Vorsitzender des Moschee-Vereins sitzt im Stadtrat Er will Wir-Gefühl in Völklingen schaffen

Völklingen · Kamuran Baspinar sitzt seit Mai im Stadtrat und möchte erreichen, dass sich Muslime und Deutsche näherkommen.

 Kamuran Baspinar steht im Gebetsraum der Selimiye-Moschee in Völklingen-Wehrden. Er ist Vorsitzender des Moschee-Vereins. Baspinar fühlt sich in der Stadt wohl und hofft, dass nach ihm auch viele andere Muslime für den Stadtrat kandidieren.

Kamuran Baspinar steht im Gebetsraum der Selimiye-Moschee in Völklingen-Wehrden. Er ist Vorsitzender des Moschee-Vereins. Baspinar fühlt sich in der Stadt wohl und hofft, dass nach ihm auch viele andere Muslime für den Stadtrat kandidieren.

Foto: BeckerBredel

Die türkische und die deutsche Flagge hängen einträchtig nebeneinander im Büro der Selimiye-Moschee in Völklingen-Wehrden. Sie symbolisieren das, was Kamuran Baspinar, Vorsitzender des Moschee-Vereins und seit Mai auch Stadtratsmitglied, besonders am Herzen liegt. Baspinar weiß sehr genau, dass noch einiges zu tun ist, damit sich Türken und Deutsche in Völklingen besser verstehen. „Wir kennen uns nicht richtig und müssen dieses Wir-Gefühl erst noch schaffen“, meint der 47-Jährige, der seit 1991 hier lebt.

Einerseits müssten sich die Muslime dem Leben hier anpassen. Er sagt aber auch: „Die Integration darf nicht nur von der Minderheit ausgehen. Beide Seiten müssen ihre Arme öffnen.“ Das gelinge zum Beispiel beim „Interreligiösen Dialog“ in Völklingen. Vor kurzem hätten Muslime, Christen und Juden erneut gemeinsam einen Gottesdienst in der Kirche St. Eligius gefeiert. Das Attentat auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober verurteilt Baspinar. Was dort passiert ist, sei furchtbar. Baspinar sagt, solch ein Ereignis wie in Halle mache auch einigen der rund 500 Mitgliedern des Moschee-Vereins Angst. Er berichtet von einem Vorfall, der sich kurz nach dem Angriff auf die Synagoge  vor der Moschee in Wehrden ereignet habe. Aus einem Auto heraus seien Mitglieder der Gemeinde beleidigt und Parolen der kurdischen Arbeiterpartei PKK gerufen worden. Er habe darauf hin Anzeige bei der Polizei erstattet, sagt Baspinar.

Ihm ist wichtig, das Gemeinsame von Muslimen und Deutschen in den Vordergrund zu rücken. Deshalb lautet der Name der Vereinigung, mit der er für den Stadtrat kandidierte, „Gemeinsam für Völklingen“. Er überlegt nun, wie zum Beispiel die türkischen Vereine in der Stadt etwas für das Gemeinwohl tun können. Ideen hat Baspinar schon, doch zunächst wolle er das mit den Vereinen besprechen. Die anderen Kommunalpolitiker fordert er auf, öfter das Gespräch mit den Muslimen zu suchen – nicht nur alle fünf Jahre, wenn Wahlen anstehen.

Baspinar kam vor 28 Jahren nach Völklingen wegen seiner Frau, die bereits dort lebte. Beide fühlen sich gut integriert und sind berufstätig. Mit den Söhnen, 22 und 12 Jahre alt, werde zuhause vor allem Deutsch gesprochen. Der Ältere macht ein Dualstudium zum Maschinenbauingenieur, der Jüngere geht aufs Gymnasium, erzählt Baspinar. Ihm und seiner Frau ist wichtig, Vorurteile abzubauen. Deshalb müssten sich die Menschen näherkommen. Dafür will er sich einsetzen. Das ist im Stadtrat aber nicht einfach, denn er ist Einzelmitglied. Allerdings habe ein SPD-Stadtratsmitglied für ihn auf einen Sitz im Integrationsbeirat verzichtet, erzählt er. Generell ausschließen will Baspinar nicht, dass er sich vielleicht doch noch einer Fraktion anschließt. Zunächst werde er nach Sachlage entscheiden, wie er abstimmt.

Eines habe er aber schon erreicht, erklärt der Vorsitzende des Moschee-Vereins. Andere Muslime, die in die Moschee kommen, interessierten sich jetzt auch für den Stadtrat und was in der Stadt passiert. Baspinar hofft, dass bei der nächsten Kommunalwahl viel mehr Türken kandidieren, die sich dann auch für ein Wir-Gefühl in Völklingen einsetzen.

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