Ein Streiter für eine Schule der offenen Türen

Fürstenhausen. Nach 40 Jahren sagt Rektor Rainer Mathieu, 65, der Grundschule Fürstenhausen Adieu. Heute um elf Uhr wird der Schulleiter von seinen Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Im Jahr 1969 startete Rainer Mathieus Lehrerlaufbahn

 Rainer Mathieu vor "seiner" Grundschule in Fürstenhausen. Im Hintergrund offene Fenster - den Sommertemperaturen geschuldet, doch für Mathieu auch Programm. Foto: Foto: Becker & Bredel

Rainer Mathieu vor "seiner" Grundschule in Fürstenhausen. Im Hintergrund offene Fenster - den Sommertemperaturen geschuldet, doch für Mathieu auch Programm. Foto: Foto: Becker & Bredel

Fürstenhausen. Nach 40 Jahren sagt Rektor Rainer Mathieu, 65, der Grundschule Fürstenhausen Adieu. Heute um elf Uhr wird der Schulleiter von seinen Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Im Jahr 1969 startete Rainer Mathieus Lehrerlaufbahn. Bereits ein Jahr später zog er mit seiner Klasse von der Fenner Volksschule in die neu gegründete Hauptschule am Hasseleich in Fürstenhausen, die später zur Grundschule wurde. Seit etwa zehn Jahren wirkt er dort in der Schulleitung. An seine erste Amtshandlung kann er sich noch gut erinnern: Die Mauer zwischen Lehrer- und Rektorzimmer wurde durchbrochen. "Ich fühle mich nicht als Chef", sagt Mathieu und lobt sein engagiertes Kollegen-Team. Nicht nur im Haus findet man wenige verschlossene Türen. "Für mich war es wichtig, die Schule nach außen zu öffnen", berichtet der Pädagoge. Die Handballer des Stadtteils bieten eine AG an, die Feuerwehr präsentiert sich am Schulfest, und der Obst- und Gartenbauverein schenkt jedem Abc-Schützen ein Bäumchen. Kein Wunder also, dass Mathieu den Plan ablehnte, das Gelände einzuzäunen. Stattdessen flossen die im städtischen Haushalt reservierten Mittel in den Ausbau des Untergeschosses. "Ich bin ein Mensch, der sich nicht verbiegen lässt", erklärt Mathieu. Durch die umsichtige Verwaltung des Schulbudgets und durch sein Verhandlungsgeschick konnte das langjährige Mitglied des Saarbrücker Stadtrats viele Verbesserungen durchsetzen. Auf Mathieus Initiative übernahm die Stadt vor zwei Jahren die Transportkosten für die Kinder der Nachmittagsbetreuung. Und als darüber diskutiert wurde, die Waldschule zu einer Dependance der Grundschule Bergstraße zu degradieren, schlug Mathieu vor, die Schulbezirksgrenzen zu verändern. So konnte die geforderte Zweizügigkeit erhalten bleiben. "Für die Schule wird es immer schwieriger", stellt der Rektor mit Blick auf die gesellschaftlichen Veränderungen fest. Die vielen alleinerziehenden Mütter und Kinder mit Migrationshintergrund stellen die Schulen vor neue Herausforderungen. Deshalb fordert er den Einsatz von Sozialarbeitern an Grundschulen. Mit Erfolg: Nach den Sommerferien wird eine Schoolworkerin den Kindern und Eltern der Waldschule an zwei Tagen pro Woche mit Rat und Tat zur Seite stehen. Langweilig wird es Mathieu auch im Ruhestand nicht. In seinem Haus in Gersweiler und in der Ferienwohnung in Oberfranken gibt es für den begeisterten Handwerker immer etwas zu verschönern. Und auch auf zwei runde Jubiläen freut er sich bereits: Der Kegelclub und die Frühschoppenrunde feiern im nächsten Jahr 50. Geburtstag.

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