schätze" seiner Mitglieder. Neben römischen Funden aus der Region und Objekten zur Regional- und Industriegeschichte sind es insbesondere die Glasobjekte, die das Museum ausmachen und die faszinieren. "Am 31. Oktober 2007 wurde die Glasabteilung eröffnet", erklärt Michael Jähne, promovierter Kunsthistoriker, der das Museum seit dem Jahr 2008 betreut. "Im ersten Stockwerk ist unsere Ausstellung ‚Glas auf dem Tisch' untergebracht", erläutert Jähne beim Rundgang. Dort werden - wie in Schaufenstern - hinter Glas verschiedene Tische und Wohnraumsituationen gezeigt.

Das Besondere ist, dass die Museumsbesucher dort nicht nur sehr anschaulich und liebevoll dekoriert die Einrichtungsmoden aus dem Zeitraum von 1880 bis 1955 nachvollziehen können, sondern dass auf jedem Tisch ganz unterschiedliche Gläser, Glasflaschen, Vasen oder andere Glasobjekte stehen. "Besonders gelungen ist das Gegenüber von Arbeiterstammtisch mit den einfachen Bierhumpen und dem Tisch der Angestellten mit verzierten Glaspokalen und Weinspendern", erklärt der Kunsthistoriker. Die Fotos über einem Hochzeitstisch erzählen eine traurige Geschichte. "Auf dem Foto von 1912 sind viele Hochzeitsgäste zu sehen, das Foto von 1920 zeigt nur die engsten Familienmitglieder . Das waren die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs. Man konnte sich nicht mehr leisten, viele Menschen einzuladen, und es waren auch Familienmitglieder gestorben", sagt der Museumsleiter. Auf dem Hochzeitstisch aus jener Zeit ist bereits industriell und günstig gefertigtes Pressglas zu sehen, das aber an elegantes Kristallglas erinnert. "Und wenn man Porzellan zu dieser Zeit imitieren wollte, dann hat man Knochenmehl beigemischt und erhielt sogenanntes Beinglas", erläutert Michael Jähne.

Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist eine einfache, aber originale Klickerwasserflasche. "Gerade bei Kindern war die sehr beliebt. Denn wenn man es erst mal geschafft hatte, den sehr massiven Flaschenhals zu zerschlagen, hatte man die Klicker, die Murmel. Und mit der konnte man dann spielen". Im zweiten Obergeschoss werden in einem hellen Raum - ganz klassisch und in Vitrinen untergebracht - noch weitere Gläser ausgestellt. Jeweils in den Farben Grün, Blau, Gelb, Rosa und Weiß zusammengefasst, werden die unterschiedlichsten, fein ziselierten und eleganten Glasobjekte aus der Region präsentiert.

Dass sich gerade in Ludweiler ein Glasmuseum etabliert hat, ist kein Wunder. Denn hier wurde bereits im Jahr 1616 die erste saarländische Glashütte errichtet, die aber nur wenige Jahre produzierte. In der Folgezeit entstanden in der Region, beiderseits der deutsch-französischen Grenze, 22 weitere Glashütten. Im zweiten Obergeschoss des Glasmuseums finden sich daher insbesondere Objekte aus der benachbarten Glashütte Fenne, in der von 1812 bis 1939 Glas hergestellt wurde. In diesem Raum wird auch ein Film vorgeführt, der von der Glashütte Fenne ausgehend die Glasproduktion in der Region noch einmal aufleben lässt.

 Einrichtungsstile aus der Zeit von 1880 bis 1955 mit den historisch passenden Glasdekorationen auf vielen liebevoll dekorierten Tischen sind im Museum zu bestaunen.

Einrichtungsstile aus der Zeit von 1880 bis 1955 mit den historisch passenden Glasdekorationen auf vielen liebevoll dekorierten Tischen sind im Museum zu bestaunen.

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Auf einen BlickDas Glas- und Heimatmuseum Warndt, Am Bürgermeisteramt 5 in 66333 Völklingen-Ludweiler, hat Dienstag bis Sonntag von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2 Euro, ermäßigt 1 Euro, Gruppenführungen kann man unter der Telefonnummer (0 68 98) 44 80 06 00 vereinbaren. Sonntags ab 14.30 Uhr wird eine kostenlose Führung angeboten. Am Dienstag, 2. September, findet ab 14 Uhr die Veranstaltung "Kinder arbeiten mit Glas" statt. Unter fachkundiger Anleitung können Kinder im Alter von 8 bis zwölf Jahren dort Glas gravieren, bemalen und bekleben. Der Unkostenbeitrag für das Material beträgt 10 Euro. Anmeldung und weitere Informationen im Internet: heimatkundlicher-verein-warndt.eu/glasmuseum

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