Er kennt im Stadtteil jedes Haus

Fenne. "Ob ich gerne in Fenne lebe?", fragt Wolfgang Schöpp. Nach kurzem Nachdenken sagt er: "Nun, ich habe hier meine Wurzeln." Vater und Großvater arbeiteten in der Fenner Glasfabrik, hier steht sein Elternhaus, hier wohnen Erika und Wolfgang Schöpp seit Jahrzehnten, hier wurde die Tochter geboren

 Wolfgang Schöpps Lieblingsthema ist die Verkehrsgeschichte. Sein Haus beherbergt eine enorme Sammlung von Gegenständen und Dokumenten dazu. Foto: Jenal

Wolfgang Schöpps Lieblingsthema ist die Verkehrsgeschichte. Sein Haus beherbergt eine enorme Sammlung von Gegenständen und Dokumenten dazu. Foto: Jenal

Fenne. "Ob ich gerne in Fenne lebe?", fragt Wolfgang Schöpp. Nach kurzem Nachdenken sagt er: "Nun, ich habe hier meine Wurzeln." Vater und Großvater arbeiteten in der Fenner Glasfabrik, hier steht sein Elternhaus, hier wohnen Erika und Wolfgang Schöpp seit Jahrzehnten, hier wurde die Tochter geboren. Schöpp merkt, dass dieser Antwort etwas fehlt: die freie Entscheidung zum Stadtteil. "Sicher, die Begründung mit den Wurzeln könnte für jeden beliebigen Ort gelten", stellt er fest. Fenne habe sich nun mal sehr verändert, wie andere Orte auch, und zwar nicht gerade zum Vorteil. Der laute und zu schnelle Autoverkehr in der Saarbrücker Straße, das Fehlen von Geschäften, die stumme Nachbarschaft mit den vielen Migranten, die Resignation der Bewohner . . . Fenne sei seit Jahrzehnten das Stiefkind unter den Völklinger Stadtteilen. "Aber mein Hobby hat mir diesen Ort doch näher gebracht, über die zufällige Heimat hinaus." Kaum einer außer ihm, dem unermüdlichen, hervorragenden Heimatkundler mit Schwerpunkt Eisenbahn und Ortsgeschichte, kennt sich nämlich so gut aus mit der Historie von Fenne. Er kennt hier jedes Haus und seine Geschichte, er kennt die Umgebung der Menschen von früher, als habe er mit ihnen gelebt. "Viele Fenner haben österreichische Vorfahren", berichtet er, "denn nach dem Dreißigjährigen Krieg warb man Leute aus Tirol nach hier." Ja, sagt er schließlich, eigentlich lebe er doch gerne hier. Denn es sei ja ein Unterschied, ob man irgendwo nur wohne, oder ob man dort auch mit offenen Sinnen lebe. "Dieses vernachlässigte Dorf ist mir ans Herz gewachsen, weil ich hier auf Schritt und Tritt seinen Werdegang vor Augen habe." Diese Liebe zu Fenne ist wie eine zweite Entscheidung, hier zu leben. Und selbst wenn er wegziehen wollte, es wäre kaum möglich. Denn im Hause Schöpp lagern - auf drei Stockwerken, im Keller und in der Garage, wohl geordnet und so deponiert, dass noch ein Durchkommen möglich ist - hunderte, tausende Gegenstände, Dokumente, Fotos aus der Regionalgeschichte. "Ich könnte ein Museumsschild an der Haustür anbringen", sagt er lachend. "Aber dann käme noch mehr Unruhe in diesen Ort, in dem ich trotz allem gerne lebe."

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