Ein märchenhaftes Musical

Wehrden · Ein Stück aus einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat: Das Tourneetheater Liberi spielte in Wehrden „Aschenputtel – das Musical“. Märchenhaft, romantisch, anrührend, zeitgemäß, so bringt man die Brüder Grimm überzeugend ins 21. Jahrhundert. Dem Publikum hat's gefallen.

 Gelungene Spielszenen: hier Aschenputtel (links) im Dialog mit der Mutmach-Taube. Foto: Jenal

Gelungene Spielszenen: hier Aschenputtel (links) im Dialog mit der Mutmach-Taube. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Vorigen Freitag in Wehrden : Gut 150 Besucher, die Hälfte Kinder, der Rest Eltern und Großeltern, warten in der Kulturhalle Wehrden auf das "Vorhang auf!" "Aschenputtel " ist angesagt. Das weltberühmte Rührstück um Neid, Missgunst, frommes Wünschen, Liebe, wie bringt man es überzeugend den heutigen Kindern nahe?

Mädchen um die zehn Jahre erweisen sich in Wehrden als Expertinnen. "Toll gemacht. Die Lieder, die Songtexte, die Botschaft. Alles klingt vertraut und doch hochmodern", urteilt die zehnjährige Sophie Tecquert. "Mir gefällt die Vorstellung gut, besonders das Lied ,Wenn du Hilfe brauchst'" schließt sich die neunjährige Lara Benthien an, der es auch die Kostüme, die Musicalsongs, die Strahlkraft der Darsteller angetan haben.

Buben haben andere Vorstellungen: "Der schusselige Hausdiener und der komische Hofnarr, die gefallen mir am besten", sagt der elfjährige Tobias Foltin. Während kleinere Kinder, noch nicht ganz so erfahren in der Bewertung der Charaktere, auf andere Qualitäten achten: Die dreijährige Helen Benthien findet die lustige Mutmach-Taube mit ihrem krächzenden "Rucke di guck" am beeindruckendsten.

In wechselnden Bühnenbildern, prima ausgeleuchtet, gut beschallt, mit erkennbar bühnenerfahrenen Profis in puncto Darstellung, Gesang und Tanz, wirbelt das Liberi-Team aus Bochum das altehrwürdige Märchen gekonnt auf. Noch erkennt man schön die Grimm'sche Vorlage, gleichwohl kommt genug Pep des 21. Jahrhundert ins Spiel, dass sich das junge Publikum damit identifizieren kann.

"Nicht nur die Jungen, auch mich hat's angesprochen", sagt Marianne Küster, 74 Jahre, die mit ihren Enkeln Paul und Lisa Marie die Vorstellung besucht. Die Liedtexte wirken anspruchsvoll, haben Tiefgang, kommen an, sind berührend. "Helfen ist einfach und easy", singen Taube und Aschenputtel im Duett. "Väter und Söhne sind ein richtig starkes Team, aber zoffen sich, bis die Fetzen fliegen", bringen der amtsmüde König und sein in die Küchenmagd verliebter Sohn zum Ausdruck. Und wenn das ebenso traurige wie schöne Aschenputtel seine Traum-Arie singt, ohne sich auf jedwede Kulisse zu verlassen, ist die Aufmerksamkeit im Publikum besonders groß.

Kurzum: Altehrwürdiges Märchen im besten Musical-Gewand für alle Träumer von Jung bis Alt, die die Prinzessin oder den Prinzen in sich zumindest für zwei Stunden bis zum glücklichen Ende wieder zum Leben erwecken wollen.

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