Gläserne Kunst und ein historischer Krimi

Ludweiler. "Kunst im Glas" nennt sich ein Projekt, das Literatur, Musik und Glaskunst nach Ludweiler bringt. Voriges Jahr begann es. Am Freitag wurde es fortgesetzt. Veranstalter ist der Verein Glas- und Heimatmuseum Warndt, der dieses Mal ganz auf die Faszination gläserner Kunst vertraute

 Vorleser Gernot Richter (Mitte) in Aktion. Unser Archivbild entstand bei einer Wehrdener Lesung für Kinder. Foto: Engel

Vorleser Gernot Richter (Mitte) in Aktion. Unser Archivbild entstand bei einer Wehrdener Lesung für Kinder. Foto: Engel

Ludweiler. "Kunst im Glas" nennt sich ein Projekt, das Literatur, Musik und Glaskunst nach Ludweiler bringt. Voriges Jahr begann es. Am Freitag wurde es fortgesetzt. Veranstalter ist der Verein Glas- und Heimatmuseum Warndt, der dieses Mal ganz auf die Faszination gläserner Kunst vertraute.Der Raum im Dachjuchhe des Museums ist wie geschaffen für solches: In seinen Vitrinen finden sich kunstvoll gearbeitetes Gebrauchs- und Opalinglas aus heimischen Manufakturen und aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sowie Infotafeln über den richtigen Gebrauch von Sand, Pottasche, gebranntem Kalk, Brennerofen, Brennkolben und Flöte. Welch ein Schimmern, Glitzern und Leuchten! In diese "Hohe Schule der Glasmacherzunft" tritt nun der Vorleser des Tages. Gernot Richter, Völklinger, hat durch seine jahrzehntelange Arbeit als Erzieher bei der Staatlichen Louis-Braille-Schule in Lebach, also mit sehbehinderten oder blinden Kindern, einen eigenen Vortragsstil entwickelt - mit eingearbeiteten Klangelementen wie Trommeln, Schellen und Glöckchen und einer Stimme, die - vielseitig modulierend - Stimmungen wie seltene Schmetterlinge behutsam einfängt. Zum Vorlesen hatte sich Richter ein Werk der deutschen Schriftstellerin Toni Rothmund (1877-1956) im Antiquariat besorgt: "Glas - Ein Buch von deutscher Sehnsucht". Es handelt von dem Glasmacherburschen Martin Holzapfel, der unmittelbar nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges sein Glück in der Fremde sucht, in eine Art historischem Krimi um teure Patente gerät und allerlei Wirrungen handwerklichen Futterneides und natürlich der Liebe zu bewältigen hat. Wunderschön, wie opalisierendes Glas, wirkt Rothmunds Sprache, der Richter, flüsternd, brüllend, erzählend, je nach Stimmung, Ausdruck verleiht. Die Zuhörer finden sich in einer Welt gefangen, die fremd wirkt. Und vertraut zugleich: Denn menschliches Leid, Glück, Angst und Hoffnung sind dieser Erzählung von Rothmund nicht fremd.Dazu spielen die Völklinger Markus Schulte und Hans Werner Heimer mit Tenorhorn und Euphonium Musik des deutschen Komponisten Melchior Franck, die exakt in jener Zeit entstanden ist, als der Held des Buches, Glasmacher Holzapfel, zwischen Schwarzwald, Nürnberg und Venedig sein aufregendes Leben meistert. Schön spannend!Das Glas- und Heimatmuseum Warndt, Am Bürgermeisteramt 5 in Völklingen-Ludweiler, ist täglich, außer montags, zwischen 14 und 16 Uhr geöffnet.

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