Für die Schule lernen am Kältebus

Völklingen · Eine ganz andere Realität als ihren Schulalltag erlebten Zwölftklässler des Völklinger Kaschnitz-Gymnasiums. Sie organisierten eine Spendenaktion für Insassen des Saarbrücker Kältebusses. Und betreuten die Obdachlosen persönlich einige Nächte vor Ort – alles im Rahmen eines sozialen Projektes.

 Lebensmittel und Kosmetik-Artikel haben die Gymnasiasten am Kältebus abgeliefert. Foto: MLK

Lebensmittel und Kosmetik-Artikel haben die Gymnasiasten am Kältebus abgeliefert. Foto: MLK

Foto: MLK

Noch selten hat Kristina Bolldorf einen Menschen gesehen, der sich so sehr über eine Rolle Kekse gefreut hat wie der junge Mann, den sie vergangenen Sonntagabend im Saarbrücker Kältebus erlebte: "Er hat sie nicht mehr aus den Augen gelassen." Dabei sei das Gebäck weiter nichts besonderes gewesen: "Gefakte Prinzenrolle aus Vollkornmehl". Die 17-jährige Schülerin der 12. Klasse im Völklinger Kaschnitz-Gymnasium hatte sich mit Gleichgesinnten eines Seminarfachkurses (ist obligatorisch in der Oberstufe) zum Ziel gesetzt, Obdachlose mit einer Spendenaktion zu unterstützen.

Während Mitschüler eine Faschingsfeier für die fünften und sechsten Klassen organisierten und wiederum eine weitere Gruppe ein Kochbuch unter dem Aspekt der verschiedenen Religionen erstellte, kümmerten sich Kristina und weitere zwölf Mitstreiter um ihr soziales Projekt. "Du kannst jedes Thema vorschlagen, aber Du musst es dann durchziehen", erklärt sie den Sinn und Zweck von Seminarfachkursen. "Man lernt, wie man eine Arbeit anpackt." Nach anfänglichen Schwierigkeiten das passende Betätigungsfeld zu finden - die Schüler schauten sich bei der Völklinger Tafel um, beim Bruder-Konrad-Haus in Saarbrücken und beim Diakonischen Werk - wollten sie zunächst ein Essen für Bedürftige bei der Arbeiterwohlfahrt kochen. "Wir hätten uns aber beim Gesundheitsamt vorstellen müssen, alle einen Gesundheitspass zu je 30 Euro besorgen müssen, das war zu aufwendig jetzt so kurz vorm Abitur."
Zwei Tage Spenden sammeln

Also fiel die Wahl letztendlich auf das Projekt Kältebus - initiiert von der betreuenden Lehrerin -, der Obdachlosen bis Ende März eine Anlaufstelle in kalten Winternächten bietet, Getränke, Essen, Gespräche, menschliche Nähe. Etwa zehn Leute steuern mittlerweile den Bus, der am Betriebshof der Stadtwerke steht, jeden Abend, jede Nacht an. Auch "Stammkunden" sind schon dabei.

Kristina Bolldorf, die innerhalb ihrer Gruppe den Part der Öffentlichkeitsarbeiterin übernommen hat und ergo auch den Kontakt zur SZ herstellte, beschreibt den Ablauf: "Über Facebook und Plakate informierten wir die Schüler , dass wir an zwei Tagen Spenden einsammeln, haltbare Lebensmittel in Konserven wie Erbsensuppe, Spaghetti, Cappuccino, Zucker oder verpackte Knabbereien wie Kekse , Hygiene-Artikel wie Shampoo, Zahnpasta, Cremes und auch Kleidung."

Es sei toll gewesen zu sehen, was alles und wieviel abgegeben wurde, erinnert sich Kristina Bollberg. Besonders die Kleinen hätten mit Feuereifer mitgemacht, auch Lehrer haben Tüten abgegeben. "Es war so viel, dass die Betreuer am Bus gesagt haben, wow, 73 Zahnbürsten, so viel hatten wir noch nie." Es konnten also sogar Reserven gebildet werden.

Alle Spenden verpackten die Schüler in Kartons und besuchten den Kältebus an vier Abenden, von vergangenem Freitag an bis Montag. Auf Facebook bedankt sich das Kältebus-Team ausdrücklich bei den MLK-Schülern: "Schön, wenn sich junge Menschen engagieren." Nun müssen die Schüler eine abschließende Reflexion über ihren Einsatz schreiben, erklären, "ob man mit sich selbst zufrieden ist etwa", sagt Kristina Bollberg. Sie hat die Aufgabe, einen Artikel für die Schülerzeitung zu verfassen und für die Homepage der Schule - und die Zeitung davon zu überzeugen, dass das Projekt einen Artikel wert ist. . . .

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kaeltebus

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