Erinnerung am Leben halten

Völklingen · Gestern ging die Verlegung der acht neuen Stolpersteine im Raum Völklingen über die Bühne. Diese sollen an die Opfer der NS-Zeit erinnern. Auf dem Heidstock kam es aber zu einem unerfreulichen Zwischenfall.

 Dieser neue Stolperstein in der Beethovenstraße in Völklingen erinnert an Jutta Speicher, die 1945 ermordet wurde. Foto: Jenal

Dieser neue Stolperstein in der Beethovenstraße in Völklingen erinnert an Jutta Speicher, die 1945 ermordet wurde. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Verlegung der Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wurde gestern von einem jungen Mann gestört. Mit rechtsextremen Parolen machte dieser bei der ersten Station der Veranstaltung auf dem Heidstock auf sich aufmerksam. Er wollte die Anbringung des Mahnmals für Benjamin Wang verhindern. "Wir haben dann die Polizei gerufen. Es war aber der einzige Zwischenfall", berichtet Caroline Conrad, die Sprecherin des Aktionsbündnis Stolpersteine.

Ansonsten verlief die Verlegung der acht Stolpersteine im Raum Völklingen reibungslos. Eine Gruppe von etwa 25 Personen war jeweils an den fünf Orten anwesend. Die meisten vom Aktionsbündnis selbst, "aber auch Leute aus der Nachbarschaft. Und in Geislautern war sogar noch ein Verwandter des Opfers dabei", sagt Conrad.

Das Aktionsbündnis sah sich auch durch den Zwischenfall in ihrer Arbeit bestätigt und stärkte sie in dem Gefühl, weiterzumachen. "Wir wollen, dass die Opfer nicht in Vergessenheit geraten. Und die Geschichte soll uns im Gedächtnis bleiben. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen," unterstreicht Conrad ihre Motivation.

Das ist auch die Intention von Gunter Demnig , der die Steine mit seinem Team anfertigt und jeden Einzelnen eigenhändig einsetzt. "Ich mache das für die Kinder und Jugendlichen, die wissen wollen, wie so etwas im Land der Dichter und Denker passieren konnte. Das Interesse der Jugend ist größer, als viele glauben", sagt Demnig. Er muss es wissen. Über 48 000 Steine hat er seit 1996 - damals nach eigener Aussage noch "illegal in Berlin Kreuzberg" - in 18 europäischen Ländern verlegt. "Vergangenes Jahr war ich 235 Tage unterwegs, bin über 60 000 Kilometer gefahren", sagt Demnig. Alles, um die Erinnerung am Leben zu halten.

In Völklingen erinnern nun 27 Stolpersteine an die Verbrechen in der NS-Zeit. Einer kostet 120 Euro. Das Aktionsbündnis hat alle neuen Steine durch Spenden finanzieren können. "Für die von Albert Grimm und Jutta Speicher ist auch eine Patenschaft übernommen worden. Das beinhaltet zum Beispiel die Pflege der Steine", erklärt Caroline Conrad.

Die 15 Mitglieder vom Aktionsbündnis wollen ihre Arbeit im Herbst auswerten. Dann überlegen sie, was sie als nächstes in Angriff nehmen. Weitere Stolpersteine, eine Ausstellung, eine Broschüre zur bisherigen Arbeit - Ideen gibt es genug. "Alleine die vielen Spenden bringen zum Ausdruck, dass die Menschen hier hinter dieser Sache stehen", glaubt Conrad - auch wenn es immer noch vereinzelt Gegenwind gibt, wie gestern zu sehen war.

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Auf einen Blick"Stolpersteine" ist ein Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig . Er will damit an die Menschen erinnern, die zu der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet wurden. Auf den Mahnmalen sind eine Inschrift mit dem Namen des Ermordeten und seine Lebensdaten zu sehen. In Völklingen wurden gestern acht Stolpersteine verlegt: Für Benjamin Wang vor der Burgstraße 17 auf dem Heidstock. Für Abraham und Minna Kaiser vor der Saarbrücker Straße 19 in Fürstenhausen. Für Albert Grimm vor der Warndtstraße 87 in Geislautern.Für Gitta, Felix und Rosa Ostrolenk vor der Poststraße 30. Für Jutta Speicher vor der Beethovenstraße 21.Außerdem wurde vor dem Haupteingang der Völklinger Hütte eine Stolperschwelle angelegt (siehe ). hej

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