Mit dem E-Bike unterwegs E-Hilfe gegen den inneren Schweinehund

Völklingen · Raus aus dem Auto, rauf aufs Fahrrad: Das kostet erstmal Überwindung. Ein Pedelec macht das Umsteigen leichter, zeigt eine  Testfahrt durch Völklingen.

 Läuft prima: SZ-Autor Andreas Lang ist mit dem E-Bike unterwegs auf der Wehrdener Brücke.

Läuft prima: SZ-Autor Andreas Lang ist mit dem E-Bike unterwegs auf der Wehrdener Brücke.

Foto: Thomas Seeber

 Einfach mal aufs Rad umsteigen: Das ist nicht so einfach wie gedacht, wenn man über Jahre das Training vernachlässigt hat, lieber bequem per Auto unterwegs war und zweifelsohne die zweite Lebenshälfte erreicht  hat. Vor allem, wenn die Steigungen der Radtour partout kein Ende nehmen, irgendwann die Luft ausgeht und die Muskeln sauer werden. Ob ein von einem Elektromotor unterstütztes Rad, E-Bike oder Pedelec genannt, die Alternative ist? Eine Testfahrt soll es klären. Diese Zweiräder, die sich immer weiter verbreiten, sind ja nicht für Kleingeld zu haben.

Hans-Gerd Ferring betreibt seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten in Völklingen das Fahrradgeschäft mit Werkstatt in der Poststraße gegenüber der Versöhnungskirche. Er verkauft neben Fahrrädern aller Art auch E-Bikes und leiht eines für Probefahrten aus.

Eine kurze Einweisung ist nötig, Ferring und seine Mitarbeiter erklären, was wichtig ist. Das Zündschloss am abnehmbaren Akku muss eingeschaltet werden, Leuchtdioden zeigen dann kurz den Ladezustand an. Alle auf Grün, also voll geladen, besser geht es nicht. Am rechen Lenkergriff gibt es noch einen Schalter, der entweder auf „E“ oder „M“ steht. Ersteres steht für „economic“, also ökonomisch, der Elektromotor unterstützt moderat. Auf „M“ hilft der Motor mehr, saugt die Batterie allerdings schneller leer. Zusätzlich zu den beiden Handbremsen – mit ihnen betätigt man Radnabenbremsen – steht noch eine Rücktrittbremse zur Verfügung, der von der Kettenschaltung gewohnte Rückwärtsfreilauf ist also nicht möglich. Etwa um im Stand das Pedal auf günstigere Anfahrtsstellung zu bringen. Dann kann es  losgehen. „Viel Spaß, gute Fahrt, bis später“, rufen Ferring und Kollegen

Und gleich stellt sich raus: Ohne Treten geht nichts. Erst sobald sich die Pedale drehen, merkt man ein leichtes Unterstützen des ElektroMotors. Richtung Weltkulturerbe soll es gehen, und die Fahrt geht zügig voran. Mehr als im Auto wird mir bewusst, dass der Radstreifen fehlt, wie praktisch überall in Völklingen. Und: Auf Radler sind die Völklinger Ampeln genau so schlecht getaktet wie auf den Autoverkehr. Überall Rot. Dabei fällt auf: Als ich langsam auf den Haltestreifen zufahre, will ich gewohnheitsmäßig noch kurz mit den Pedalen nachdrehen. Sofort scheint  jemand von hinten zu schieben – klar, der elektrische Helfer.

Alter Bahnhof und Unterführung liegen hinter mir, hinter dem Kreisel kommt die erste Steigung. Klappt prima, wesentlich leichter als mit dem Zehngang-Halbrenner. Hinter der Wehrdener Brücke werde ich mutig, will es wissen. Rechts abbiegen, an der Kulturhalle vorbei den Wehrdener Berg erklimmen. Wie gewohnt mit Anlauf, dann irgendwann runter schalten. Schön, der E-Motor kommt zu Hilfe, zumal auf „M“ umgeschaltet wurde. An der Kulturhalle vorbei geht es prima.

Kurz bevor die Autobahnbrücke über die Fahrbahn führt – ich habe längst runtergeschaltet – läuft aber irgendwas schief. Viel zu schwer muss ich treten, also rechts ran. Ein Stückchen zurück fahren, und auf einem flacheren Stück wieder Anlauf nehmen, jetzt geht es besser. Später fällt mir auf, was ich falsch gemacht habe: Beim Runterschalten muss ich kurz das Treten unterbrechen. Sonst passiert nämlich nichts, und der Tritt wird zu schwer, als dass der Motor noch unterstützen würde.

Also lieber noch ein bisschen Alltagsmodus und über die Wehrdener Anlegestelle an der Saar entlang. Über die Karolinger Brücke noch ein Weilchen durch die Stadt. Und dann zurück zum Ausgangspunkt; mit jedem Meter wird die Handhabung sicherer.

 Einfach losradeln geht nicht – Hans-Gerd Ferring (links) erklärt erstmal die Technik.

Einfach losradeln geht nicht – Hans-Gerd Ferring (links) erklärt erstmal die Technik.

Foto: Thomas Seeber

Das Fazit: Mit etwas Training sollten die gängigsten Wege bis hin nach Saarbrücken mit dem E-Bike gut zu machen sein. Aber klar ist auch: Den inneren Schweinehund, die täglichen Wege mit den eigenen Füßen zu treten, nimmt einem der E-Motor nicht ab.

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