Navis und Autofahrer Fahren nach Gefühl

Navigationsgeräte sind eine angenehme Erfindung. Und manchmal sehr nützlich. Manchmal aber auch gar nicht. Dann erweist sich, was wahrhaft nützlich ist: nämlich fahrerische Eingebung.

Navis und Autofahrer : Fahren nach Gefühl
Foto: SZ/Robby Lorenz

Verlängertes Wochenende, es lockt der Schwarzwald. Und mit ihm der schönste Premiumwanderweg Deutschlands 2017: der Himmelssteig. Frohgemut geht’s mit dem Auto zum ausgesuchten Ziel. An Bord: zwei völlig Orientierungslose und ein Navigationsgerät. Das wird mit den benötigten Daten gefüttert, und ab geht’s.

Unterwegs unterhalten sich meine Freundin am Lenkrad und ich über die Um- und Abwege, die ein Mensch ohne jeglichen Sinn für Himmelsrichtungen in Kauf nehmen muss. Doch das Navi wird’s schon richten. Sollte man meinen. Einmal richtig in Fahrt geraten, lockt es uns von der Autobahn und lenkt den Wagen über verstopfte Straßen. In einem Tunnel sollen wir links abbiegen, und auf einer Bundesstraße heißt es: „Sie befinden sich in einer Sackgasse.“ Das kann nur eine Zukunftsprognose sein, mit unserer Route jedenfalls hat das nichts zu tun. In einem Verkehrskreisel rät uns die technische „Hilfe“ zur zweiten Ausfahrt, die aber ist wegen einer Baustelle verbarrikadiert.

Das Navi redet ununterbrochen dummes Zeug. Und zwingt die Fahrerin zu Experimenten. Denn dort, wo man dringend die Richtungsangabe gebraucht hätte, hält die weibliche Stimme den Mund. Maximaler Dachschaden, wer hätte das vermutet? Wobei auch am Zielort selbst der Wahnwitz weiter blüht. „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, sagt das heillos überforderte Gerät, als wir am Gästehaus Adelheid vorbeikommen. Doch was sollen wir bei  Adelheid? Mit ihr haben wir ganz bestimmt keinen Termin.

Am Ende stellen wir fest, dass die Frau hinterm Steuer ganz nach eigenem Gusto gefahren ist und sich dabei nicht ein einziges Mal vertan hat. Nun gut, ein solches Tun muss nicht immer gleich von Erfolg gekrönt sein, man könnte auf diese Weise auch mal  einen Pariser Vorort streifen, wenn man bloß nach Großblittersdorf will. Spannend aber ist es allemal – das Fahren nach Gefühl.

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