Neunkircher Zoo Die traute Zweisamkeit ist bald zu Ende

Neunkirchen · An diesem Sonntag wird noch groß Geburtstag gefeiert, dann geht es bald auf die Reise in die Welt.

 Noch genießen Askar (links) und Anusha die unbeschwerte gemeinsame Zeit zusammen mit ihren Eltern im Neunkircher Zoo.

Noch genießen Askar (links) und Anusha die unbeschwerte gemeinsame Zeit zusammen mit ihren Eltern im Neunkircher Zoo.

Foto: Zoo/Nicole Hartmann

Nicht mehr lange und dann ist es vorbei mit den süßen Tagen der Jugend. An diesem Sonntag feiert der Schneeleoparden-Nachwuchs im Neunkircher Zoo, Anusha und Askar, seinen ersten Geburtstag. Da soll ordentlich was los sein. Die Besucher jedenfalls sollten die herumtollenden Leoparden noch richtig genießen. Denn spätestens im Sommer hat die traute Zwei- beziehungsweise Viersamkeit ein Ende. Immer selbstständiger werden die beiden Teenies, wie der Zoo auf Nachfrage bestätigt, immer häufiger erkunden sie die Felsenschlucht auf eigenen Pfoten. "Es wird deutlich: Die Jungtiere werden bald ganz unabhängig von ihren Eltern sein und bereit, ihr Zuhause zu verlassen", bestätigt Zoopädagoge Christian Andres.

Wohin es geht, das steht mittlerweile fest. Entschieden haben dies die Koordinatoren des Europäischen und Internationalen Zuchtprogrammes. Askar, der männliche Zwilling, geht als erster. Im Sommer verlässt er seinen Geburtsort Neunkirchen Richtung Zoo Leipzig. Dort erwartet ihn nicht nur eine moderne neue Anlage, sondern auch eine junge in etwa gleichaltrige Schneeleoparden-Dame, mit der er sich um weiteren Nachwuchs der vom Aussterben bedrohten Art kümmern soll. Zwillingsschwester Anusha bleibt dann noch voraussichtlich bis Ende des Jahres bei Mama Luisa und Papa Sagar. Dann heißt es auch für sie Abschied neben: in den polnischen Zoo in Poznan. "Anusha und Askar gehören zu wenigen im letzten Jahr in europäischen Zoos geborenen und aufgewachsenen Schneeleoparden und sind aufgrund ihrer genetischen Abstammung sehr wertvoll für den Erhalt ihrer Art", sagt Andres.

Ihre eigene Geburt war mit Hilfe von Webcams des Naturschutzbundes (Nabu) Deutschland, die in der Wurfhöhle und der Schneeleopardenschlucht angebracht waren, zu einem Ereignis geworden, das viele tausend Besucher mitverfolgen konnten. Fast ein halbes Jahr blieben die Kameras installiert, konnten Beobachter das Leben der Schneeleoparden im Neunkircher Zoo über die Livewebcams begleiten. Die prominenten Tiere bekamen dann auch eine prominente Patin: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks übernahm die Patenschaft für die Zwillinge. Ihre Namen bekamen sie durch einen Namenswettbewerb, der mit großer Beteiligung durchgeführt wurde.

Mit einem Gewicht von nur 400 Gramm hatten die Zwillinge am 7. Mai vergangenen Jahres das Licht der Welt erblickt. Davon haben sie sich mittlerweile meilenweit entfernt. Die großen selbstständigen Jungtiere bringen nun 20 Kilogramm auf die Waage und fressen täglich fast 1,5 Kilo Fleisch und damit fast so viel wie ihre Eltern.

Ein bisschen dürfen die beiden aber noch das harmonische Familienleben genießen. Häufig liegen die Vier zusammen und beschäftigen sich miteinander, wie Andres bestätigt. Askar ist mutiger, liebt wie sein Vater Sagar das Wasser und plantscht gerne am Wasserfall und im kleinen Teich. Anusha kommt mehr nach der Mutter, ist eher zurückhaltend. "Wobei Luisa durch die Mutterrolle sehr gereift ist", weiß Andres.

Wie es nach dem Wegzug des Nachwuchses in Neunkirchen weitergeht, das wird sich zeigen. Möglicherweise haben ja Luisa und Sagar Spaß gefunden an der Elternrolle und sorgen schon bald wieder für neuen Nachwuchs.

An diesem Wochenende aber stehen Anusha und Askar erst mal noch einmal im Mittelpunkt. Von 14 bis 17 Uhr geht der Aktionsnachmittag anlässlich ihres Geburtstages. Es gibt einen Infostand der Zoopädagogik und des Nabu. Um 14.30 und um 16.30 Uhr sind Tierpflegersprechstunden an der Schneeleopardenschlucht, es gibt ein Quiz und viele weitere Aktionen und Infos. Und eine ganz besondere Überraschung gibt es außerdem noch für alle, die ebenso wie Anusha und Askar an diesem Sonntag Geburtstag haben - auch wenn sie älter als ein Jahr werden: Wer das mit einem Ausweisdokument belegen kann, der hat am 7. Mai freien Eintritt und kann einmalig seinen Geburtstag gemeinsam mit zwei Schneeleoparden-Kindern feiern, bevor diese in einigen Wochen in die weite Welt ziehen . . .

Zum Thema:

Schneeleoparden gelten mit einem weltweiten Bestand von 4000 bis 6400 Tiere laut Roter Liste als stark gefährdet. Die Großkatzen sind in den kargen Hochgebirgen Asiens zu Hause, wo sie wegen ihres Fells und ihrer Knochen gejagt werden. Der Mensch macht ihnen und ihren Beutetieren zunehmend den Lebensraum streitig, auch der Klimawandel bedroht diesen. Seit 18 Jahren setzt sich der Nabu für den Schutz der Schneeleoparden in freier Wildbahn ein und konnte bisher signifikant zu einem Rückgang der Wilderei beitragen. Der Neunkircher Zoo setzt sich mit seiner Teilnahme am Europäischen Erhaltungszuchtpgrogramm (EEP) und dem Internationalen Zuchtprogramm für die Erhaltung der Art ein.

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