Wo Regen niemanden stört: Völklinger Hüttenjazz Ein brillantes Trio trotzt dem Regen

Völklingen · Nässe von oben – dem Hüttenjazz-Publikum war’s egal. Und dank der Band Dock In Absolute kamen die Zuhörer voll auf ihre Kosten.

 Auf den Bühnenbrettern glänzt Regennässe, aber die Musiker bleiben trocken: Hüttenjazz mit dem Luxemburger Trio Dock In Absolute am Freitag im Völklinger Weltkulturerbe.

Auf den Bühnenbrettern glänzt Regennässe, aber die Musiker bleiben trocken: Hüttenjazz mit dem Luxemburger Trio Dock In Absolute am Freitag im Völklinger Weltkulturerbe.

Foto: BeckerBredel

Vorigen Freitag, 17.55 Uhr, beim Hüttenjazz: Max Rolshoven aktiviert seine Wetter-App. „In Völklingen kein Regen“, zitiert Rolshoven schmunzelnd. „Der Witz des Jahrhunderts“, kommentiert Hendrik Kersten, Mädchen für alles im Weltkulturerbe.

Es donnert! Aber nicht wirklich: Die Die Band Dock In Absolute steigt perkussiv ins Konzert ein. Drei Luxemburger, normalerweise in der Liga der angesagtesten Jazz-Festivals weltweit unterwegs, haben den Weg ins verregnete Völklingen gefunden. Gut 100 Zuhörer auch! Wozu gibt’s Schirme, Ostfriesennerze, und sind wir denn aus Zucker?

Eine gute Entscheidung, das Konzert trotz Regen im Freien zu belassen – das gibt Stimmung. Locker, gelöst, romantisch, melancholisch führt das Trio durch gedankliche Traumlandschaften und pulsierende Metropolen, wie in einem guten Film oder einem gelungenen Videoclip. Frisch von seiner Ostasien-Visite hat das Trio Dock In Absolute chinesische Folklore mitgebracht, imitiert Gongs, Glocken, Rohrflöten, Klangsteine.

Von Johann Sebastian Bach bezieht der klassisch ausgebildete Pianist Jean Philippe Koch offenbar seine Inspirationen. Heißes Latin-Feeling trifft auf skandinavische Coolness, barocke Klassikelemente, fernöstliches Flair – dieser Jazz ist international, kühn, zeitgemäß. Von den „Cotton Fields“, den Baumwollfeldern, übers Reisfeld in den norwegischen Fjord, sozusagen.

Schlagzeuger Michel Meis ist trotz technischer Probleme ein As für sich, während David Kintziger mit versiertem Bassspiel den grundierenden Klangteppich legt, unaufdringlich, dezent, sinnlich. Energische Stil- und Tempowechsel, rigide Pausen, ungeläufige Akzentuierungen, brilliante Soli, meisterhaftes Aufeinandereingehen prägen das Konzert, dem weder prasselnder Regen noch „Schafskälte“ etwas anhaben können. Im Gegenteil! Hier verstärken glänzend nasse Pflastersteine, tropfendes Eisenhüttenwerk und viel Szenenapplaus des Publikums den Eindruck, musikalisch gut aufgehoben zu sein. „Ein Abend für Hardcore-Jazzer“, findet Hendrik Kersten. Die sich gerne überzeugen lassen vom nahtlos wirkenden (farbigen) Zusammenspiel der drei Luxemburger unter dem grauen Völklinger Himmel.

Professor Oliver Strauch, der den Hüttenjazz Völklingen künstlerisch verwaltet und managt, sitzt am kommenden Freitag, 18. August, 18 Uhr, in seinem Oliver Strauch-Quartett selbst am Schlagzeug. Der Eintritt ist frei.

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