Ein Fest im Sinne des reformators Ein Fest ganz im Sinne des Reformators

Völklingen · Das Echo auf Martin Luther klang nachhaltig. An der „Nacht der Reformation“ in drei Völklinger Kirchen am Samstag mit großem, kreativem  Programm beteiligten sich viele Christen.

 In der Völklinger Versöhnungskirche (links im Bild) feierten die Besucher das Reformationsjubiläum auf ganz andere Art: In seinem Programm „Kabarett-Kirche“ untersuchte Kneipen-Philosoph Detlev Schönauer die Themen Liebe, Glaube, Hoffnung. In der Wehrdener Auferstehungskirche (rechts) setzten die Hausherren auf „die Macht der Musik“, hier der Projektchor.  .

In der Völklinger Versöhnungskirche (links im Bild) feierten die Besucher das Reformationsjubiläum auf ganz andere Art: In seinem Programm „Kabarett-Kirche“ untersuchte Kneipen-Philosoph Detlev Schönauer die Themen Liebe, Glaube, Hoffnung. In der Wehrdener Auferstehungskirche (rechts) setzten die Hausherren auf „die Macht der Musik“, hier der Projektchor. .

Foto: Thomas Seeber

„Ich bin vergnügt, erlöst, befreit!“ Das Motto des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ zog sich wie ein roter Faden durch den Feiertag am 31. Oktober. Schon morgens,  in der Versöhnungskirche Völklingen, „praist“ der ökumenische Projektchor den Herrn (The Lord)  im Festgottesdienst optimistisch.  Am frühen Abend füllt sich die große Kirche rasch, sogar die Gesangbücher zum Mitsingen von „Eine feste Burg“ sind bald alle vergeben. „Seit zehn Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit diesem Jubiläum, bis zum heutigen Höhepunkt“, sagt Presbyterin Miriam Lehberger. Andrea Schwindling, katholische Gemeindereferentin von St. Eligius, betont den ökumenischen Wert und die Wichtigkeit des Reformationsfestes in unserer pluralen Zeit als „wichtiges Zeichen des gemeinsamen Glaubens über konfessionelle Grenzen hinaus“.

Dann beginnt das abendfüllende Programm mit einem Zeitsprung ins Jahr 1517. „Sobald das Geld im Beutel klingt, die Seele aus dem Feuer springt“, hören wir, dazu nachhaltige Orgeluntermalung. Martin Luther wandte sich damals gegen den blühenden Ablasshandel: Lutz Gillmann, Sprecher, und Andreas Mehs, Orgel, zeigen in einer Art musikalischem Märchen, wie Pest, Hexenverfolgung, Aberglaube und großes Bildungsgefälle zwischen Oben und Unten, Pfaffen und Volk, zum konfessionellen Umbruch, der Reformation, geführt haben.

Danach gehört die Versöhnungskirche dem Kabarettisten Detlef Schönauer. „Das schreit doch zum Himmel“, oder „Selig sind wir Armen im Geiste“, gnadenlos komisch karikiert der französelnde Kneipen-Philosoph, der auch Orgel kann, die Themen Glaube, Hoffnung, Liebe, Zustand der Kirche und fehlende Schnittmengen zwischen Pfarrern und ihren „Schäfchen“.

Ortswechsel: „Hier, in der Wehrdener Auferstehungskirche, setzen wir zur Reformationsnacht ganz auf die Kraft der Musik“, erklären die Hausherren, Pfarrer Christian Puschke und Pfarrer Horst Gaevert. Musik von Hand zu Fuß gemacht, fröhlich klingend luthert es sich durch die Nacht.

Das Programm beginnt laut, heftig, pompös, klangstark,  mit Pauken und Trompeten sozusagen, vom Musikverein Rheingold Großrosseln und vom Posaunenchor Ludweiler, dann, leiser werdend, mit Gitarrenensemble-Musik, und zum Ausklang, zur Mitternacht hin, mit zart dezentem Bogenstrich mit Violine und Bratsche und den Ausführenden Vicky und Darius Psota.

