Ein Vorort von Paris, der kulturell punkten will

Völklingen · Die Sommerferien gehen in den Endspurt, noch ist Zeit zum Reisen und Entdecken. Wie wär's denn mit einem Trip zu den Partnerorten unserer Regionalverbandskommunen? Eine solche Tour könnte beispielsweise nach Les Lilas führen, der Partnerstadt von Völklingen.

Les Lilas hat es nicht einfach. Der Nachbar ist zu groß, zu bekannt, zu beliebt. Les Lilas , die Partnerstadt von Völklingen seit dem Jahr 1984, liegt gerade mal sechs Kilometer östlich von Paris entfernt, ist also das, was man die "Banlieue" nennt - ein Vorort, eine Schlafstadt, eine Randzone.

Dazu kommt, dass Les Lilas eine der am dichtesten besiedelten Gemeinden Europas ist. Hier leben nämlich laut Mairie gut 22 000 Einwohner auf einer Fläche von nur 1,25 Quadratkilometern. Die Partnergemeinde Völklingen hat im Vergleich dazu eine Fläche von über 67 Quadratkilometern und knapp 39 000 Einwohner.

In Les Lilas stehen daher vorzugsweise Hochhäuser und größere Wohnhaussiedlungen. Alte Bauwerke sucht man vergeblich, denn Les Lilas ist sehr jung, die Stadt wurde erst im Jahr 1867 gegründet.

Zu alldem steht der Name der Stadt in krassem Widerspruch. Denn Les Lilas heißt auf Deutsch "Flieder", jener beliebte Zierstrauch, der im Frühling blüht.

Da fragt man sich, wie kommt eine Banlieue zu so einem romantischen Namen? Und dann muss man eine kleine Zeitreise unternehmen. Eine Zeitreise zurück in das 19. Jahrhundert, in das "Second Empire", das Zweite Kaiserreich Frankreichs von 1852 bis 1870.

Damals war die Umgebung von Paris noch nicht zu gesichtslosen Vororten verkommen, und die Hügel der Gegend waren noch mit Bäumen, Sträuchern, Weinreben und mit vielen Fliederbüschen bedeckt.

Der Flieder stand auch in den Gärten der "Guinguettes", der einfachen Ausflugslokale, oder der "Gargotes". Das waren billige Schenken, die es im 19. Jahrhundert häufig in der Gegend gab.

In diesen Tavernen konnten es sich auch die einfachen Arbeiter leisten, auszugehen, zu tanzen und sich zu amüsieren. Diese Ausflugslokale um Paris sind berühmt geworden, da sie auf Gemälden wie "Das Frühstück der Ruderer" von Pierre-Auguste Renoir festgehalten wurden und auch in den Geschichten des Paul de Kock weiterleben. Paul de Kock war ein populärer Romanautor des späten 19. Jahrhunderts, der in Les Lilas begraben liegt.
Neue Bauwerke



Die Stadt Les Lilas von heute versucht, dem Ruf der "Banlieue" zu entkommen, an die Tradition der ländlichen Gemeinde anzuknüpfen und kulturell zu punkten. Mit einigem Erfolg, denn der Anteil an Sozialhilfeempfängern oder Arbeitslosen ist deutlich niedriger als in den übrigen Randzonen von Paris.

Im Jahr 2000 wurde der Park "Lucie Aubrac " eröffnet, verschiedene Schulzentren wurden gebaut, ein moderner Kirchenanbau errichtet und ein Sportzentrum eingeweiht. Außerdem gibt es in der Stadt ein Kulturzentrum, eine Bibliothek, eine Musikschule, das Theater "Garde-Chasse" und auch ein großes Kino. Wer die Partnerstadt von Völklingen besucht, hat also die verschiedensten Möglichkeiten, seine Zeit zu verbringen. Und wem das noch nicht reicht, der kann immer noch mit der Metro-Linie 11 von der Station "Porte des Lilas " oder der "Mairie des Lilas " in wenigen Minuten in das Zentrum von Paris fahren.

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