Tatort Wehrdener Brücke Er kämpft gegen Vandalismus und Müll

Wehrden · Rund um die Wehrdener Brücke sieht es zuweilen schlimm aus. Alexander Benzmüller tut was dagegen und möchte in seinem Kampf nicht alleine bleiben.

 Alexander Benzmüller versorgt „seine“ Dachplatane an der Aussichtsplattform an der Rosselmündung mit Wasser.

Alexander Benzmüller versorgt „seine“ Dachplatane an der Aussichtsplattform an der Rosselmündung mit Wasser.

Foto: Bernhard Geber

Alexander Benzmüller ist schon zum zweiten Mal an diesem Tag unterwegs an der Wehrdener Brücke. Am frühen Morgen hat er an der Aussichtsplattform bei der Rosselmündung einen ganzen Sack voll Müll eingesammelt. Der Dreck ist, wie häufig, von einem nächtlichen Gelage übrig geblieben. Nun hat er sein Auto mit Wasserkanistern beladen, um durstige Bäumchen zu tränken. Der 47-jährige Wehrdener hat vor allem im Blick, dass eine junge Platane überlebt. Die wurde als Ersatz für eine Vorgängerin gesetzt, die Vandalen umgerissen haben hatten.

Benzmüller hat die Baum-Patenschaft am Rastplatz an der Rosselmündung übernommen, in den die Stadt vor Jahren rund eine Viertelmillion Euro investierte. Am frühen Nachmittag sind die nächtlichen Spukgeister nicht zu sehen. Aber sie haben ihre Spuren hinterlassen an diesem Ort, wo sich Rad- und Wanderwege kreuzen. Die Fährmann-Statue, seinerzeit vom Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes mit 30 000 Euro gesponsert, wurde von Unbekannten beschädigt und sogar mit Nazi-Symbolen verschmiert. Dieses Ärgernis ist inzwischen notdürftig beseitigt. Aber das schwarze Schnurrbärtchen hing wohl für die Reiniger zu hoch. Diese Verunzierung prangt immer noch unter der Nase. Und der Stange des Fährmanns, sie ist im Kern aus Holz, fehlt nach wie vor ein gutes Stück Kunstharz-Überzug.

Die Stahlmöbel am Rastplatz haben bisher überdauert. Aber die Holzbank nebenan ist schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auf Hinweis Benzmüllers hin wurden inzwischen Halteklammern erneuert und splitternde Ränder abgeschliffen. Aber Inschriften wie „Demokratie=Lüge“ oder „Merkel=Mörder“ machen es immer noch ungemütlich, sich dort hinzusetzen.

„Es ist ein ständiger Kampf gegen Vandalismus und Dreck“, sagt Benzmüller. Wobei er Grünamt und Stadtreinigung in Schutz nimmt: „Die haben mit wenigen Leuten sehr viele Orte zu betreuen. Und es ist nicht die Stadt, die den Müll macht. Das sind die Menschen.“ Der Baumpate bemüht sich ständig darum, dies Gesprächspartnern bewusst zu machen. Dabei klärt er auch darüber auf, dass Entenfütterung mit ungeeigneten Dingen wie Reis oder verschimmeltem Brot zwar gut gemeint, aber eher schädlich für die Tiere ist: „Das sind Algenfresser und das ist für sie genug.“

Auch Taubenschwärme versammeln sich an der Wehrdener Brücke. Mit Füttern tut man laut Benzmüller auch diesen Vögeln („und der Allgemeinheit“) nichts Gutes. Wer sie so anlockt, sorgt mit dafür, dass sie ihre Spuren am Rastplatz und auf dem Brückengeländer hinterlassen. An Stellen, wo an diesem Nachmittag wieder ganze Gruppen von Radfahrern unterwegs sind.

Benzmüller hat auch ein Auge auf die Innenstadt-Seite der Wehrdener Brücke. Dort, von Weltkulturerbe und Saarstahl-Gelände umschlossen, liegt das historische Schleusenwärtergehöft mit dem altem Schleusenkanal. Die Stadt und das Wasser- und Schifffahrtsamt haben (samt Bootsanlagesteg) einen fast zweistellligen Millionenbeitrag investiert, um das Gelände zur Naherholung zu erschließen. Die Öffentlichkeit ist aber heutzutage nahezu ausgesperrt. Das denkmalgeschützte Gehöft, inzwischen Domizil zweiter Vereine, ist mit einem hohen Zaun hermetisch abgeriegelt. Ein Rundweg um die alte Schleuse war versprochen worden. Eine Aussichtsplattform war errichtet worden. Von der aus hat man tatsächlich einen tollen Panoramablick auf die Saarpromenade in Wehrden – falls man auf verschlungenem Weg durch wild wucherndes Grün zu ihr hin findet. „Jetzt haben sie wenigstens die Brombeeren geschnitten“, sagt Benzmüller.

Benzmüller kämpft nicht nur am Tatort Wehrdener Brücke. Er ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Saubere Stadt“ beim Völklinger Sicherheitsbeirat, die sich der Reihe nach weitere so genannte Dreck-ecken vornehmen will. Doch zunächst hat er einen ganz praktischen Vorschlag: „Es wäre wünschenswert, wenn weitere Bürger Baumpatenschaften übernehmen würden. Und mit einem größeren Müllgefäß am Rastplatz Fährmann wäre zwischen den Reinigungen auch genug Platz für den Müll da.“ Ansonsten würde Benzmüller es für gut halten, „wenn Polizei und Streetworker der Stadt mal öfter abends an der Rosselmündung vorbeischauen“.

 Morgens am Rastplatz Rosselmündung . . .

Morgens am Rastplatz Rosselmündung . . .

Foto: Alexander Benzmüller
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