Erste Führung bei Fackelschein und Taschenlampenlicht durch die Völklinger Hütte

Völklingen · Zum 20. Mal jährte sich jetzt der Tag, an dem die Völklinger Hüte zum Weltkulturerbe wurde. Aus diesem Anlass gab's eine Premiere: Besucherbegleiter Hendrik Kersten lud zur ersten Führung bei Fackelschein und Taschenlampenlicht durch die beliebte Filmkulisse.

 Mit Fackeln und Taschenlampen erkundeten diese Besucher unter fachkundiger Anleitung das Weltkulturerbe. Foto: Oliver Dietze

Mit Fackeln und Taschenlampen erkundeten diese Besucher unter fachkundiger Anleitung das Weltkulturerbe. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Sie sei einer der spannendsten Orte der Welt - das hat die Völklinger Hütte einst von sich selbst behauptet. Warum der Ort so spannend ist, zeigte Besucherbegleiter Hendrik Kersten, als er anlässlich des 20. Jahrestages der Aufnahme der Alten Hütte ins Unesco-Weltkulturerbe zur ersten Taschenlampenführung bei Dunkelheit einlud.

Wegen des Nieselregens zum Beginn der Führung, waren nur eine Handvoll Besucher statt wie erwartet um die 50 gekommen. Darunter ein paar abenteuerlustige Jungs, die gerne ein paar Pharaonen gesehen hätten. "Das geht nicht, weil die Ägypten-Ausstellung schon zu ist. Wenn wir da reingehen, geht die Alarmanlage los, und wir haben ruck, zuck allerhand Polizei hier." Spannung versprach er dennoch - getreu seinem Leitsatz, den er auch den Jungs ans Herz legte: "Wenn ihr die Wahl zwischen zwei Wegen habt, geht immer den spannendsten."

Und weil es im sogenannten Paradies - dem Kokereigelände, wo sich ein unvergleichliches Biotop gebildet hat - wegen des Regens vermutlich zu schlammig sein würde, kündigte Kersten an: "Wir gehen heute durch den Bauch des rostigen Monsters."

Aber erst nach dem obligatorischen Halt an den bunt beleuchteten Sehenswürdigkeiten, die vor allem nachts Fotografen begeistern: Schrägaufzug, Möllerhalle und selbstverständlich die Hochöfen. "Manchmal wird der nächtliche Himmel über der Hütte noch wie früher hell erleuchtet - aber nur noch, wenn im Stahlwerk gegenüber flüssiger Stahl aus Dillingen verarbeitet wird." Denn die Völklinger Hochöfen stehen seit 1986 still.

Zwischen Hochöfen und Kohlebunker dann der Bauch des Monsters. Links die unteren Teile der Hochöfen, rechts allerhand Stahlstelzen, Rohre, Leitungen. Wozu alle Teile gehören, vermag niemand mehr zu sagen - zumal manches Ding auf keinem Bauplan mehr zu finden ist.

Kersten weiß: "Die Hütte wurde ja immer umgebaut, zuerst war es nur ein Hochofen, in der Spitzenzeit sieben, zum Ende sechs." Auch rundherum wurde immer wieder verändert. Und was nicht störte, das ist einfach stehen geblieben. Bis hinten zur Erzhalle. "Hier hatten die Wilden Kerle beim Filmdreh ihr Basislager aufgeschlagen", verrät Kersten den staunenden Jungs.

Auch Krimis wurden hier schon gedreht, und der Besucherbegleiter hofft, irgendwann seinen spannenden Ort einmal in einem echten Straßenfeger zu sehen. Wo Schwebewagen einst Erz aufnahmen, erinnern große elektrische Impulsgeber daran, wie Ingenieure einst ohne Computertechnik auskamen.

"Kaum zu glauben, dass immer alles zur rechten Zeit am richtigen Ort war", ist immer wieder zu hören. Nach knapp einer Stunde sind die Fackeln schon so weit abgebrannt, dass die spannende Tour enden muss.

Unter dem Gebäude der Sinteranlage geht es zurück, und alle paar Meter warten spannende Überraschungen. So auch in einem Stelzensockel, in den Arbeiter "Jon" vor über 110 Jahren seinen Namen in den damals noch feuchten Beton geritzt hat. Und ein rostiges Ding, das mit der Hütte eigentlich nichts zu tun hat. "Darin hat Pfarrer Braun im Krimi einen Schatz gefunden, weil es die Filmemacher so wollten", sagt Kersten. Wie im Flug vergeht die Zeit, und einmal mehr hat Kersten auch denen, die schon oft dabei waren, bewiesen, wie spannend die Alte Völklinger Hütte noch ist.

 Blick in das Labyrinth der Völklinger Hütte. Foto: Oliver Dietze

Blick in das Labyrinth der Völklinger Hütte. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Zum Thema:

Über Weihnachten bietet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zusätzliche Führungen an. Bis auf den 24., 25. und 31. Dezember ist das Weltkulturerbe täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Dienstag, 30. Dezember, und Dienstag, 6. Januar, haben Eltern oder Großeltern, die Kinder begleiten, ab 15 Uhr kostenlosen Eintritt. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist generell kostenlos.Am 2. Weihnachtstag und an Neujahr bietet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ein Festtagsprogramm mit Führungen zur Großausstellung "Ägypten - Götter, Menschen, Pharaonen ", einer Kinderführung und Führungen zur Industriekultur der Völklinger Hütte an. Den Anfang macht immer um 11 Uhr eine Kinderführung zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte . Einen Einblick in die Kultur des Alten Ägypten und Hintergrundinformationen zu den archäologischen Exponaten geben zwei Führungen zur Ausstellung "Ägypten - Götter, Menschen, Pharaonen " um 11.30 Uhr und 16.30 Uhr. Um 15 Uhr beginnt wie an jedem Sonntag und Feiertag eine Erlebnisführung zum Hochofen. Eine allgemeine Führung zum Weltkulturerbe Völklinger Hütte um 13 Uhr komplettiert das Festtagsprogramm. Die Führungen am 2. Weihnachtsfeiertag und an Neujahr sind im normalen Eintritt in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte enthalten. al

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