Die Streuner bleiben ein Problem

Völklingen · Der Tierschutzverein Völklingen kämpft weiter gegen die Katzenschwemme. Oberbürgermeister Lorig hatte sich noch 2013 für die Kastrationspflicht frei laufender Tiere eingesetzt. Nun verzichtet die Stadt doch.

 Auch im Waldwinkel auf dem Heidstock gibt es herrenlose Katzen.

Auch im Waldwinkel auf dem Heidstock gibt es herrenlose Katzen.

Seit Jahren versucht der Tierschutzverein Völklingen , die Anzahl streunender Katzen einzudämmen. "Obwohl wir wie verrückt kastrieren, kommen wir nicht voran", sagt Erwin Kleber, Vorsitzender des Tierschutzvereins.

Über hundert Katzen habe der Verein seit der 5000-Euro-Spende von der Stadt im vergangenen Jahr eingefangen und kastrieren lassen, davon die meisten in alten Ställen in Ludweiler. Das sind nur sehr wenige, bedenkt man, dass eine Katze zweimal im Jahr bis zu sechs Junge zur Welt bringt und diese selbst nach nur wenigen Wochen geschlechtsreif sind. Umso wichtiger sei eine Kastrationspflicht, sagt Kleber. Auch deshalb, weil das Geld von der Stadt fast aufgebraucht sei.

Noch 2012 kündigte Oberbürgermeister Klaus Lorig an, bis Ende des Jahres eine Polizeiverordnung wie die Stadt Paderborn zu erlassen (siehe "Hintergrund") und eine Kastrationspflicht einzuführen. Vergangenes Jahr hieß es dann, nach einem Besuch Lorigs in Paderborn , dass Völklingen darauf verzichte, "da keine klärende Rechtsprechung existiert". Dennoch sehe die Stadt "klar die Notwendigkeit einer Kastrationspflicht für Katzen ", schrieb Jürgen Manz, persönlicher Referent des OB, damals.

Nun rudert die Verwaltung erneut zurück. Pressesprecher Uwe Grieger teilt mit, dass die Stadt nach einer Hauptausschusssitzung im April eine Polizeiverordnung zur Kastrations- und Kennzeichungspflicht nicht befürworte, "wegen rechtlicher Bedenken" bezüglich des Tierschutzgesetzes, des Polizeirechts und der finanziellen Belastung der Katzenhalter. Die Kontrollmöglichkeiten einer solchen Verordnung seien nur unzureichend, sagt Grieger.

"Wenn wir eine Verordnung erlassen, muss auch jemand da sein, der auf die Einhaltung achtet", sagt auch Arnold Ludes, Präsident der Landestierärztekammer. Trotzdem sei eine Kastrationspflicht unerlässlich. Hans-Friedrich Willimzik, Tierarzt und Landestierschutzbeaufragter, geht das aber nicht weit genug: "Mit einer Kastration allein ist es nicht getan, es braucht eine Kennzeichnungspflicht, wie sie jüngst der saarländische Landtag thematisiert hat." Ohnehin sei jede Katze einem Menschen zuzuordnen, auch herrenlose Katzen , die gefüttert werden. Er drängt die Bürger, dies zu unterlassen. "Futter zieht Katzen an. Füttere ich mehr, kommen mehr. Das Risiko steigt, dass die Tiere Krankheiten übertragen und verwahrlosen." Entweder man unterlasse die Fütterung oder übernehme Verantwortung für das Tier. "Das heißt, es impfen und entwurmen lassen und es vor allem drinnen zu füttern."

Die Landesregierung sammelt derweil mit Tierschutzvereinen und Tierheimen Daten, wo es im Saarland besonders viele Streuner gibt. Sabine Schorr, Sprecherin des Umweltministeriums, erklärt: "Erst wenn wir die Orte benennen können, können wir über die Einführung einer Kastrationspflicht im Sinne des Bundestierschutzgesetzes entscheiden." Das Land bestimme Anfang nächsten Jahres darüber, ob es eine landesweite Verordnung gebe oder die Kommunen selbst entscheiden. Völklingen muss dann womöglich erneut über die Kastration abstimmen. Das Problem Katzenschwemme geht die Stadt erst einmal nicht weiter an. "Dafür muss erst ein neuer Stadtrat her", so Grieger.

 Wie dieser kranken Katze fehlt es Streunern an tierärztlicher Fürsorge. Fotos: Jenal

Wie dieser kranken Katze fehlt es Streunern an tierärztlicher Fürsorge. Fotos: Jenal

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HintergrundIn Paderborn müssen Halter ihre freilaufenden Katzen registrieren lassen. Die Kennzeichnungspflicht wird laut Matthias Klocke vom Paderborner Ordnungsamt von der Bevölkerung akzeptiert. Ob die Zahl der Tiere dadurch zurückgegangen ist, könne er allerdings nicht sagen. jeb

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