Ausbildungstag bei Saarstahl Die Schaffer sind stolz auf ihre Werkzeuge

Völklingen · 600 Neugierige schauten sich am Samstag um in der Ausbildungswerkstatt von Saarstahl. Sie bekamen teilweise Spektakuläres vorgeführt.

 Bändiger des Lichtbogens:  Die Auszubildenden Dominik Frantz und Jan Gregorius (von links) demonstrieren beim Tag der Ausbildung, wie Schweißen funktioniert. Dabei gibt es viel zu beachten, damit die Schweißnaht später hält.

Bändiger des Lichtbogens:  Die Auszubildenden Dominik Frantz und Jan Gregorius (von links) demonstrieren beim Tag der Ausbildung, wie Schweißen funktioniert. Dabei gibt es viel zu beachten, damit die Schweißnaht später hält.

Foto: BeckerBredel

Gerne brüsten sich Handwerker mit ihren Werkzeugen und den Maschinen, die sie bedienen dürfen. Diese Veranlagung verbreitet sich auch schon unter dem Nachwuchs, wie sich am Tag der Ausbildung zeigt, zu dem Saarstahl am Samstag wieder in sein Völklinger Ausbildungszentrum eingeladen hat. Auch bei der Saarstahl-Auszubildenden Lea Becking hört es sich so ähnlich an, als schwärme ein PS-Verrückter von seiner tollen Karosse. „So ein Fünf-Achs-Fräser ist schon was Feines“, lobt sie ihre computergesteuerte Maschine.

Nach Auskunft von  Patrik Hüttel-Gier, der für die Ausbildung in den technischen Berufen bei Saarstahl zuständig ist, hat sich das Unternehmen diesen schicken Apparat eine Summe kosten lassen, für die man ohne Weiteres auch ein Mittelklassefahrzeug haben könnte.

Tatsächlich scheint das Ding aber der Ferrari im Maschinenpark des gut bestückten Ausbildungszentrums zu sein. Lea Becking spannt vor den Augen vieler Berufseinsteiger und Eltern – insgesamt durchliefen am Samstag knapp 600 Besucher die interessanten und teilweise spektakulären Stationen – einen einfachen Edelstahlzylinder in den Schraubstock ihres Fünf-Achsers ein. In den Werkzeughalter setzt sie den benötigten Fräskopf und schließt die Arbeitsbox. Nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass die Maschine mit den richtigen Daten versorgt ist, kann es losgehen. Und ihr sagenhafter Apparat schält aus dem Zylinder eine Figur für einen Tischkicker. Den haben sich Studenten unter den Saarstahl-Auszubildenden ausgedacht und an Computern entworfen.

Spektakulär geht es auch bei den Bändigern des mächtigen Lichtbogens zu – bei den Schweißern, die es verstehen, mit viel Energie Metallstücke zu verbinden. Doch auch das will gelernt sein, wie die angehenden Industriemechaniker Dominik Frantz und Jan Gregorius wissen. Frantz sagt: „Wichtig ist, auf den richtigen Anstellwinkel zu achten.“ Je nach Dicke der zu verbindenden Bleche und je nach der Stärke der Schweißnaht muss der Schweißer die Elektrode immer wieder in sanftem Bogen von einer Seite zur anderen führen. Bei dünneren Nähten zieht er die Elektrode einfach nur die Naht entlang. Dabei ist  ein gutes Gespür für das richtige Tempo wichtig. Geht es zu schnell, wird die Naht nix. „Zieht man dagegen zu langsam, schmilzt das Material weg“, sagt Frantz.

Wie er das macht, können im Ausbildungszentrum  auch Beobachter sehen. Unter normalen Umständen wäre der Lichtbogen viel zu grell, um mit ungeschützten Augen hinein zu blicken. Sobald Frantz aber mit dem Schweißvorgang beginnt, fährt rechtzeitig eine Schutzscheibe hoch, die gefahrenfreies Zuschauen ermöglicht. Er selbst bleibt allerdings den unbequemen Begleiterscheinungen der energiegeladenen Tätigkeit ausgesetzt: „Es ist sehr heiß, Schweißperlen spritzen überall umher.“

Für potenzielle Berufseinsteiger können die Ausbilder seit einigen Jahren diese Schwierigkeiten ausräumen: Sie haben nämlich einen Schweiß-Simulator zur Verfügung. An dem darf sich nun auch Mirko Gaßen mal versuchen.  Nicolas Foß und Ricardo La Delia zeigen ihm, worauf er zu achten hat. Während er die  Simulations-Schweißpistole an zwei blauen Werkstücken entlang führt, werden der Lichtbogen und die Schweißnaht nur unter seinem Helm sichtbar. Und zusätzlich auf der Leinwand, auf der im Ausbildungsbetrieb die Ausbilder und am Tag der Ausbildung die Zuschauer seine ersten Gehversuche am Schweißgerät beobachten können.

Auch wer gerne zerstört, findet bei Saarstahl den richtigen Ausbildungsberuf, etwa bei den Werkstoffprüfern. Sie untersuchen mit zum Teil brachialen Methoden, was die im Werk produzierten Stähle so alles aushalten.

Und wer den Dingen gerne auf den Grund geht, lernt im weißen Kittel statt im Saarstahl-Graumann und analysiert im Labor. Entweder geheimnisvoll mit Lösungen in Kolben und  Reagenzgläsern – oder im hochmodernen Spektrometer, und damit sind wir wieder bei den tollen Maschinen der Handwerker. 

 Lea Becking an der Fünfachs-CNC-Fräsmaschine. Dort wird sie gleich die „Zauberkraft“ moderner Technik zeigen: Die computergesteuerte Maschine verwandelt einen simplen Stahlzylinder in eine Tischkicker-Figur.

Lea Becking an der Fünfachs-CNC-Fräsmaschine. Dort wird sie gleich die „Zauberkraft“ moderner Technik zeigen: Die computergesteuerte Maschine verwandelt einen simplen Stahlzylinder in eine Tischkicker-Figur.

Foto: BeckerBredel
 Bei den Stahl-Leuten spielt auch Chemie eine wichtige Rolle. Ausbilderin Katharina Büttner (links) und die Auszubildende Alina Seifert (rechts) erklären Besucherin Nele Wirth, was sie im Labor tun.

Bei den Stahl-Leuten spielt auch Chemie eine wichtige Rolle. Ausbilderin Katharina Büttner (links) und die Auszubildende Alina Seifert (rechts) erklären Besucherin Nele Wirth, was sie im Labor tun.

Foto: BeckerBredel

Wobei: Die Laboranten sind bei Saarstahl im kaufmännischen Bereich angesiedelt, in dem Annette Reimsbach Ausbildungsleiterin ist. Weil alle Unternehmen im Rennen sind um die besten Berufseinsteiger, fühlt sie sich ein bisschen  alarmiert durch Veränderungen am Ausbildungstag: Der Besuch ist dieses Mal nämlich gerungfügig schwächer als bei der vorigen Runde. Doch sie nimmt es mit Humor: „Ich glaube, an einem Samstag ist es um acht Uhr noch zu früh, um zu beginnen.“ Außerdem erinnert sie daran, dass die saarländischen Schüler ja erst am Freitag ihren letzten Schultag vor den Herbstferien hatten.

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