Film ab im Völklinger Juz

Völklingen · Wie riecht der Regen in Damaskus? Wie lerne ich Freunde kennen? Was halten andere von mir? In Kurzfilmen beantworten junge Menschen aus dem Regionalverband diese Fragen gemeinsam. Dreh- und Angelpunkt ist das Jugendzentrum (Juz) Völklingen.

 Ihr eigener Film soll dazu beitragen, über das Jugendzentrum in Völklingen aufzuklären: von links Sozialarbeiter Lukas Wenzel, Mariana Mputu Aragao, Ferdi Taskin und Mervan Savas. Foto: Jenal

Ihr eigener Film soll dazu beitragen, über das Jugendzentrum in Völklingen aufzuklären: von links Sozialarbeiter Lukas Wenzel, Mariana Mputu Aragao, Ferdi Taskin und Mervan Savas. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Eine Frau schließt eine Tür auf, zwei Jungen spielen Tischtennis, zwei andere Tischfußball. In wackeligen Bildern, unterlegt mit 70er-Jahre-Musik, präsentiert sich das Jugendzentrum (Juz) Völklingen im Internet auf der Video-Plattform Youtube. Das Video stammt aus dem Jahr 2007.

Jetzt, rund um den Jahreswechsel 2015/2016, wollen es die Jugendlichen besser machen. Mit gleich zwei Kurzfilm-Projekten wollen sie beweisen, dass sie und ihr Juz "mehr draufhaben als nur Tischkicker", wie es Juz-Leiterin Diana Wachs formuliert.

"Manche denken, dass jeder, der ins Juz geht, nichts auf die Reihe kriegt im Leben." Die 19-jährige Mariana Mputu Aragao ärgert sich über ein solches Schubladen-Denken. Gemeinsam mit mehr als einem Dutzend anderen Jugendlichen ab 16 Jahren arbeitet sie gerade an Drehbüchern für mehrere etwa fünf- bis zehnminütige Kurzfilme . Ein Thema: das Juz aus Sicht von Jugendlichen, Eltern und anderen Erwachsenen.

In einem zweiten kurzen Film soll es um Vorurteile auf Grund der Herkunft gehen. Mputu erzählt, man halte sie manchmal fälschlich für eine Afrikanerin. Sie sei zwar schwarz, jedoch in Portugal geboren und lebe schon seit sechs Jahren in Völklingen . Im Übrigen spricht sie perfekt Deutsch. Außerdem beherrsche sie, wie Juz-Leiterin Wachs erzählt, Spanisch, Portugiesisch und Englisch.

"Wir wollen zeigen, wer wir sind", sagt Mputu. "Wir sind hier multikulturell unterwegs", ergänzt Mervan Savas und lacht. Der 19-Jährige hat türkische Eltern, genau wie sein gleichaltriger Freund Ferdi Taskin, der ebenfalls bei dem Projekt mitmacht.

Angeleitet werden die Jugendlichen von den Fachkräften des Juz und vom Sulzbacher Mediengestalter Luigi Comito. "Wir werden sehr viel improvisieren", verspricht Comito. Außer explodierenden Autos sei vieles möglich. Jugendliche, die noch mitmachen wollen, sind herzlich ins Juz eingeladen, sagt Leiterin Wachs.

Ab Januar wird gedreht, frühestens im April sollen die ersten Filme gezeigt werden. Finanziert wird das einige tausend Euro teure Projekt voraussichtlich aus dem Programm "Demokratie leben" (siehe "Auf einen Blick").

Bei einem zweiten, mittlerweile fast abgeschlossenen Kurzfilm-Projekt des Juz geht es um "digitales Geschichtenerzählen". Auch hier gab es eine Förderung durch "Demokratie leben". Wie Pia Meiers-Heisel vom Jugendamt des Regionalverbands Saarbrücken verrät, haben daran 16 junge Flüchtlinge aus dem Regionalverband mitgewirkt. Entstanden seien 16 kurze Filme zwischen zwei und vier Minuten. Zehn von ihnen sollen Anfang des Jahres auf der Webseite des Regionalverbandes gezeigt werden. "Die jungen Flüchtlinge haben in den Videos ihre Biografie verarbeitet", sagt Meiers-Heisel, die das Rohmaterial für die Filme schon gesehen hat.

Ein Jugendlicher beschreibe in seinem Film die Freude über eine neue Liebe in Deutschland. Ein anderer schildere, wie er auf der Flucht bestohlen wurde. Ein dritter beschreibe, wie Regen daheim in Damaskus riecht. Andere wiederum, so Meiers-Heisel, hätten in schnellen Bildern Momente mit neuen Freunden festgehalten. Die Geschichten wurden in der Muttersprache, auf Englisch oder auf Deutsch aufgenommen und teilweise mit Untertiteln versehen. Mitte Dezember war der letzte Drehtag, anschließend haben die Jugendlichen ihre Filme selbst geschnitten.

Zur Zeit feilt ein Mitarbeiter der Naturfreundejugend Berlin noch am Feinschliff - die Naturfreunde haben das Projekt begleitet. Weitere Partner beim Projekt waren das Diakonische Werk in Völklingen , das DRK in Püttlingen, das Margaretenstift und das SOS-Kinderdorf Saarbrücken.

Info: Juz Völklingen , Tel. (0 68 98) 28 08 21, E-Mail:

juz-voelklingen@t-online.de

Zum Thema:

Auf einen BlickAus dem Programm "Demokratie leben" bekommt der Regionalverband Saarbrücken seit Anfang 2015 bis 2019 jedes Jahr Geld vom Bundesfamilienministerium. In diesem Jahr erhält er 45 000 Euro für Projekte gegen Extremismus und für Demokratie , gelebte Vielfalt und Willkommenskultur. Vereine, Träger und Initiativen können bis zum 29. Januar Projektanträge einreichen. Zuvor unterstützte der Regionalverband im Warndt neben dem Filmprojekt des Juz noch ein Erzählcafé des Diakonischen Werkes mit Völklinger Flüchtlingen und die Aufführung eines Films über deutsche Heimkinder für Schüler. Fragen zu "Demokratie leben" beantwortet der Regionalverband unter E-Mail Demokratieleben@rvsbr.de und Tel. (06 81) 5 06-51 51. rob

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