Ein Bergmann, der gegen die Nazis kämpfte

Ludweiler. Eigentlich hätte man für das Nazi-Opfer Philipp Kaufmann keinen Stolperstein errichten müssen. Denn in seinem Heimatort Ludweiler hatte man nach dem Krieg bereits eine Straße nach dem langjährigen Gemeinderatsmitglied und späteren Widerstandskämpfer benannt. Doch nach 1956 machte eine Mehrheit im Gemeinderat dies wieder rückgängig

Ludweiler. Eigentlich hätte man für das Nazi-Opfer Philipp Kaufmann keinen Stolperstein errichten müssen. Denn in seinem Heimatort Ludweiler hatte man nach dem Krieg bereits eine Straße nach dem langjährigen Gemeinderatsmitglied und späteren Widerstandskämpfer benannt. Doch nach 1956 machte eine Mehrheit im Gemeinderat dies wieder rückgängig. Denn Philipp Kaufmann war auch überzeugter Kommunist gewesen. Damals war die Zeit des Kalten Krieges zwischen Westmächten und Ostblock angebrochen. Dies bestimmte auch das innenpolitische Klima. Und traf nicht nur die Erinnnerung an Philipp Kaufmann. Wie der Völklinger Historiker Dr. Luitwin Bies feststellte, wurden damals auch andere, nach Antifaschisten benannte Straßen umbenannt.Philipp Kaufmann, am 27. März 1896 in Ludweiler geboren, arbeitete als Bergmann auf der Grube Velsen. Er engagierte sich politisch bei der KPD, die im Ludweiler Gemeinderat lange Jahre die absolute Mehrheit hatte, war dort von 1932 bis 1935 Fraktionsvorsitzender.

Dann entschied sich die Mehrheit im Saargebiet bei der Volksabstimmmung am 13. Januar 1935 für den Anschluss an Hitler-Deutschland. Und danach wurde die politische Arbeit für Kommunisten wie Kaufmann immer schwerer. Zwei Jahre lang schützten noch die so genannten Römischen Abkommen mit dem Völkerbund Einwohner an der Saar davor, wegen ihrer kritischen Haltung gegenüber dem Nazi-Reich verfolgt zu werden.

Doch 1937 lief diese Schonfrist aus. Was dann geschah, hat Luitwin Bies so beschrieben: "Viele antifaschistische Bergarbeiter, Kommunisten und Sozialdemokraten wurden von der Saargruben AG entlassen. Die Arbeitsämter wiesen ihnen Stellen in verschiedenen Bergbaurevieren des Reiches an." Dahinter stand das Ziel, die Widerstandsbewegung an der Saar zu schwächen.

Bies ist Kaufmanns Spuren weiter gefolgt. Den Bergmann aus Ludweiler verschlug es ins Ruhrgebiet: nach Recklinghausen, dann mit Frau und Kind nach Hüls und Marl. Dort wurde Kaufmann am 30. Oktober 1944 von der Gestapo verhaftet. Man warf ihm vor, so genannte Feindsender zu hören, Kontakte zu russischen Kriegsgefangenen zu haben und sie zu unterstützen. Seine Tochter Emmy ging mit einem Bittschreiben zur Gestapo (der damaligen Gemeinpolizei des NS-Regimes). Dort hörte sie, man könne ihrem Vater zwar nichts nachweisen, aber wegen seiner bekannten Einstellung werde er "für die Dauer des Krieges isoliert gehalten".

Kaufmann kam Ende November 1944 in ein Lager in den Chemischen Werken Marl-Hüls. Dort musste er arbeiten, wurde weiter verhört, misshandelt und geschlagen. Am 17. Dezember wurde er dann ins KZ Buchenwald transportiert. Von dort erreichte die Familie noch am 13. Januar 1945 ein Brief, in dem der Vater schrieb: "Haltet den Kopf hoch - ich tue es auch, bis wir uns wiedersehen!"

Philipp Kaufmann sah seine Familie nie wieder. Und erst Jahre später erlangten seine Angehörigen Gewissheit. Am 7. Juli 1949 erhielten sie über die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) Bescheid, dass Philipp Kaufmann auf einem Außenkommando des KZ Buchenwald umgekommen sei.

Auf einen Blick

Bei den Stolpersteinen handelt es sich um kleine Messingtafeln. Sie sollen in den Gehweg vor Häusern eingesetzt werden, in denen einst NS-Opfer wohnten. Eine Gedenktafel kostet rund 120 Euro. Das Geld soll über Spenden aufgebracht werden.

Kontakt zum Aktionsbündnis: Caroline Conrad, Kreuzbergstraße 7, Völklingen. Spendenkonto bei Stadtsparkasse: 895 104 63, BLZ 590 510 90, Verwendungszweck "Stolpersteine". er

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