Seit Freitag zu sehen „Die Resonanz war umwerfend“

Völklingen · Die Leute sollten so gezeigt werden, wie man sie aus dem Alltag kennt. Was die Mitglieder des Fotoclubs Völklingen aus dieser Vorgabe machten, zeigt jetzt die Ausstellung „Völklinger Gesichter“ im Alten Rathaus.

Schreiner Tobias Krieger.

Schreiner Tobias Krieger.

Foto: Jürgen Isberner

Wilfried Schnelldorfer hat eine Malerin fotografiert: Mit Palette präsentiert sich Helga vor ihrem Werk. Andreas, ein Karnevalist mit Narrenkappe und Orden, wurde von Sabine Jochum abgelichtet. Mehrere Musiker, ein Imker und Feuerwehrmann Christoph sind ebenfalls in Szene gesetzt. „Völklinger Gesichter“ heißt die Ausstellung des Fotoclubs Völklingen, die am vergangenen Freitagabend von Bürgermeister Christof Sellen eröffnet wurde. Bis zum 9. November sind die insgesamt 43 Arbeiten im Galerieraum des Alten Rathauses Völklingen zu sehen.

Die Porträts wurden digital aufgenommen; Helligkeit, Kontrast oder Farbe wurden anschließend am Computer bearbeitet. „Es ist wichtig, dass das der Kamera zugewandte Auge scharf ist“, erklärte Clubchef Jürgen Bennoit im Gespräch mit unserer Zeitung.

Während seiner Einführung in die Ausstellung erläuterte Bennoit die Vorgeschichte des Projekts. Die Idee wurde vor zwei Jahren geboren. „Fotografiert doch mal Leute“, sagte einst Volkshochschuldirektor Karl-Heinz Schäffner, als man nach einer Ausstellungseröffnung bei einem Glas Wein zusammenstand.

Bei der Umsetzung gab es allerdings ein Problem: Viele Vereinsmitglieder wohnen nicht in der Hüttenstadt, sie kennen gar keine „Völklinger Gesichter“. Also kümmerten sich die Völklinger Kollegen um die Modellsuche, mehrere Vereine wurden in der Folge kontaktiert. Mit Erfolg, es gab keine Absagen.

„Die Resonanz war umwerfend“, versicherte Jürgen Bennoit. Die Bürger wurden ins Lernzentrum der Volkshochschule nach Luisenthal eingeladen. Jeder brachte etwas mit, das seinen Job oder sein Hobby charakterisiert: vom Hobel bis zur Trommel, vom Tennisschläger bis zur Bergmannstracht. Die Leute sollten so gezeigt werden, wie man sie aus dem Alltag kennt.

Eine halbe Stunde hatte jeder Fotograf Zeit. Nach den Shootings wurden die Ergebnisse dann mit den Vereinskollegen diskutiert. Prominente hat der Fotoclub nicht angesprochen, einige bekannte Gesichter sind in der Ausstellung aber zu sehen.

Dustin kam in Saarstahl-Arbeitskleidung direkt von der Schicht, vor der Kamera wirkt er ganz entspannt. „Man macht ein paar Späßchen zu Beginn, damit die Leute locker werden“, erklärte Fotografin Kerstin Ecker.

Wilfried Schnelldorfer hat einen Anhänger des SV Röchling Völklingen fotografiert. Die Pose ist wohl überlegt: Stolz präsentiert Stefan seinen Fanschal. Das sorgt für Dynamik. Nach wenigen Aufnahmen war alles im Kasten, so genanntes „Dauerfeuer“ gibt es bei Schnelldorfer nicht. „Ich komme eigentlich aus der analogen Fotografie“, berichtete er.

Einige Fotos entstanden auch nicht im Atelier. Wer Lukas bei der Wurstproduktion ablichten wollte, musste schon in der Metzgerei vorbeischauen. Heidi Brausch traf ihr Motiv auf der Straße: Mit dem Laubbläser in der Hand und der Zigarre im Mund sorgt Jürgen für Sauberkeit in Völklingen. „Er war mein Wunschmodell“, versicherte Brausch.

Laura Seger mit Mandoline.

Laura Seger mit Mandoline.

Foto: Jürgen Bennoit
Posaunistin Stefanie Meiser.

Posaunistin Stefanie Meiser.

Foto: Kerstin Ecker

Die Aktion sei bei den Porträtierten sehr gut angekommen, betonte der Vereinsvorsitzende Bennoit. Und so verwunderte es nicht, dass viele der fotografierten Völklinger die Ausstellungseröffnung besuchten. Sie gingen nicht mit leeren Händen nach Hause. Jeder durfte ein Exemplar seines Porträts mitnehmen.

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