Gesundheitszentrum für peruanisches Dorf

Völklingen. Wie man ihn schreibt, den Namen des Dorfs im peruanischen Hochland, müssen der Völklinger Kinderarzt Dr. Andreas Niethammer und seine Frau Ruth erstmal überlegen - der Name entstammt der Indio-Sprache Quechua, und die wird für gewöhnlich nur gesprochen, nicht geschrieben. "Ccorihuillca chico" heißt der Ort, in dem knapp 1000 Menschen leben

 Eine Mutter mit ihrem Kind im peruanischen Ccorihuillca Chico. Foto: Niethammer

Eine Mutter mit ihrem Kind im peruanischen Ccorihuillca Chico. Foto: Niethammer

Völklingen. Wie man ihn schreibt, den Namen des Dorfs im peruanischen Hochland, müssen der Völklinger Kinderarzt Dr. Andreas Niethammer und seine Frau Ruth erstmal überlegen - der Name entstammt der Indio-Sprache Quechua, und die wird für gewöhnlich nur gesprochen, nicht geschrieben. "Ccorihuillca chico" heißt der Ort, in dem knapp 1000 Menschen leben. Er liegt nahe der Großstadt Ayacucho. Andererseits Lichtjahre davon entfernt: Auf der Schotterpiste brauche man für die Zehn-Kilometer-Strecke mindestens eine Stunde, berichten die Niethammers. Und im Dorf gebe es keine Spur von Moderne, keinen Strom, kein Wasser, kein Telefon. Auch keine medizinische Versorgung - aber das soll sich jetzt ändern: Der Völklinger Verein "Hilfe für Ayacucho", dessen Gründer und Motor die Niethammers sind, plant in Ccorihuillca ein Gesundheitszentrum.Möglich wird das, weil die Illinger Südamerika-Hilfsorganisation "Aktion Palca" die Völklinger Helfer unterstützt: "Die 'Aktion Palca' finanziert den Bau, wir kümmern uns nachher um den Betrieb." Die Baukosten, 20 000 bis 30 000 Euro, "hätten wir allein nicht aufbringen können - unsere anderen Projekte müssen ja auch weiterlaufen". Die Architektenpläne zeigen einen bescheidenen Bau: Auf 100 Quadratmetern Fläche sind zwei Untersuchungsräume vorgesehen, ein Ruheraum, eine kleine Apotheke, eine Küche, sanitäre Anlagen. Und ein Multifunktionsraum für Hygiene-Schulungen oder einfach für Treffen. Weil die Erde im Hochland unruhig ist, muss man erdbebensicher bauen; "es wird das erste Haus im Ort, das aus gebrannten Ziegeln besteht". Das Grundstück hat die Gemeinde dem Verein überlassen, zweckgebunden. Und das Dorf baut mit: Unter Leitung eines Ingenieurs werden Männer aus dem Ort die Mauern hochziehen, drei Tage pro Woche gegen Lohn, zwei Tage unentgeltlich. "Das war uns wichtig", betont Ruth Niethammer. Überhaupt kam das ganze Projekt auf Wunsch der Dorfbewohner in Gang. Die Helfer verknüpfen mit dem Humanitären auch politisch-soziale Ziele: "Wir wollen dazu beitragen, der Landflucht Einhalt zu gebieten."Für die Vereinsarbeit bedeute das Gesundheits-Projekt "neue Perspektiven, weil wir dann selbst dort tätig werden können", fügt Andreas Niethammer hinzu. Ein erster Einsatz ist bereits fest geplant: 2012 will er zusammen mit drei Kollegen - Kinderarzt, Internist, Gynäkologin und Zahnärztin - drei, vier Wochen lang "das ganze Dorf durchchecken". Der Betrieb soll aber schon früher beginnen. Ein Jahr Bauzeit ist kalkuliert; danach soll dreimal wöchentlich eine Krankenschwester kommen, ein- bis zweimal im Monat ein Arzt. Je nach Bedarf und Finanzen - "man kann das alles nur machen, weil die Löhne so unglaublich niedrig sind", sagt Niethammer.

 Hotel Bossa Nova geben ein Benefizkonzert. Foto: SZ

Hotel Bossa Nova geben ein Benefizkonzert. Foto: SZ

 Ruth und Andreas Niethammer beim Gespräch in der SZ-Redaktion; rechts SZ-Redakteurin Doris Döpke. Foto: Becker & Bredel

Ruth und Andreas Niethammer beim Gespräch in der SZ-Redaktion; rechts SZ-Redakteurin Doris Döpke. Foto: Becker & Bredel

Auf einen BlickDer Völklinger Verein "Hilfe für Ayacucho", gegründet 2004 von dem Kinderarzt Dr. Andreas Niethammer und seiner Frau Ruth, unterstützt Menschen in der bitterarmen Region um die peruanische Stadt Ayacucho, die Ruth Niethammers Heimat ist. Das erste Projekt war eine Kleidersammlung; die Textilien wurden an Bedürftige in Peru verteilt. Der Verein betreut außerdem Projekte für Kinder und für Mütter. Die Kasse für das gemeinsam mit der Illinger "Aktion Palca" betriebene Gesundheitszentrums-Projekt soll am Freitag, 19. März, 20 Uhr, ein Benefiz-Konzert der Gruppe Hotel Bossa Nova in der Wehrdener Kulturhalle füllen helfen. Dabei wird auch peruanisches Essen angeboten, unter anderem Gerichte aus dem Hochland-Getreide Quinoa. dd

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