FCS gegen FCH Das fliegende Auge überwacht die Fans

Saarbrücken/Völklingen · Die Polizei setzt am Samstag in Völklingen beim brisanten Saar-Derby zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem FC Homburg erstmals bei einem Fußball-Spiel im Saarland eine Drohne ein.

Die Polizei hat vier Drohnen in zwei Größen gekauft. Bei der Präsentation im Landespolizeipräsidium  steuert Markus Fuchs das kleinere Modell. Der Quadrocopter wird am Samstag in Völklingen eingesetzt.

Die Polizei hat vier Drohnen in zwei Größen gekauft. Bei der Präsentation im Landespolizeipräsidium steuert Markus Fuchs das kleinere Modell. Der Quadrocopter wird am Samstag in Völklingen eingesetzt.

Foto: BeckerBredel

Wer ist die Nummer eins im Saar-Fußball? Die Frage wird an diesem Samstag, 6. April, ab 14 Uhr im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion in der Regionalliga-Partie zwischen dem Tabellendritten 1. FC Saarbrücken und dem Tabellenzweiten FC Homburg geklärt. Die Frage nach der Nummer eins mobilisiert Krawallmacher. Die Polizei rechnet mit Problemen durch gewaltbereite Fans. Sie erwartet mehr als 300 dieser sogenannten Problemfans. Zu ihnen werden auch Anhänger des Bundesligisten 1899 Hoffenheim gezählt. Sie reisen zum Saar-Derby an, um die FCH-Fans zu „verstärken“. Einsatzleiter Eric Schweizer sagt: „Wir erwarten mehr Aggressivität – auch gegen Polizisten.“ Der Polizei-Oberrat kündigt an: „Wir werden sehr präsent sein. Es wird eine niedrige Einschreitschwelle geben.“ Unterstützung wird er aus der Luft bekommen. Erstmals wird bei einem Fußball-Spiel im Saarland eine Drohne zum Einsatz kommen.

Etwa 100 Homburger Fans reisen laut Polizei mit dem Zug an. Der Quadrocopter, wie die Drohne heißt, wird vor allem vor und nach dem Spiel aus 100 Metern Höhe die Lage zwischen dem Völklinger Bahnhof und dem Hermann-Neuberger-Stadion erkunden. Weil es sich um eine Videoüberwachung handelt, muss die Polizei per Lautsprecher und Schilder darauf hinweisen. „Die Drohne wird nicht direkt über Personen fliegen“, berichtet Norman Brust. Der Oberkommissar gehört zur Arbeitsgruppe „UAS-Pol“. Das steht für „Unmanned Aircraft Systems“-Polizei. Umgangssprachlich könnte man Drohnen-Polizei dazu sagen.

Brust erklärt, dass es bei dem sogenannten Rot-Spiel in Völklingen – ein Risiko-Spiel – vornehmlich darum geht, Fan-Gruppen und das Stadionumfeld zu observieren. Eine Detailerkennung sei mit einem Quadrocopter, von dem die saarländische Polizei Anfang März zwei angeschafft hat, nicht möglich. Der Octocopter bietet diese Möglichkeit. Er ist eine größere Drohne, die speziell für die Saar-Polizei gebaut wurde. Für die vier Fluggeräte hat sie insgesamt 61 000 Euro investiert.

Mit den aus der Luft gewonnen Erkenntnissen sollen am Samstag zum Beispiel Zuschauerströme gelenkt werden. Eine Live-Übertragung des Bildes von der Kamera an der Drohne direkt zur Einsatzleitung ist noch nicht möglich. Sie ist laut Schweizer aber in Planung.

Ein speziell ausgebildeter Polizist fliegt den Quadrocopter. Er entscheidet auch anhand der Wetterlage, ob die Drohne starten darf, erklärt Brust. Ein zweiter Beamter wertet die Bilder aus und leitet die Erkenntnisse an die Einsatzleitung weiter. „Ich war anfangs skeptisch“, gesteht Schweizer. Doch jetzt sei er mit Blick auf Möglichkeiten, die eine Drohne der Polizei zum Beispiel bei Demonstrationen, Sportveranstaltungen oder der Vermisstensuche bietet, begeistert.

Nicht begeistert sind Schweizer und Frank Schmelczyrsch, Leiter der Fachdienststelle Sport und Gewalt beim Landespolizeipräsidium, von Vorkommnissen bei den Aufeinandertreffen zwischen dem FCS und dem Erzrivalen FCH. In den vergangenen elf Derbys gab es insgesamt 88 Strafverfahren und 31 Verletzte. Zuletzt trafen die Erzrivalen im Saarlandpokal-Achtelfinale am 17. November 2018 in Völklingen aufeinander. Dabei gab es 35 Identitätsfeststellungen, zwei In-Gewahrsam-Nahmen und acht Strafanzeigen wegen Körperverletzung, Diebstahl und Beleidigung. Laut Polizei wurden FCH-Fans auf der Sitzplatz-Tribüne, wo Anhänger beider Vereine hocken, angepöbelt und mit Bier überschüttet. Auch hinter der Tribüne kam es zu Vorfällen, bei denen Polizei eingreifen musste.

Auch deshalb hat die Polizei mit dem 1. FC Saarbrücken über dessen Ordnungsdienst gesprochen, wie Schweizer berichtet: „Wir sind mit der Situation nicht zufrieden. Da erwarten wir als Polizei mehr. Der Ordnungsdienst muss ein Spiel fachgerecht betreuen können.“ Bei einem Heimspiel des FCS seien im Schnitt 80 Ordner im Einsatz. Bei einem Risiko-Spiel wie dem Derby gegen den FC Homburg seien es mehr. Der 1. FC Saarbrücken hat laut Schweizer schon einige Dinge verbessert.

Bevor nun am Samstag in Völklingen die Frage geklärt wird, wer die Nummer eins im Saar-Fußball ist, hat die Polizei „alle zur Verfügung stehenden Präventivmaßnahmen genutzt“, erklärt Schmelczyrsch. So wurden zum Beispiel gegen sechs FCS-Fans und zwei FCH-Anhänger für Samstag Aufenthaltsverbote für die Stadt Völklingen ausgesprochen.

Das Derby zwischen dem FCS und dem FCH elektrisiert die Fans – nicht nur die friedlichen.

Das Derby zwischen dem FCS und dem FCH elektrisiert die Fans – nicht nur die friedlichen.

Foto: Andreas Schlichter

Erkenntnisse, ob es vor dem Saar-Derby oder währenddessen zu einem Racheakt der Homburger Anhänger kommen wird, hat die Polizei nach eigenen Angaben nicht. In der Nacht zum 26. November 2018 hatten bisher nicht ermittelte Täter einen Teil der Gegengeraden im Homburger Waldstadion in den FCS-Farben Blau-Schwarz angemalt. So etwas gilt in Fan-Kreisen als eine Art Kriegserklärung. Auch deshalb hat Einsatzleiter Schweizer betont: „Wir werden sehr präsent sein.“ Und die Polizei werde früh einschreiten.

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