Dazwischen gibt’s Chormusik vom Ökumenischen Singkreis Ludweiler, vom Singkreis Troubadix, vom Projekt „Ökumenisches Luther-Musical“, das die Vorgänge um den Wittenberger Thesenanschlag vor 500 Jahren rockig, poppig, jazzig erklärt. Auch hier, in Wehrden, fehlen die geistlichen Impulse nicht. Dafür zeichnen Pfarrer in Ruhe Georg Diening, Carsten Deetz und Pfarrer  Gaevert verantworlich, die zwischen den erwähnten Musikbeiträgen über die Grundgedanken der Reformation, über Solidarität mit Afrika beziehungsweise über Wert und Unwert religiöser Überzeugungen in Kurzreferaten geistige Impulse setzen.

Einen ganz anderen Ansatz, das Jubiläum zu feiern, verfolgen die Evangelische Jugend Völklingen-Warndt und Saarlouis. Unter dem Motto „Sei kreativ, mach mit, denk nach, iss lecker – Willkommen in Luthers Erlebniswelt“ haben sie zur „Church Night von und für Jugendliche & junge Erwachsene und alle, die gerne kommen möchten“ eingeladen. Ein schönes Mitmachprogramm in einer gut gewärmten Hugenottenkirche: „Es soll ja ein Wohlfühlabend werden“, sagt die Jugenddiakonin Annette Vollmer.

Und in der Tat ist hier was los. Da üben sich Jugendliche im Schreiben mit Tinte und Feder „wie zu Luthers Zeiten“, dort chillen Teenies im „Paradies“, einem gemütlichen Zelt mit knallig bunten Lichteffekten und, dank moderner Medien wie „Bluetooth“, mit eigener Musik vom Smartphone, dazu gibt’s mindestens drei Wege, zur eigenen Lutherrose zu kommen – durch Airbrush-Malen, Button-Bedrucken oder das sorgsame Ausmalen auf Jutetaschen. „Mönch ärgere dich nicht“ kann auch gespielt werden.

Für Hungrige gibt’s Kürbissuppe oder Grumbierkiechelcha (auch in den anderen Kirchen werden Erfrischungen und Snacks gereicht)  und die Möglichkeit, Bibelsprüche auf Saarländisch zu kreieren. Hat nicht Luther gefordert, „dem Volk aufs Maul“ zu schauen? Und folglich lesen wir, beispielsweise, nach Psalm 139, Vers fünf: „Du bischd iwwerall und häldschd dei Hand iwwer mir“.

Und eine moderne Thesentür gibt’s in Ludweiler auch. Hier können Interessierte anonym ihre Forderungen und Wünsche an die Amtskirche formulieren: „Einheit und Verbundenheit zwischen den Weltreligionen!“ steht hier, oder „Mehr Mitsprache der Basis in der Gemeinde!“, „Duldung gleichgeschlechtlicher Ehen!“ oder einfach „Mehr Gelassenheit!“

 Werden/Geislautern Reformationsjubiläum in der Auferstehungskirche.  Der „Projektchor“ startet die Iniative.

Werden/Geislautern Reformationsjubiläum in der Auferstehungskirche. Der „Projektchor“ startet die Iniative.

Foto: Thomas Seeber
 Ludweiler Hugenottenkirche: Nick Henkel zeigt Besuchern im Turm die Glocken mit der Lutherrose.

Ludweiler Hugenottenkirche: Nick Henkel zeigt Besuchern im Turm die Glocken mit der Lutherrose.

Foto: Thomas Seeber

Womit man wieder beim Eingangsmotto „Vergnügt, Erlöst, Befreit“ angekommen wäre, dem Motto sind alle drei Völklinger Kirchen gemäß  dem Lutherwort „Denn ein Herz voll Freude sieht alles fröhlich an“ gerecht geworden.

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