Für Bedürftige und Schnäppchenjäger Elf Frauen kleiden die Bedürftigen

Ludweiler · Immer wieder mittwochs und samstags öffnet der evangelische Kleiderladen in Ludweiler. Dort, ganz in Nähe der Hugenottenkirche, gibt es Kleidung aus zweiter Hand zu äußerst günstigen Preisen.

 Hochbetrieb herrscht am Mittwoch im Kleiderladen der evangelischen Kirche in Ludweiler. Momentan bekommt der Kleiderladen so viele Spenden, dass sich das Sortiment zirka alle drei Wochen komplett ändert. Unser Bild zeigt (von links) die Mitarbeiterinnen Inge Desgranges, Marianne Kettschau, Christel Harendt und Trude Guillaume.

Hochbetrieb herrscht am Mittwoch im Kleiderladen der evangelischen Kirche in Ludweiler. Momentan bekommt der Kleiderladen so viele Spenden, dass sich das Sortiment zirka alle drei Wochen komplett ändert. Unser Bild zeigt (von links) die Mitarbeiterinnen Inge Desgranges, Marianne Kettschau, Christel Harendt und Trude Guillaume.

Foto: BeckerBredel

Als der Kleiderladen der evangelischen Kirche in Ludweiler am Mittwochnachmittag öffnet, wartet vor der Tür bereits ein halbes Dutzend Kunden. Wenig später werden die ersten Artikel unter die Lupe genommen: Passt der Pulli? Gefällt die Hose? Ist die Bluse in einwandfreiem Zustand? Schon lange hat es sich herumgesprochen: Hier gibt’s gute Ware zu Top-Preisen.

Seit 1999 werden in der Völklinger Straße gebrauchte Kleider verkauft. Die Bedürftigkeit muss niemand nachweisen. Nicht nur Leute mit schmalem Geldbeutel gehören zu den Kunden. Auch modebewusste Schnäppchenjäger schauen auf der Suche nach Markenartikeln vorbei.

Das elfköpfige Frauenteam um Inge Desgranges hat allerdings ein Problem: Immer wieder werden Kleiderspenden außerhalb der Öffnungszeiten vor der Tür abgeladen. Die Leute meinen es wohl gut, denken aber nicht an die Folgen. Säcke werden aufgerissen, der Inhalt fliegt durch die Gegend. Ware, die nass und schmutzig wird, lässt sich nicht mehr verkaufen. Manches wird auch geklaut. Kürzlich standen 18 große Säcke vor der Tür. „Sie waren schwer“, berichtet Inge Desgranges, „wir sind alle nicht mehr die Jüngsten“. Von den Damen, die am Mittwoch Dienst haben, ist keine unter 70 Jahre. Ihr Appell: Kleiderspenden bitte während der Öffnungszeiten abgeben!

Werner Klein macht’s richtig. „Nicht mehr neu, aber alles noch tragbar“, versichert er mit Blick auf die mitgebrachten Kleidungsstücke. Der Spender aus Ludweiler lobt das ehrenamtliche Engagement der Frauen. „Sie sind immer nett und freundlich“, sagt er. René Rothländer ist auf Schnäppchensuche. „Ich werde immer fündig“, erzählt der Käufer aus Lauterbach.

Im Laden herrscht mittlerweile ordentlich Betrieb. „C’est tout?“, fragt Trude Guillaume. Ja, das ist alles. Und schon geht’s weiter. Bonjour madame! Zu den Kunden zählen auch Franzosen.

Dank moderner Technik kann man sich sogar in Arabisch verständigen. Guillaume gibt den deutschen Begriff in ihre Übersetzungs-App ein, der Kunde liest das Wort dann in seiner Muttersprache ab. An der Wand hängt der mehrsprachige Hinweis, dass nicht umgetauscht werden kann.

Die Atmosphäre im Laden ist entspannt: Neben der Beratung und dem Verkauf bleibt Zeit für einen kleinen Plausch. Die Damen erkundigen sich bei einem syrischen Bekannten nach den Fortschritten im Deutschkurs.

Unterwäsche, Hosen, Trainingsanzüge, Schals, Bettwäsche und Schlafanzüge gehören zum Angebot. „Sehr gesucht sind Herrenschuhe“, erzählt Desgranges. Die Preisspanne reicht von 25 Cent für ein Unterwäscheteil bis zu 12,50 Euro für den Pelzmantel. Bei den Niedrigstpreisen ist klar: Es wird nicht verhandelt.

Während Marianne Kettschau verkaufte Artikel ins Einnahmebuch einträgt, kontrolliert Christel Harendt neu angekommene Spenden. Ist alles sauber? Sind noch alle Knöpfe dran? Funktioniert der Reißverschluss?

Eine tadellose Bluse kommt an den Bügel, anderes wird aussortiert. Was nicht im Verkauf landet, wird an die Bethel-Stiftung, den Lauterbacher Jugendverein und an die Bolivienhilfe weitergegeben. Trude Guillaume zeigt im Lager die vielen Säcke, die in den letzten Wochen mit aussortierter Kleidung gefüllt wurden. „Jedes Teil hatte jemand in der Hand“, erläutert Desgranges.

Das Team arbeitet nicht nur ehrenamtlich, sondern engagiert sich auch für den guten Zweck. Die evangelische Jugend von Ludweiler, die evangelische Jugend Karlsbrunn und der evangelischen Kindergarten Fürstenhausen werden finanziell unterstützt.

Im kommenden Jahr steht ein Jubiläum an, dann besteht der Kleiderladen 20 Jahre. „Er ist aus Ludweiler nicht mehr wegzudenken“, sagen Desgranges und Guillaume.

Der Kleiderladen an der Kirche in der Völklinger Straße 88 ist mittwochs von 14.30 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet.

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