Bohrungen auf deutscher Seite Experten hegen nur geringe Sorgen

Lauterbach · Lauterbacher Ortsrat beschäftigt sich mit Grubenwasser-Anstieg von französischer Seite aus im Warndt.

(al) Die Kreuzwaldstraße beschäftigte einmal mehr den Ortsrat Lauterbach. Doch bei der jüngsten Sitzung des Ortrates um Ortsvorsteher Dieter Peters ging es nicht um die Verkehrsberuhigung der Pendlerstraße in Richtung Frankreich. Denn aktuell ist die Straße zum Teil gesperrt – und das hängt mit einer ganz anderen Problematik zusammen.

Die Ursache liegt jenseits der Grenze, das Thema wird aber auch diesseits heftig diskutiert. Denn es geht um das steigende Wasser in den Grubenschächten und die Streitfrage „Abpumpen oder Fluten?“ Im Bereich der Kreuzwaldstraße lässt das saarländische Umweltministerium derzeit Bohrungen durchführen, um mit eigenen Messungen nachzuweisen, wo sich Grund- und Grubenwasser befinden.

Eigentlich bestehe ja keine Gefahr, dass sich beides vermische, berichteten in der Ratssitzung die Experten Hilmar Naumann und Ricardo Paul. Das Grundwasser im Warndt habe sich im Buntsandstein gesammelt. Unter dieser Steinschicht befinde sich eine lehmige Schicht, die, einer riesigen Badewanne gleich, das Grundwasser hindere, weiter nach unten zu sinken. Dabei ist von der Grenzlette die Rede, auf die Kohle schürfende Bergleute nicht immer geachtet hätten, weswegen die Lette an mehreren Stellen verletzt worden sei. An den entsprechenden Stellen könnten sich Grund- und Grubenwasser miteinander vermischen, sollten sich die französischen Bergbaubehörden zum Fluten der Stollen entschließen.

„Derzeit wird das Grubenwasserniveau noch etwa zehn Meter unter der Lette gehalten“, berichtete Naumann. Und: Wesentlichstes Merkmal des Grubenwassers, das seinen Gebrauch als Trinkwasser ausschließt, sei die Salzhaltigkeit. PCB als Gefahrenstoff sei in Frankreich bei weitem nicht so verbreitet wie im deutschen Bergbau. Was aber passiert, wenn die Pumpen abgeschaltet werden? Fest steht, dass der Grubenwasserspiegel dann steigt und dort, wo die Lette durchlässig ist, mit dem Grundwasser in Berührung kommt.

Was noch nicht bedeutet, dass sich beides vermischt, wie die Experten wissen. Denn das Grubenwasser drücke ziemlich gemächlich nach oben, und da folglich keine großen Verwirbelungen aufkämen, bleibe es auch unten. Der Physik wegen, so die Theorie. Salzhaltiges Wasser weist eine höhere Dichte auf, volkstümlich sagt man, es sei schwerer. Um etwa drei Prozent bei gleicher Temperatur. Und laut physikalischem Gesetz heißt es vereinfacht ausgedrückt: Bei einem Gemisch zweier Flüssigkeiten setzt sich die schwerere unten ab.

Paul führte aus, dass historisch gesehen irgendwann einmal alle Unter-Tage-Bauten sich selbst überlassen, also geflutet worden seien. Technisch sei das auch die praktikabelste Lösung, da die Hydraulik für einen langsamen Druckausgleich sorgen werde, wo einst Grubensenkungen für Ärger sorgten. Und somit wieder Gleichgewicht ins unterirdische Gebirge käme. Kritiklos akzeptierten die Ortsratsmitglieder den Vortrag aber nicht. Dass etwa belastetes Grubenwasser – egal, ob mit PCB oder anderen Stoffen verunreinigt – zunächst vom Grundwasser fern gehalten werden soll, dann aber in Bäche und Flüsse geleitet wird, wurde zu Beispiel als „Treppenwitz“ kommentiert.

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