Die Walcker-Orgel kann auch Beatles, Jazz, Pop und Rock

Völklingen · Grenzüberschreitendes Orgelfestival mal ganz anders: Im Einstein-Gymnasium trat der Frauenchor Viva Voce mit Klassikern der 50er und 60er Jahre auf. Unterstützt wurde er von zwei Organisten an der schuleigenen Walcker-Orgel.

Im brennend heißen Wüstensand, rote Lippen küssend, beim Kriminaltango, und schuld war nur der Bossa Nova! Der Heidstocker Frauenchor Viva Voce beteiligte sich am deutsch-französischen Orgelfestival. Und wie! So wars am Mittwochabend im Albert-Einstein-Gymnasium, kurz AEG genannt: Die Frauen, "alles Teenager vor 50 Jahren", so die Moderatorinnen Anne Prümm-Melchior und Madame Anette Philippe, fein aufgemacht mit lange aufbewahrten Hütchen, Fliege, Blumenschmuck, Flower Power-Schals, haben Lust aufs eigene Programm - das spürt man.

"Schön war die Zeit!" Die Devise stimmt. Denn zweifellos unbeschwert waren die Fünfziger und frühen Sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Das spiegelt sich in den Liedtexten, am Schwung der Musik. Lutz Gillmann am Steinway-Flügel und Harald Trouvain auf der Cajon-Sitzbox geben den Takt vor, deutlich schneller gegenüber den Originalen. Hedwig Conrath, Chorleiterin von Viva Voce, fordert vehement die Melodiestimmen, den Backgroundchor, den guten Gesamteindruck. Alle freuen sich auf diesen Abend, Sängerinnen, Musiker, beinahe 100 Zuhörer.

Schon die Liedauswahl macht Freude, solche Schmankerl von Freddy, Cliff Richard , der unvergessenen Trude Herr, von Bill Ramsey, Rocco Granata, Manuela, Peter Alexander bis hin zum pfiffigen "Baby Babbel Bossa Nova" eines Will Brandes. Couragiert, gekonnt, sauber artikuliert, ausdrucksstark gesungen. Lebhafter Szenenapplaus, Zugabe, Zustimmung: "Scheen woors!"

Der Konzertsaal, die Schulaula, passt wunderbar zur Stimmung. Was das mit dem Thema Orgel zu tun hat? Da geht man Jahrzehnte in die erwähnte Aula, ohne zu ahnen, dass sich auf deren Empore eine gut klingende, gut gewartete Walckerorgel versteckt. Andreas Mehs, Kantor der Völklinger Eligiuskirche und die Viva Voces wissen das, haben sich den Schlüssel zur Empore besorgt. Und Orgel ist mehr als Bach und Reger, beispielsweise, sie kann auch Beatles, Love & Peace, Pop, Rock und Jazz. Geradezu sensationell, wie Mehs und sein Kollge Gillmann vierhändig die Tatort-Erkennungsmelodie aus der Feder von Klaus Doldinger einspielen. Da ist man mitten im Krimi! Ein schönes abwechslungsreiches Programm geht mit einem Schlager von Gerd Böttcher zu Ende: "Für Hedwig" (im Original "für Gabi") "tu ich alles" loben die Frauen von Viva Voce ihre Chorleiterin. Nur schade, dass dem Konzert ein paar französisch gesungene Chansons fehlten, als Gruß für die aus Lothringen angereisten Gäste.

Das deutsch-französische Orgelfestival 2016 endet an diesem Wochenende mit drei Konzerten: am Samstag, 8. Oktober, in der Eglise Saint-Rémi Forbach, am gleichen Tag um 14 Uhr in der Versöhnungskirche Völklingen , am Sonntag, 9. Oktober, 16 Uhr, in der Eligiuskirche Völklingen .

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