Ein Elefant als Eselsbrücke

Völklingen. "Kennt jemand das Wort Mnemotechnik?", fragt Edeltrud Schätzel am Dienstagabend im Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium. Viele der rund 35 Zuhörer schütteln den Kopf. Was gemeint ist, wissen aber alle. "Früher hat man Eselsbrücke gesagt", erklärt die Gedächtnis- und Lerntrainerin bei der Veranstaltung der Elternschule der Völklinger Volkshochschule

Völklingen. "Kennt jemand das Wort Mnemotechnik?", fragt Edeltrud Schätzel am Dienstagabend im Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium. Viele der rund 35 Zuhörer schütteln den Kopf. Was gemeint ist, wissen aber alle. "Früher hat man Eselsbrücke gesagt", erklärt die Gedächtnis- und Lerntrainerin bei der Veranstaltung der Elternschule der Völklinger Volkshochschule. Schnell zeigt sich, was die Merkhilfen leisten können. Per Zuruf stellen die Eltern eine lange Einkaufsliste zusammen: Neben Milch und Paprikaschoten soll Schätzel auch die Saarbrücker Zeitung mitbringen. Die Dozentin behält nicht nur alle 20 Artikel, sie merkt sich sogar deren Reihenfolge. "Das ist nichts Außergewöhnliches, Sie können es in zehn Minuten auch", versichert Schätzel den erstaunten Besuchern. Grundlage der Technik bilden Symbole, die den 20 Zahlen zugeordnet werden. Einige Beispiele: Eine Kerze hat die gleiche Form wie die "eins", der Dreizack gehört zur "drei", die offene Hand erinnert an die "fünf". Und das Elefantenkopfprofil mit dem aufgerollten Rüssel gleicht einer "sechs". Mit Hilfe von Bildern und kleinen Geschichten werden die Artikel nun den Zahlensymbolen zugeordnet. Je lustiger oder spektakulärer die Verbindung, desto besser fürs Gehirn. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Die Milch, das dritte Produkt der Liste, ist fast ausverkauft. Mit dem Dreizack gelingt es, die letzte Packung ganz oben im Regal zu angeln. Die Saarbrücker Zeitung belegt auf der Liste den Elefanten-Platz sechs. Der bekannte Rüsselträger Benjamin Blümchen, so denkt sich die Dozentin, verteilt Freiexemplare auf der Straße. "Sehen Sie das Bild?", fragt Schätzel. Nur wenn die Szene kurz vor dem geistigen Auge erscheint, wird sie auch gespeichert. Ein weiteres Beispiel: Mit den Fingern der Hand kann man nicht nur Bälle, sondern auch Gemüse jonglieren. Richtig, die Paprika landen als fünftes Produkt im Einkaufswagen. Jetzt versuchen es die Besucher selbst. Sie hören sich gegenseitig ab und stellen fest: Die Technik funktioniert prima. Das bildhafte Denken hilft nicht nur beim Einkaufszettel. Die Eltern merken sich eine Pin-Nummer, das Jahr der Entdeckung Amerikas, die wichtigsten Exportgüter Deutschland. Auch Nachrichtenschlagzeilen, Fremdwörter und Vokabeln sind schnell gelernt. Das spanische Wort "primavera" etwa steht für Frühling. Eine passende Verknüpfung: Vera findet es prima, wenn die warme Jahreszeit beginnt. Am Ende des Abends applaudieren die Eltern. Sie sind nicht nur vom anschaulichen Vortrag, sondern auch von ihrer eigenen Leistungsfähigkeit beeindruckt. "Morgen machen wir Abitur", scherzt eine gut gelaunte Besucherin.

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