Seit über 30 Jahren zieht Manfred Kessler mit seiner Musiktheatershow durch die Lande. Mit bis zu einem Dutzend Veranstaltungen in den Sommermonaten gehört er zu den erfolgreichen Künstlern im Bereich Kindertheater. Wenn er jeweils im Herbst seine Tournee für das folgende Jahr plant, spart er die Mittwochnachmittage in den großen Schulferien vorsichtshalber aus, falls er nicht ohnehin schon ein Engagement für den Völklinger Klamauk erhalten hat. Denn wahrscheinlich kommt der Auftrag noch nach Burgschwalbach - wie in fast jeder Sommersaison seit über zehn Jahren.

"Die Völklinger Kinder sind sehr aufgeschlossen", sagt er, während er auf dem Kolpingplatz letzte Vorbereitung für sein Programm "Ritter Rost im Zirkus" trifft, "und außerdem ist dieser Platz für mich akustisch und optisch eine ideale Kulisse." Rund 200 Kinder sitzen erwartungsvoll auf ihren Stühlchen, Pavillonzelte schützen sie diesmal nicht vor der Sonne, zum Glück haben viele Kinder Mützen aufgesetzt.

Zunächst aber kommt es in den letzten Reihen noch zu einer heftigen Diskussion. Ein Junge verkündet lautstark, dass er Ritter Rost vom Fernsehen her kennt, und dass der zum Frühstück immer Bürohammer-Müsli isst. Ein Mädchen dreht sich um und sagt: "Du spinnst ja, nicht Bürohammer, sondern Büroklammer will der! Was soll denn ein Bürohammer sein?" Der Junge, etwas verlegen, erklärt: "So war's aber im Fernsehen, und mein Vater hat auch einen Hammer im Büro." "Klar", ruft das Mädchen , "und den isst er als Frühstück , gell?" Alle kichern, doch bevor die Debatte eskalieren kann, legt Manfred Kessler los.

Und er beweist wieder einmal, wie geschickt er sein junges Publikum 45 Minuten bei der Stange halten kann, wobei er sich auch noch die Mühe gemacht hat, die Geschichte in Reime zu fassen. Zwölf Jahre lang war er mit einem richtigen Zirkuszelt und einem Team aus Technikern und Schauspielern unterwegs. Vorgestern aber war er alleine und schlüpfte in die verschiedenen Rollen des Ritter-Rost-Personals. Das machte er so gut, mit kaum wahrnehmbaren Übergängen, dass er mehrfach sogar betonen musste, dass eigentlich immer nur er zu sehen war. "Das eben war ich auch, glaub' mir, es gibt hier nur mich als Schauspieler", versicherte er einem Mädchen . Die Charakterisierung der einzelnen Rollen war oft so witzig, dass auch die Erwachsenen ihren Spaß hatten. Während Ritter Rost "Ich glaub, mich knutscht eine Dampflok" seufzte, fluchte der Drache Koks: "Verflixt und zugerostet!" Die Hexe heißt Verstexe, denn "keiner entdeckt se". König Bleifuß der Verbogene mischte sich unter das Publikum, und das Burgfräulein Bö verpasst dem pyromanischen Drachen ein Jahr "lästige Pflichten", bevor er dann zum Knappen Feuerzeug ernannt wird.

Kessler, ständig in Bewegung, lässt die Kinder immer wieder Probleme lösen, lachen, jubeln. Und ganz am Schluss dürfen sie die Rollen des Stückes übernehmen und damit selbst zu Ende spielen. Das Büro-Klammer-Hammer-Müsli-Problem wurde zwar nicht gelöst, aber die beiden Kontrahenten wurden später mit Schokoladeneis und sehr zufriedenen Mienen gesehen.

Zum letzten Klamauk dieses Sommers wird am Mittwoch, 2. September 2015, Marion Ritz-Valentin mit ihrem Kindermusical "Kinderaufstand" zum Kolpingplatz kommen. Die Vorstellung beginnt um 15 Uhr, der Eintritt ist frei.