Die Nostalgie fährt immer ein bisschen mit

Ludweiler · Der Motorrad-Sport-Club Ludweiler lud zum Vatertags-Treffen ein. Trotz mancher Sorgen, die den Verein drücken, feierten die Biker harmonisch.

 Timo Schielke, Alfred Meier (MSC-Vorsitzender) und Torsten Steinmetz (von links) sprechen gerne über die alten, guten Zeiten: Früher fuhr der Biker 20 000 Kilometer, heute bringen es viele nur noch auf 6000 jährlich. Foto: Bohlander

Timo Schielke, Alfred Meier (MSC-Vorsitzender) und Torsten Steinmetz (von links) sprechen gerne über die alten, guten Zeiten: Früher fuhr der Biker 20 000 Kilometer, heute bringen es viele nur noch auf 6000 jährlich. Foto: Bohlander

Foto: Bohlander

Eigentlich hatten sich die Biker Torsten Steinmetz und Timo Schielke schon längst daran gewöhnt, nass geregnet zu werden auf ihrem Weg einmal jährlich quer durch die Republik. Die Stammgäste des Motorrad-Sport-Club Ludweiler (MSC) rollen dann rund 700 Kilometer von Hohenmölsen in Sachsen-Anhalt nach Völklingen an, um am gemütlichen Vereinstreffen am Vatertag teilzunehmen. Dieses Mal blieb der Himmel trocken, die Dusche kam dann in Form eines Eimers Wasser, den die Ludweiler Kumpel über das Duo kippten. Spaß muss sein.

Die beiden gehören den Motorradfreunden Grunau an. Das Örtchen Grunau selbst existiert nicht mehr, weil es dem Abbau von Braunkohle weichen musste. Schielke ist seit 1990, kurz nach dem Fall der Mauer, Stammgast in Ludweiler. Eine Bekannte wohnte in Völklingen, und während des Besuchs entdeckte man einen Flyer, der auf das Sommerfest hinwies. "Da haben wir gesagt: Da fahren wir mal hin", erzählt er. Steinmetz folgte 2001. Nächtigte man anfangs noch in einem Zelt auf dem Clubgelände, ist man inzwischen in einen Nebenraum des Clubheims am Warndtstadion umgezogen. "Heute wohnen wir im Luxus", sagt Schielke lachend. Der Traditionsbesuch wird 2018 fortgesetzt: "Das steht nächstes Jahr auch schon fest", fügt Steinmetz hinzu. Beide fahren eine Yamaha FJR 1300, die es auf 250 Kilometer pro Stunde bringt.

Da müsse man schon vorsichtig sein, sagt auch Alfred Meier. Der Vorsitzende des MSC erklärt: "Man muss den Verkehr lesen können." Immerhin sei man wegen fehlender Knautschzone kaum geschützt, sollte etwas passieren. Er selbst fährt eine Kawasaki ZX 12, die es gar auf 300 Kilometer pro Stunde bringt. Sein Rat: Immer den Innenraum der Autos im Blick haben. Folge vom Fahrer ein Blick in den Spiegel, sei dies ein erstes Zeichen dafür, dass er ausscheren möchte.

Bikerfans aus dem ganzen Saarland und der benachbarten Pfalz versammelten sich wieder rund um das vereinseigene Clubheim, zeigten ihre neuesten Modelle, fuhren auf beeindruckenden Trikes vor und genossen unter dem Zelt ein kühles Bierchen. Auch eine kleine gemeinsame Ausfahrt über Losheim nach Trier und über die Landstraße gemütlich wieder zurück gab es. Trotzdem konnte man eines nicht verleugnen: "Die Anzahl der befreundeten Vereine und deren Mitglieder wird immer kleiner", sagt Thomas Weber.

Denn auch der MSC habe das vereinsübliche Problem: Es komme kaum Nachwuchs dazu. Die Nachwuchsarbeit für einen Motorradclub sei natürlich nochmals etwas schwerer als bei anderen Vereinen, da diese ja weitaus früher an Jugendliche herantreten könnten.

"Wir hoffen, dass wir diese Phase überstehen", erklärt er trotzdem optimistisch. Früher habe man das Motorradfahren noch gelebt, heute sei es eher ein Lifestyle. Einst habe man aus Kostengründen auch entweder ein Auto oder ein Motorrad gehabt - heute sei oft beides möglich.

So drehen sich viele der "Benzingespräche" darum, wie der Verein früher aufgestellt war. Einst hatte man sehr viele gute Motorsportler, etwa Crossfahrer. Heute werde diese Form des Bikens kaum noch betrieben. Der MSC Ludweiler war einer der ersten Vereine, die das BMX-Fahren in Deutschland populär machten. Beim Vorgängerverein trat bei einem Fest sogar der 60er-Jahre-Star Conny Froboess auf. Heute kommen selbst Alteingesessene wie der 2. Vorsitzende wegen Job und Familie nur noch auf etwa 6000 Kilometer auf der Maschine pro Jahr. Früher waren es noch bis zu 20 000 Kilometer. Selbst die Pokale für die weiteste Anreise oder den Club mit den meisten Mitgliedern wurden zurückgestellt. "Wir wussten auch gar nicht mehr, wohin mit den ganzen Pokalen", sagt Torsten Steinmetz lachend.

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