Serie Menschen im Regionalverband Völklingens Zirkusschule legt wieder los

Völklingen · „Heck Meck“-Team und Leiterin Esther Rosenkranz-Birkhäuser sind froh über den Neu-Start nach der Zwangspause.

 Esther Rosenkranz-Birkhäuser zeigt beim Jonglieren in der Gatterstraße, wie Begeisterung und fleißiges Probieren zum Erfolg führen.

Esther Rosenkranz-Birkhäuser zeigt beim Jonglieren in der Gatterstraße, wie Begeisterung und fleißiges Probieren zum Erfolg führen.

Foto: BeckerBredel

Endlich wieder Training. Nach der Corona-Zwangspause sind die Mitglieder der Völklinger Zirkusschule Heck Meck begeistert bei der Sache. Während der Hula-Hoop-Reifen um ihre Hüfte kreist, jongliert ein Mädchen mit drei Bällen. Ihre Kollegin dreht mit dem Einrad eine Runde. Und Florian balanciert auf einer großen Kugel, gestützt auf die Hand von Esther Rosenkranz-Birkhäuser (47). Sie leitet die Zirkusschule.

Zum ersten Treffen seit März sind rund ein Dutzend Nachwuchs­akrobaten gekommen, zwei Familien bilden den Kern der Truppe. Die dreijährige Annabelle trägt ein Prinzessinnenkleid. Sie ist die jüngste Teilnehmerin. Wegen der Corona-Pandemie wird nicht in der Hans-Netzer-Halle geübt, sondern nebenan auf dem Parkplatz. Wenn alle an Bord sind, kommen auch schon mal 20 bis 25 Leute, erläutert Rosenkranz-Birkhäuser.

Ihre Schützlinge scheinen in den vergangenen Monaten nichts verlernt zu haben. Bälle, Keulen, Ringe und Tücher tanzen durch die Luft. Einige haben vermutlich zuhause geübt. „Jonglieren kann man überall“, sagt die Trainerin.

Seit Herbst 1996 bereichert die damals von Willi Himbert gegründete Abteilung das Sportangebot des Turnvereins Völklingen. Himbert war Sportlehrer am Albert-Einstein-Gymnasium. Dort unterrichtete er Esther Rosenkranz-Birkhäuser. Mit Artistik hatte seine Schülerin zunächst nicht viel am Hut. „Ich hielt mich eigentlich für talentfrei“, sagt sie.

Rosenkranz-Birkhäuser arbeitete früher als Tagesmutter, jetzt widmet sie sich ganz dem eigenen Nachwuchs. Als sie für ihre vier Kinder, zwei Jungs und zwei Mädchen, eine gemeinsame Freizeitbeschäftigung suchte, bot sich die Zirkusschule an. Dort können die Geschwister gemeinsam trainieren, unabhängig von Alter und Geschlecht. Ihre Mutter schaute zunächst nur zu.

Eines Tages animierte sie ein Trainer, es selbst zu versuchen. Die ersten Probe-Jonglagen mit Tüchern klappten prima. Esther Rosenkranz-Birkhäuser fing Feuer, blieb dabei und bildete sich weiter. Doch auch sie ist nicht perfekt. Einradfahren gehe nur an der Hand eines Helfers oder an der Wand entlang, erzählt die Trainerin. In der Zirkusschule kann zwar niemand alles, aber jeder kann etwas zum gemeinsamen Vorhaben beitragen.

Kinder mit Bewegungseinschränkungen sind selbstverständlich dabei und haben Erfolgserlebnisse. „Hier gibt es keinen Konkurrenzkampf“, sagt die Leiterin nachdrücklich. Das Training stärkt Körperbeherrschung und Gemeinschaftsgefühl gleichermaßen. Die Artisten geben den Kollegen Tipps, helfen und trösten einander und muntern sich gegenseitig auf.

Bei Schulveranstaltungen und Festen zeigen die Zirkusleute ihr Talent. Eine Feuer- und eine Schwarzlichtshow gehören zum Repertoire. Nachwuchsmangel herrscht nicht, immer wieder stoßen Schüler dazu. Jeder, der Spaß an Bewegung hat, kann mitmachen. Das Alter spielt keine Rolle.

Auch Handwerker sind willkommen, versichert Rosenkranz-Birkhäuser schmunzelnd. Zu reparieren ist fast immer etwas. Ein paar Meter weiter kümmern sich ihr Ehemann und ein anderer Vater um die defekte Lauftrommel. Socke, der 14-jährige Hund von Esther Rosenkranz-Birkhäuser, verfolgt das Treiben entspannt. Gern lässt er sich zwischendurch streicheln. Der treue Zuschauer hat keine artistischen Ambitionen. „Ein Zirkushund, der rechnen kann, wird er nicht mehr“, sagt sein Frauchen und lacht.

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