Geschäft für gute Zwecke brummt

Ludweiler · Zweimal wöchentlich verkaufen sie für kleines Geld gespendete Kleidung. Was die acht Ehrenamtlerinnen des Ludweiler Kleiderladen-Teams dabei einnehmen, spenden sie für gute Zwecke – und gerade um diese Jahreszeit ist das nicht wenig.

Die Adresse Völklinger Straße 88 in Ludweiler ist mittlerweile im ganzen Saarland bekannt. Sagt Inge Desgranges, die den Ludweiler Kleiderladen der evangelischen Kirche im ehemaligen "Haus Henry" vor 17 Jahren eingerichtet hat. "Dabei sollte das Projekt nur ein Jahr auf Probe laufen", erinnert sie sich. "Einige in der Gemeinde waren dagegen."

Heute floriert das Geschäft mit Textilien aller Art. Längst spenden die Damen des Kleiderladens tausende Euro für wohltätige Zwecke. An die Kindernothilfe beim Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 etwa. Oder an die Völklinger Palliativstation. Und der Ludweiler Posaunenchor erhielt Instrumente.

"Dieses Jahr bekommt jede der vier Kirchen unserer evangelischen Kirchengemeinde einen Adventskranz", berichtet Inge Desgranges. Auch die katholischen "Kollegen" kommen nicht zu kurz. 50 Euro gibt es für Adventsschmuck zur freien Verfügung - "und das seit zehn Jahren". Die Ökumene funktioniert in Ludweiler sowieso geräuschlos und direkt. Inge Desgranges und ihre Frauen verkaufen Plätzchen, die von Frauen aus der katholischen Gemeinde gebacken werden. Am Mittwoch kommt gerade Küsterin Edeltraut Müller vorbei, nimmt das eingegangene Geld gleich mit. Es geht in den Topf für Frauen in Not der Organisation "Solwodi", die die aus Klarenthal stammende Nonne Lea Ackermann gegründet hat.

"Unser Lager war zur Saison proppenvoll", sagt Desgranges. Und schon dreimal so gut wie leer gekauft. "Die Kunden würden sogar unsere Trittleiter am Eingang kaufen und unsere privaten Jacken und Taschen, wenn wir nicht aufpassen", meint das Team um Inge Desgranges. Acht Frauen sind es, die sich die Arbeit mittwochs und samstags aufteilen. Auch am vergangenen Mittwochnachmittag herrscht reges Treiben in dem rund 40 Quadratmeter großen Laden. Ein Kommen und Gehen. Es wird Tischwäsche gebracht, ein Korb randvoll mit Handtaschen angeliefert. Gleichzeitig suchen Kunden nach allen möglichen Kleidungsstücken.

"Bei uns kann jeder kaufen", sagt Inge Desgranges. Wobei ihr wichtig ist, dass die Betonung auf "kaufen" liegt. "Wenn wir die Ware verschenken würden, wäre sie in den Augen der Kunden ja nichts wert", erklärt sie ihre Philosophie. Damit sich jeder etwas leisten kann, werden die Kleidungsstücke oft für nur einen Euro angeboten. Ausnahmen sind Stücke aus besonders hochwertigen Materialien, wie etwa die aufwändig hergestellte Nerzjacke oder Jacken aus Leder. So etwas soll dann für 12,50 Euro über den Tresen wandern.

Aus Frankreich kommen häufig Nordafrikaner - Tunesier, Marokkaner, Algerier. Sie kaufen viel und schicken es nach Hause, hat das Kleiderladen-Team beobachtet. Auch Syrer - "in Ludweiler leben viele von ihnen" - kauften viel. "Die meisten sind sehr nett", berichtet Inge Desgranges. Wie auf Bestellung steht ein 14-jähriger Junge mit seiner Mutter im Laden. Er heißt Hassan Reber, stellt er sich in gutem Deutsch vor, besucht die achte Klasse einer Ludweiler Schule und spielt Fußball im Mittelfeld des örtlichen Vereins. Das bringt ihm eine Trikothose von Bayern München ein - geschenkt.

Hassan nimmt sie gerne mit, auch wenn seine Favoriten unter den Clubs eher Dortmund und Barcelona heißen, wie er verrät. Der eigene Verein ist ihm aber doch der wichtigste: Mit den Ludweilern darf er nächstes Jahr im Bus zum Fußballcamp nach Spanien. Da glänzen seine Augen.

Auch Stammkunden hat der Laden. Vom Eschberg in Saarbrücken etwa komme ein russisches Ehepaar seit Jahren, das Pelze kauft. Auch Leute aus den umliegenden Ortschaften gehörten zur treuen Kundschaft. Lediglich die Ludweiler selbst hätten wahrscheinlich eine Hemmschwelle. "Sie wollen hier nicht gesehen werden", meint Inge Desgranges.

Dann führt sie in das angrenzende Lager, wo in Pappkartons die Sommerware gestapelt ist. In blauen Plastiksäcken hat ihr Team alles aussortiert, was der Kleiderladen nicht mehr braucht. "Das bekommt der Lauterbacher Jugendverein", sagt Inge Desgranges. Und im März sei die Anstalt Bethel die Beschenkte.

 Trude Guillaume gehört zu den Helferinnen im Team von Inge Desgranges. Hier posiert sie mit einem der zahlreichen Hüte, die im Kleiderladen zu finden sind. Foto: Angelika Fertsch

Trude Guillaume gehört zu den Helferinnen im Team von Inge Desgranges. Hier posiert sie mit einem der zahlreichen Hüte, die im Kleiderladen zu finden sind. Foto: Angelika Fertsch

Foto: Angelika Fertsch

Die Öffnungszeiten im Ludweiler Kleiderladen sind mittwochs von 14.30 bis 18 Uhr sowie samstags von neun bis zwölf Uhr.

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