Gemischte Gefühle in Ludweiler

Ludweiler. Still geworden ist es in den letzten Jahren um den Bergschadensverband Völklingen-Warndt, der zu Beginn der 80er Jahre wegen des Kohleabbaus unterhalb von Ludweiler gegründet wurde

Ludweiler. Still geworden ist es in den letzten Jahren um den Bergschadensverband Völklingen-Warndt, der zu Beginn der 80er Jahre wegen des Kohleabbaus unterhalb von Ludweiler gegründet wurde. Der Grund dafür liegt auf der Hand, denn so stellten Axel Schäfer und Barbara Traving-Ney von der DSK bereits in einer Ortsratssitzung vor über zwei Jahren fest: "Ludweiler hat es gepackt, was den Bergbau angeht." Nachdem der Bergbau 1999 unterhalb Ludweiler eingestellt wurde, herrsche, so Traving-Ney, Senkungsruhe und es seien keine bergbaulichen Nachwirkungen feststellbar. Bei der Schadensregulierung gehe es heute fast nur noch um das Abarbeiten von Altschäden. Bei den 1283 Gebäuden im Einwirkungsbereich des Kohleabbaus im Feld Geislautern wurden 1100 Schäden gemeldet. Davon wurde bei 245 Gebäuden ein Minderwert aus einer Schieflage festgestellt. Von den 141 Totalschäden wurden inzwischen so gut wie alle abgerissen. 152 Häuser wurden nachträglich gesichert. Auch wer jetzt noch Grubenschäden entdecke, brauche keine Angst zu haben, so die Fachleute der Bergschadensabteilung, denn die RAG stehe bis 30 Jahre nach Abbauende in der Haftung, wobei die Beweispflicht stets beim Bergbaubetreiber liege. Auf jeden Fall könne jetzt in Ludweiler wieder problemlos gebaut werden. Dies gelte auch für Baulücken bei Abriss - nach vorheriger Prüfung. Heftige Nachwehen des Bergbaus gibt es derzeit nur noch in der Neuen Ansiedlung im Bereich Ring-, Gruben- und Mittelstraße, die derzeit fast einen gespenstigen Eindruck macht. In den letzten zwei Jahren wurde ein Großteil der 86 Häuser mit 176 Wohneinheiten, die teilweise zuvor mit großem Aufwand gesichert wurden, niedergelegt, und bis zum heutigen Tage verrichtet der Abrissbagger sein trauriges Werk. An vielen Häusern sind die Eingangstüren zugenagelt. Schilder künden davon, dass das Betreten der Baustelle verboten ist, und ehemalige Bewohner sind längst in alte Winde zerstoben. Sie wohnen in Dorf im Warndt, in Lauterbach oder in Fürstenhausen. Zunehmend verloren kommen sich die wenigen Bewohner der Neuen Ansiedlung vor, die ausharren, denn gekündigt werde niemanden, stellte Joachim Schuch bei der letzten Besichtigung durch den Ortsrat fest. Vor allem die älteren Bewohner der "Kolonie", die zum Teil in der dritten Generation hier wohnen, wollen nicht mehr "verpflanzt" werden. Die 88-jährige Maria Schwaiger kam schon als Kleinkind in die Ringstraße: "Wir haben schon ein bisschen Angst, dass wir hier rausgeschmissen werden, doch wir wehren uns, und ich bleibe bis zum letzten Atemzug hier", sagt die resolute alte Dame. Nach dem Bergbau geht es nun auch mit dem Bergschadensverband Völklingen-Warndt zu Ende. "Wir haben schon seit 2003 keine Beiträge mehr erhoben", berichtete Bertram Duttiné, der von Beginn an dem Verband vorsteht. "Wir sind über mehr als zwei Jahrzehnte unseren Mitgliedern bei Schieflagen oder Verpressungen hilfreich zur Seite gestanden, doch nach dem Abbauende konnten wir noch vereinzelt zum Gelingen von Endsanierungen beitragen", so Duttiné in seinen Rechenschaftsbericht. Er beklagt dabei, kämpferisch wie immer, die Schadensregulierungspraxis der DSK, die immer wieder versuche, vermutliche Bergschäden als Baumängel abzutun. Langsam sank die Mitgliederzahl des Bergschadensverbandes von 299 im Jahr 2003 auf nunmehr 260. Knappe 60 trafen sich am Dienstagabend in der Gaststätte Am Markt, um über die Auflösung des Vereins zu beschließen. In Vertretung der erkrankten Schatzmeisterin Apollonia Klein informierte Kassenprüfer Wolfgang Kiefer über die Finanzsituation: Gut 10 000 Euro sind noch auf Sparkonten angelegt, die nun nach Abzug der Auflösungskosten an die Mitglieder verteilt werden. 30 Euro verbleiben so für jedes Mitglied, errechnete Duttiné. Wenn dann noch etwas übrig bleibt, darf sich der Heimatkundliche Verein Warndt über eine Spende freuen. "Ich bleibe bis zum letzten Atemzug hier."Maria Schwaiger (88)

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