Försterin muss mehr Bäume fällen

Völklingen · Die Völklinger müssen sich daran gewöhnen, dass die städtischen Forstleute künftig mehr Bäume fällen als bisher. Der neue Forstbetriebsplan, am Donnerstag (17 Uhr, großer Saal des Neuen Rathauses) Thema in der öffentlichen Stadtratssitzung, sieht deutliche Steigerungen des Holzeinschlags vor – im Dienst der Waldpflege.

 Viel zu dicht, daher zu dünn: Völklinger Stadtwald bei Fürstenhausen (im November 2013). Damit die Bäume hier eine Zukunft haben, müssen die Forstleute mit der Säge eingreifen. Foto: Döpke

Viel zu dicht, daher zu dünn: Völklinger Stadtwald bei Fürstenhausen (im November 2013). Damit die Bäume hier eine Zukunft haben, müssen die Forstleute mit der Säge eingreifen. Foto: Döpke

Foto: Döpke

Als Sandra Hartmann im Februar 2012 die Leitung des städtischen Fachdienstes Forstwirtschaft übernahm, begann sie tatkräftig mit dem, was Forstleute zu tun haben: Waldpflege. Sie ließ durchforsten, im Klartext: Bäume fällen. Und bekam prompt Ärger mit Völklinger Bürgern: "Kahlschlag", schimpften die, "Waldzerstörung". Die Försterin nahm es gelassen. Es sei ein gutes Zeichen, meinte sie, wenn Bürger engagiert seien für "ihren" Wald; es fehle wohl nur an Information darüber, was im Wald notwendig sei. Zumindest der Stadtrat ist inzwischen besser informiert: Im Herbst 2013 hat er Hartmanns Arbeit gelobt. Und einstimmig das neue "Forsteinrichtungswerk" (siehe "Stichwort") verabschiedet.

Darauf fußt der "Forstbetriebsplan " fürs kommende Stadtwald-Jahrzehnt, mit dem der Rat sich jetzt befasst. Der könnte der neuen Försterin Verena Lamy, erst seit Monatsbeginn im Amt, neuen Ärger mit den Bürgern bescheren. Denn er schreibt fest, mit klaren, harten Zahlen, dass sie noch deutlich mehr Bäume zu fällen hat als ihre Vorgängerin.

Das hat nichts mit Profit-Wünschen zu tun. Sondern mit Versäumnissen der Vergangenheit. Der Stadtwald wächst, das ist Natur. Damit er so wächst, dass er auf lange Sicht den Völklingern zur Erholung dienen kann, müssen die Forstleute stets einen Teil des Zuwachses einschlagen; das hält den Wald als Ganzes gesund und sturmfest. 5,1 "Erntefestmeter" pro Hektar und Jahr - etwa zwei Drittel des Zuwachses - sollten das in den vergangenen zehn Jahren sein; dieses Soll wurde nicht erreicht. Was das heißt, kann man nun nachlesen im Forstbetriebswerk, das der Sachverständige Joachim Schneider aus Karlsbrunn erstellt hat: Völklingens Stadtwald ist zu stark "bestockt", die Bäume stehen viel zu dicht, rauben sich gegenseitig Licht und Luft. In den kommenden zehn Jahren müssen daher etwa 6,8 Festmeter Holz pro Hektar und Jahr geschlagen werden, fast drei Viertel des Zuwachses. Dann erst können sich die verbleibenden Bäume zu mächtigen Riesen entwickeln, die Spaziergänger beeindrucken und später, in Jahrzehnten, "Wertholz" liefern. Holz aus "Zwangsnutzungen" - Sturmholz etwa oder Fichten , die der Borkenkäfer abgetötet hat - zählt bei der Berechnung des Einschlags übrigens nicht mit. Noch wichtiger aber als die Erfüllung des "Hiebsatzes", das hat der Gutachter in fetten Lettern in den Betriebsplan geschrieben, sei, dass die Forstleute sich möglichst viel vernachlässigte Fläche vorknöpfen. Nur so sei das Pflegeziel zu erreichen: gesünderer, schönerer und nicht zuletzt auch wertvollerer Baumbestand.

Immerhin, in einem Punkt hat sich der Stadtwald positiv verändert. Seit 2003 hat der Nadelholz-Anteil ab- und der Laubholzanteil zugenommen. Das ist gut, denn Nadelbäume sind meist schlecht angepasst an hiesige Böden, tragen zudem zu deren Versauerung bei. Vor allem Fichten - der Borkenkäfer! - und Kiefern haben anderen Gehölzen Platz gemacht; 82 Prozent der Stadtwald-Fläche gehört heute den Laubbäumen.

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StichwortForsteinrichtung nennt man die mittelfristige Planung für die Wald-Bewirtschaftung, üblicherweise für Zehn-Jahres-Zeiträume konzipiert. Die Pläne sollen dafür sorgen, dass Waldeigentümer nachhaltig und ökologisch mit ihrer grünen Ressource umgehen und zugleich daraus wirtschaftlichen Nutzen ziehen können. Grundlage dafür ist das Landes-Waldgesetz. Erarbeitet werden die Pläne im Auftrag des Umweltministeriums, das auch die Plan-Kosten trägt. dd

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