Erstes Weihnachtsfest für Muslime

Völklingen · So voll war es noch nie bei der Heiligabend-Aktion im Völklinger Gemeindesaal St. Michael. 23 Freiwillige bewirteten die Gäste, und 60 syrische Flüchtlinge erlebten hier das Weihnachtsfest mit.

 Die Texte lagen bereit, und so konnten auch syrische Flüchtlinge, bereits mit einiger Erfahrung aus einem Deutschkurs, im Pfarrsaal St Michael in Völklingen die Weihnachtslieder (zumindest ein wenig) mitsingen. Foto: Thomas Seeber

Die Texte lagen bereit, und so konnten auch syrische Flüchtlinge, bereits mit einiger Erfahrung aus einem Deutschkurs, im Pfarrsaal St Michael in Völklingen die Weihnachtslieder (zumindest ein wenig) mitsingen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Großen Andrang haben die Helfer der Seelsorgegemeinschaft St. Eligius um die Diakone Bernhard Petry und Patrick Winter bei ihrer Heiligabend-Aktion erlebt. Im Gemeindesaal St. Michael waren sie mit 23 Freiwilligen zum achten Male angetreten, um Bedürftigen und Einsamen einen würdigen Heiligabend zu ermöglichen. Gut 160 Menschen aus verschiedenen Nationalitäten, mit verschiedenen Religionen kamen. Gemeinsam sangen sie "Stille Nacht" zum Spiel des Keyboarders Wolfgang Müller ; gemeinsam gedachten sie der Geburt Jesu.

Eigentlich leben in Völklingen weit mehr Bedürftige. Also müssen Petry und Winter steuern. Sie kennen die vielen Menschen in ihrem Netzwerk, das sie unter anderem über die Emmaus-Stube das ganze Jahr über versorgen. So wissen sie, wem man zum Heiligabend auch anders helfen kann oder wem man im Advent eine der gelben Einlasskärtchen für die eigentliche Heiligabend-Aktion in die Hand drückt.

Dieses Mal ist eine besondere Gruppe dabei. 35 Erwachsene und 25 Kinder, syrische Flüchtlinge, die einen Sprachkurs der Arbeiterwohlfahrt in der Moltkestraße besuchen. Begleiter Bernd Eckert erklärt: "Im Orient feiert man Weihnachten anders." Die Gruppe: allesamt Muslime , die sich auf die deutsche Weihnacht einließen. Für ihn sei das auch eine gute Gelegenheit: "das gelernte Deutsch in die Praxis umzusetzen".

Für Petry und Winter ist es wichtig, Menschen ungeachtet von Kultur und Religion einzulassen - das begründet sich für sie schon aus der Weihnachtsgeschichte : "Für Maria und Josef war in den Herbergen kein Platz, sie mussten in einem Stall unterkommen. Wir wollen Herberge für die sein, für die sonst kein Platz ist."

Gerade im Zeichen der Flüchtlingsproblematik sei es wichtig, ein Zeichen der Solidarität zu setzen - und dabei Nationalität, Hautfarbe und Religion außer Acht zu lassen: "Jesus Christus kam für alle Menschen guten Willens auf die Erde." Zumal die muslimische Ditib-Gemeinschaft per E-Mail zur Weihnacht einen Friedensgruß an die gesamte Christenheit gesendet habe. Und Petry sagt: "Die Weihnachtsgeschichte wiederholt sich immer wieder vor unserer Tür, jetzt ist es an uns, einzulassen." "Bei uns ist Krieg - hier können unsere Kinder Zusammenhalt lernen. Und dass man nicht getrennt lebt", sagt eine Jugendliche. Und gerade weil die islamischen IS-Krieger keine religiöse Toleranz zulassen, sei ihnen wichtig: "Hier lernt man andere Religionen kennen."

Marianne S. steht für all die vom Schicksal Gebeutelten, die schon immer in Völklingen lebten: "Ich war hier schon oft dabei, mir ist es wichtig, am Heiligabend unter Leuten zu sein." Der festliche Abend in St. Michael ist für sie hier eine Art letzter Anker.

Carmen Heyer hilft seit sechs Jahren bei Heiligabend-Aktion mit: "Das ist im Sinne der Weihnacht, das ist eine gute Tat." . Inzwischen gibt es Essen, die Helfer verteilen Teller mit Putengeschnetzeltem, Reis, und Salat. Wie immer kommt das Essen aus der Küche von Monika Rüze aus der Pfarrei St. Konrad auf der Röchlinghöhe, sie ist auch Vorsitzende des Pfarreienrates. Später tauscht man sich aus. Die einen reden sich die Sorgen von der Seele, andere hören verständnisvoll zu. Und zum Abschied gibt es Lebensmitteltüten für die Bedürftigen und kleine Geschenke und Süßes für die Kinder.

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